Lost Place und Glasfaser. Aufbau im Ahrtal.
Vor bald drei Jahren, im Sommer 2021, verwüstete ein Jahrhundert-Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ganze Landstriche. Die Flut zerstörte Häuser, Straßen und Infrastruktur. Sie riss alles mit, was sich die Menschen in Jahrzehnten aufgebaut hatten. Die Spuren der Katastrophe sind bis heute unter anderem im Ahrtal im nördlichen Rheinland-Pfalz überall zu sehen – vor allem an den Häusern, die meist wieder bewohnt sind, und die die Bürger mit viel Engagement nach und nach wieder aufbauen. Und man sieht es auch an der Infrastruktur der Deutschen Telekom. Ein bedrückend anmutender „Lost Place“ zeigt bis heute die verheerende Kraft des Hochwassers.
Von einem Meter Wasserstand auf knapp zehn Meter
Bis das Wasser am 14. Juli 2021 kam, versorgte die Telekom von ihrer Vermittlungsstelle Altenahr aus rund 3.000 Haushalte in einem großen Teil der Umgebung mit schnellem Internet zum Telefonieren und Surfen. Dann schoss der Pegel der Ahr durch den Stark- und Dauerregen des Unwettertiefs Bernd von regulär einem Meter innerhalb weniger Stunden auf geschätzte 9,84 Meter – der Pegelmesser war schon bei 5,75 Meter ausgefallen. Gegen diese Naturgewalt war damals auch die Telekom machtlos, zum Handeln blieb keine Zeit mehr. Die Vermittlungsstelle lief bis unter die Decke mit Wasser und Schlamm voll. „Als das Wasser abgeflossen war, stand der Schlamm hier knapp 30 bis 50 Zentimeter hoch“, blickt Telekom-Projektleiter Michael Guthart mit Schrecken zurück.
Irreparabel zerstört
Der Abriss ist zwar bereits geplant, doch noch steht die alte Vermittlungsstelle in Altenahr. Im Inneren bietet sich ein Bild der totalen Zerstörung. Alte Technik und Regale voller Sand und eingetrocknetem Schlamm. Der Boden übersät von Schutt und Treibgut. Heruntergerissene Kabel, die ins Leere führen. Wände, von denen der Putz gefallen ist. Dunkelheit.
„Das ist ganz zäher Schlamm, den Hilfskräfte hier rausgeputzt haben“, weiß Telekom-Experte Guthart, der heute noch betroffen wirkt vom Unglück, das übers Ahrtal hereingebrochen ist. Zu retten ist von dieser Technik nichts mehr. Die Muffen, mit denen hier Kabel verbunden waren, sind zwar wasserdicht. Aber die restliche Technik ist ruiniert, und die Kontakte der Anschlüsse sind längst korrodiert.
Erste Notmaßnahmen
Wer die komplette Verwüstung der Betriebsstelle Altenahr sieht, mag kaum glauben, wie schnell die ersten Menschen, welche über diesen Verteiler angebunden waren, wieder telefonieren und ins Internet konnten. „Eine Woche nach der Katastrophe waren die ersten Kunden am Festnetz wieder in Betrieb“, blickt Experte Michael Guthart zurück. Der Mobilfunk wurde trotz teils zerstörter Sendemasten und Leitungen sogar unmittelbar nach der Katastrophe Schritt für Schritt wieder hochgefahren und aufs Gleis gebracht.
Guthart erklärt eine der ersten Rettungsmaßnahmen der Telekom: „Wir haben die Außenkabel vor der Vermittlungsstelle gekappt und mit unserem Notfallcontainer verbunden.“ Dort stand binnen weniger Tage provisorische Technik parat, die die Kundinnen und Kunden der Telekom wieder ans Netz gebracht hat. Das war extrem wichtig, um die Aufräumarbeiten koordinieren zu können, als allererster Schritt zum Wiederaufbau.
Das Ende des Provisoriums
Der Lost Place der Telekom, die Reste der zerstörten Vermittlungsstelle in Altenahr, steht vor dem Abriss. Und auch der provisorische Container hinter dem Haus, der im Sommer 2021 so wichtig war, hat bald ausgedient. Denn in einem hochwassersichereren Gebiet in der Nähe hat die Telekom eine neue Vermittlungsstelle gebaut, als Multifunktionskabine (MUK). „Das ist der Ersatz für Altenahr und Ahrbrück“, verrät Michael Guthart vor dem erstaunlich kleinen Häuschen, das gleich zwei ehemalige Vermittlungsstellen zukünftig ersetzen wird.
Wie das funktioniert, erklärt er so: „Die ist viel kleiner, weil die Technik kleiner geworden ist – und weil das unsere erste Vermittlungsstelle nur für Glasfaser ist.“ Die Ausstattung im Inneren mit ihren Glasfaserkassetten, über die die Leitungen geführt und „rangiert“ werden, wirkt sehr kompakt – große Leistung, kleine Hardware. Hier arbeitet hochmoderne Vermittlungstechnik. Alles sieht blitzsauber, hell und aufgeräumt aus...
Der Schutz vor der nächsten Flut
Die Telekom hat hier aus der großen Flut entsprechende Konsequenzen für die Zukunft abgeleitet. Der Verlauf der Leitungen wurde teilweise neu strukturiert, so Michael Guthart: „Wir haben versucht, die früher üblichen Querungen der Ahr zu minimieren.“ Das macht die Versorgung sicherer und krisenfester. Und das neue Gebäude soll definitiv nicht mehr zum Lost Place werden: „Geschützt ist es vor allem dadurch, dass es auf einer Hanglage oberhalb der Ahr liegt.“
Die Telekom setzt, 30 bis 40 Meter Höhenmeter von der Ahr entfernt, auf Drainagen und eine Hangsicherung, damit eventuelles Hochwasser aus dem Fluss und aus dem Wald abfließen kann und nicht gegen den Container drückt. So hat die Telekom nach der Katastrophe einen hochmodernen neuen Standort aufgebaut, der die Menschen in diesem Bereich des Ahrtals zuverlässig mit Telefon und Internet versorgen wird. Und das ist bitter notwendig, denn der Neuaufbau in der schwer getroffenen Region ist noch längst nicht abgeschlossen. Deshalb bleibt die Deutsche Telekom hier unermüdlich aktiv und am Ball – bis wirklich alle Haushalte in den direkten von der Flut betroffenen Gebieten ans Glasfasernetz angeschlossen sind.
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