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Markus Jodl

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Glasfaser-Radar: Wie die Telekom in den Boden schaut

Die gelbe Gerätschaft, mit der Telekom-Techniker Markus Braun im bayerischen Oberland zwischen Bad Reichenhall und Berchtesgaden unterwegs ist, gibt Rätsel auf. Das Vehikel sieht aus wie ein Rasenmäher – schneidet aber kein Gras ab. Und in Rot steht „Leica“ darauf – aber es handelt sich um keine sündteure Kamera des Edel-Herstellers aus Hessen. In Wahrheit ist die vermeintliche „Rasenmäh-Kamera“ ein sogenanntes Bodenradar. Wir erklären in unserem neuen Blogbeitrag, wie und warum die Deutsche Telekom damit unterirdische Glasfaserleitungen aufspürt.

Leica, mal ganz anders

Markus Braun ist Bauführer für Mess-Technik bei der Telekom. Er erklärt das Gerät, mit dem er im idyllischen Oberbayern nicht die Wiesen abfährt, sondern geteerte Flächen: „Man kann damit sozusagen in den Boden hineinschauen.“ So lokalisiert die Telekom exakt ihre Rohranlagen – meist, weil es durch äußere Einflüsse zu Defekten gekommen ist, und weil die Daten nicht mehr störungsfrei fließen. Markus Braun und seine Kolleginnen und Kollegen fahren mit dem Leica DSX zuerst die Flächen ab, unter denen die Leitungen liegen sollten. Anschließend wertet die Software auf einem Tablet die gefundenen Daten aus. Und dann, so Experte Braun, „kann er dir in 3D ein Bild darstellen“. Die Firma Leica Geosystems vertreibt das Gerät. Entwickler ist ein italienisches Unternehmen, das auch die Radartechnik für das Kampfflugzeug Tornado liefert. Listenpreis fürs komplette Glasfaserradar: circa 25.000 Euro. Das ist sogar noch teurer als die Leica-Spiegelreflexkamera S3 für 18.600 Euro.

Das Geheimnis des Leica-Rasenmähers

Leica Geosystems selbst spricht von einer „Erkennungslösung für Versorgungsleitungen“. Das Gerät schickt Impulse in den Boden, die sich dort wellenförmig ausbreiten – und die dann von den Objekten im Untergrund als Echo reflektiert werden. Diese Signale kann das Radar an der Oberfläche empfangen und auswerten. Am schnellsten funktioniert das mit einem sogenannten Quick-Scan. Dabei schiebt Markus Braun das Gerät über kleinere Bereiche. Nach kurzer Rechenzeit erhält er das Ergebnis auf dem Tablet an der Lenkstange: „Ich sehe schon hier, da liegt ein Rohr mit Telefonleitungen.“ So kann er den Graben in 3D darstellen, mit allen Maßen wie Länge, Tiefe und Breite. Der Blick reicht bei diesem Modell bis zu drei Meter in die Tiefe. Das ist ideal für den Bereich, in dem die Telekom ihre Leitungen vergräbt.

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Mit einem sogenannten Quick-Scan muss die Leica über kleinere Bereiche geschoben werden.

Dafür braucht die Telekom das Bodenradar

Bei den alten Kupferleitungen war solch ein Gerät nicht erforderlich. Warum, erklärt Markus Braun, der an der Einführung der neuen Radartechnik bei der Telekom in Deutschland federführend beteiligt war: „Früher hatten wir hauptsächlich mit Kupferkabeln zu tun. Und die haben den Vorteil, dass man sie besenden und damit lokalisieren kann.“ Sprich: Durch die elektrischen Frequenzen im Kupfer lässt sich die Leitung sehr einfach von der Bodenoberfläche aus finden. Das funktioniert bei Glasfaser nicht. Eigentlich sollten bei Glasfaserleitungen alle Abzweigungen und Verbindungsmuffen mit sogenannten Kugelmarkern markiert sein. Das sind kleine Plastikbälle, die mit vergraben werden, und die bei Bedarf ein Signal nach oben senden. Wenn diese Kugelmarker vergessen wurden oder fehlen, hilft nur noch das Bodenradar.

