Willkommen im (M)untergrund! Mobilfunk für die Kölner U-Bahn
Im Smartphone-Zeitalter haben sich die meisten Menschen daran gewöhnt, immer und überall erreichbar zu sein, E-Mails zu checken oder WhatsApp-Nachrichten zu lesen. Besonders gut geeignet dafür ist der Weg zur Arbeit oder nach Hause – zumindest, wenn das Smartphone Empfang hat. In der Kölner U-Bahn war das bisher nicht der Fall. Noch im Februar 2020 haderte der Kölner Stadt-Anzeiger: „Datenlos im U-Bahn-Tunnel.“ Doch das hat die Deutsche Telekom jetzt geändert.
Von „Datenlos durch die Nacht“ (oder durch den Tag) kann keine Rede mehr sein. Rund 250 Antennen versorgen die Fahrgäste der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in den Stationen und Tunnels ab sofort mit schnellem LTE-Mobilfunk.
Surfen ohne Unterbrechung
Für die Kunden der KVB glich die Mobilfunknutzung in der Kölner Stadtbahn bisher eher einer Berg- und Talfahrt: Denn im Gegensatz zu Städten wie Berlin oder München verkehrt die U-Bahn in der Domstadt nicht rein unterirdisch. Denn nur rund 36 der 199 Streckenkilometer liegen unter der Erde. Daher kommt auch der Name „Stadtbahn“, der für einen Mix aus Straßenbahn und U-Bahn steht.
Den Fahrgästen hat das bisher ein recht abwechslungsreiches Mobilfunkerlebnis beschert: Bester Empfang über der Erde – und schlechter oder gar kein Empfang, wenn die Stadtbahn im Tunnel verschwindet. Doch nun sorgt der LTE-Ausbau erstmals für unterbrechungsfreies Surfen.
250 Antennen für die Kölner U-Bahn
„Insgesamt haben wir im ganzen U-Bahn-Netz im unterirdischen Bereich etwa 250 Antennen verbaut. Das sind fünf bis sieben Stück pro Bahnhof, sagt Andre Graf, Techniker der Telekom und zuständig für den Mobilfunkausbau in den Tunneln und Bahnhöfen der Kölner-U-Bahn, beim Gespräch an der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof . Diese Antennen versorgen nicht nur den Bahnsteigbereich. Ihr Signal reicht auch durch den Tunnel bis zur nächsten Station – von der das Signal dann ebenfalls wieder in die Röhre hineinreicht.
So können die Fahrgäste jetzt durchgehend mit bis zu 300 Megabit pro Sekunde auf allen LTE-Frequenzen surfen. Und der neue U-Bahn-Mobilfunk ist noch längst nicht am Ende seiner Möglichkeiten angelangt, wie Techniker Graf verrät: „Wir haben das ganze Netz so ausgebaut, dass man es für die Zukunft erweitern kann“.
LTE per Nachtschicht
Von den Arbeiten am U-Bahn-Mobilfunk haben die Fahrgäste der KVB in den letzten Monaten nur wenig bemerkt. Denn sie fanden überwiegend nachts statt, wenn die Domstadt schlief, und wenn die Züge in den Depots standen. Andre Graf schildert, dass die Nachtstunden häufig nicht reichten: „Wir dürfen hier natürlich nur in der bahnfreien Zeit arbeiten. Bis 1.30 Uhr fahren die U-Bahnen. Und wir können erst danach arbeiten, bis morgens gegen 4-5 Uhr. Wir haben also nur zwei, drei Stunden für die Montage Zeit.“
Zudem sind die unterirdischen Arbeiten besonders schwierig: „Wir dürfen den Fahrdraht nicht berühren, der die Bahn mit Strom versorgt. Und wir haben jede Menge Beton hier. Dadurch müssen viele Antennen eingesetzt werden, damit wir eine gute Versorgung mit Mobilfunk erreichen.“
Wegen dieser ganz besonderen Anforderungen haben Planung und Genehmigungsverfahren auch mehrere Jahre gedauert. Installiert waren Antennen und dazugehörige Technik dann innerhalb von rund sechs Monaten.
U-Bahn-Empfang in allen Netzen
Auch wenn die Telekom das Projekt geplant und durchgeführt hat, können nicht nur Telekom-Kunden den neuen „Untergrund-Mobilfunk“ nutzen. „Wir teilen das Netz mit den anderen Netzbetreibern und Mitbewerbern. Die dürfen sich aufschalten“, sagt Techniker Andre Graf.
Über sogenannte Remote- und Master-Units, die die unterirdischen Mobilfunk-Antennen mit dem Glasfasernetz der Telekom in Köln verbinden, werden die Signale aller Netzbetreiber eingespeist. Das sorgt für unterbrechungsfreien Mobilfunk für alle KVB-Fahrgäste.