Hauptversammlung mit Autogrammstunde
Was haben die Frankfurter Messehalle, knapp 10.000 Personen und eine Tonne Kartoffelsalat gemeinsam? Sie waren Teil der ersten Publikums-Hauptversammlung der Telekom 1997. Einem Spektakel, das der deutsche Kapitalmarkt bis dato nicht gesehen hatte.
Zwei Millionen Aktionär*innen zählte die Telekom damals – und 34.000 von ihnen hatten sich im Vorfeld zur HV-Teilnahme angemeldet. „Das Interesse war so groß, dass erst einmal die Systeme angepasst werden mussten. Die vorhandenen Tools zur Anmeldung von Aktionär*innen waren bis dahin nur auf vierstellige Zahlen ausgelegt“, erinnert sich Hartmut Krohn, der sich damals im Bereich Treasury um den Anmeldeprozess gekümmert hat.
Die nächste große Frage: Wo kann man diese vielen Menschen überhaupt unterbringen? Nur drei Hallen in Deutschland kamen dafür in Frage, am Ende wurde es die Frankfurter Messehalle. „Wir haben fast das gesamte Messegelände angemietet und die Nebensäle mit großen Leinwänden ausgestattet. Denn keiner von uns wusste, was für ein Ansturm uns tatsächlich erwartet. Und bei einer Hauptversammlung kann man nicht einfach sagen: Tut uns leid, die Halle ist jetzt voll – dann kann die Veranstaltung juristisch angefochten werden, sagt Krohns Kollegin Renate Pohler. Bei der Planung verließ sich das Team daher auch auf die Erfahrungen anderer Aktienunternehmen. Deren empfohlener Richtwert: Von den angemeldeten Personen erscheint etwa die Hälfte. Und so wurden für die erwarteten 17.000 Gäste eine Tonne Kartoffelsalat, Würstchen, Frikadellen und Brezeln sowie 5.000 Kilo Obst bereitgestellt – nicht zu vergessen Kaffee und Kuchen für den Nachmittag.
Tatsächlich vor Ort waren am 16.6.1997 dann knapp 10.000 Aktionär*innen – spektakulär viele also im Vergleich zur ersten HV im Vorjahr, als der Bund als damals noch alleiniger Anteilseigner am Tisch saß. „Die Atmosphäre war regelrecht ausgelassen. Für viele war es ja das erste Mal, dass sie in Aktien investiert hatten – und damit auch die erste Hauptversammlung. Ron Sommer musste sogar Autogramme geben. Die Aktionäre standen in einer langen Schlange vor dem Podium, mit Geschäftsberichten in der Hand, und ließen sich diese von ihm am Ende der Hauptversammlung ,signieren‘. Man konnte die Aufbruchstimmung spüren, und in der voll besetzten Festhalle zu stehen war wirklich gigantisch“, erzählt Hartmut Krohn. Die Zustimmung der Anteilseigner*innen zu den Beschlüssen übrigens auch: „Wir lagen fast bei 100 Prozent. Damals wurde die Abstimmung noch mit Lochkarten und Sammelurnen – natürlich in Form eines Digits - geregelt“, erinnert sich Renate Pohler.
Nun erwartet das Team nach fast 25 Jahren wieder etwas Ungewisses. Eine virtuelle Hauptversammlung gab es im Konzern noch nie. Aber eins steht fest: Renate Pohler und Hartmut Krohn sind wieder mit von der Partie – denn sie sind die beiden Stimmrechtsvertreter des Konzerns, denen die Aktionäre ihre Abstimmungsweisungen übertragen können.
Klassiker im Scheckkarten-Format
Einst hatte sie Millionenauflage und ließ Sammlerherzen höher schlagen: die Telefonkarte.