Auf der Suche nach der defekten Stelle

Die Radartechnik kann aber nicht das eigentliche Glasfaserkabel aufspüren. Sie findet nur den Rohrverband, durch den die hauchdünnen Leitungen laufen, und der sie vor äußeren Einflüssen schützt. Erst über die Längen der Glasfaserkabel, die die Telekom mit einem weiteren Messgerät bestimmen kann, und mit Hilfe des bundesweiten Netzplans lässt sich der genaue Ort eines Faserbruchs metergenau finden. „Die Schwierigkeit besteht darin, genau zu lokalisieren, wo sich eine Beschädigung befindet“, erklärt Markus Braun. „Und dazu muss ich erst einmal wissen, wo der Rohrverband liegt.“ Dafür sorgt der Unter-den-Boden-Gucker der Telekom. Wobei Experte Braun weiß: „Meistens ist es ja eine offensichtliche Beschädigung. Oft steht der Bagger schon vor Ort, oder Leitplankenbauer waren unterwegs.“ Denn von selbst gehen die gut ummantelten Glasfaserleitungen in aller Regel nicht kaputt. Wenn die genaue Stelle des Schadens aufgespürt ist, lässt sich der defekte Strang ausbauen und ersetzen.

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Den genauen Ort zu lokalisieren, an dem sich eine Beschädigung befindet, ist nicht immer einfach.

Das Bodenradar in der Praxis

An Markus Brauns Einsatzort im bayerischen Oberland hat das System kürzlich einen Schaden genau lokalisiert, der bei Straßenbauarbeiten entstanden ist. Braun erklärt: „Die genaue Lage der Muffe war nicht bekannt. Dadurch hatten wir das Problem, wo graben wir auf? Im Lageplan ist eine Spülbohrung dokumentiert, aber leider ohne Maße. Dadurch hatten wir es nicht einfach, auf Anhieb die Kabeltrasse zu finden.“ Das Bodenradar ist dann fündig geworden. Und der Telekom-Techniker hat die genaue Lage aller Leitungen im Umfeld der Schadenstelle mit blauer Farbe auf der Straße und auch im Gras markiert. Als er nochmal vor Ort ist, ist der Schaden bereits repariert. Und diesmal kommen definitiv die Kugelmarker mit unter die Erde.

3D-Grafik, fast wie ein Videospiel

Auf dem Tablet des DSX zeigt Markus Braun den 3D-Blick unter die Erde. Die Grafik stellt die Rohre detailliert dar, wie sie im Boden liegen. Sie lassen sich per Eingabestift drehen, zoomen und vieles mehr. „Ich habe die farbig markiert. Man kann das in jeder Wunschfarbe festlegen“, zeigt Experte Braun – was beinahe wie ein cooles Videospiel aussieht. Doch die Technik hat auch ihre Grenzen: „Das 7-Millimeter-Röhrchen kann ich nicht orten.“ Denn auf dieser „letzten Meile“ vom Verteilerkasten zum Haus der Kundinnen und Kunden sind die Leitungen zu dünn für das Radar.

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Pressesprecher Markus Jodl (l.) im Gespräch mit Telekom-Techniker Markus Braun (r.)

Warum die Glasfaser wieder Kupfer bekommt

Für diesen Zweck testet die Telekom aktuell einen cleveren Trick: Nur für die Zeit der Messung und der Suche wird ein dünner Kupferdraht mit in die Glasfaserleitung eingeblasen. Über die elektrischen Frequenzen, die sich dann durchs Kupfer schicken lassen, ist die Leitung von der Oberfläche aus zu orten. So bekommen die Glasfaserleitungen der Deutschen Telekom kurioserweise wieder einen Kupferanteil, wenn auch nur kurzzeitig zu Messzwecken. Denn danach wird das Kupfer wieder aus der Leitung gezogen. Es sind spannende Geschichten, die Telekom-Techniker Markus Braun zu erzählen hat – wenn der Mann mit dem Radar-Rasenmäher quasi aus dem Mähkästchen plaudert.

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Maik Exner

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