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Martina Hammer

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Die Blockchain schläft nie

Die Blockchain nimmt weiter Fahrt auf. Auch die Telekom selbst ist hier aktiv und beteiligt sich unter anderem an Ethereum, Polkadot und Polygon. Warum die Blockchain eine wichtige Technologie ist und wie die Telekom mit ihrer Infrastruktur die Zukunft im Web3 gestaltet, erklärt Dirk Röder im Interview. Er entwickelt und unterstützt Blockchain- und Web3- Lösungen mit seinem Team in der Telekom MMS.

Dirk Röder

Dirk Röder entwickelt und unterstützt Blockchain- und Web3- Lösungen mit seinem Team in der Telekom MMS. © DTAG

Wie erklärst du Web3 und Blockchain?

Dirk Röder: Im Web1 und Web2 geht es hauptsächlich um den reinen Informationsaustausch. Google und Facebook haben hier eine zentrale Marktposition. Web3 wird oft als das dezentrale Internet der Werte bezeichnet. Dafür werden Datenbanken geschaffen, die über mehrere Computer und Standorte verteilt sind. Diese dezentrale Datenstruktur verhindert Monopol-Stellungen. Im Web3 besitzen und kontrollieren wieder die Nutzer mittels Blockchain-Technologien die Daten. Sie tauschen weltweit Informationen und Werte auf dieser gemeinsamen, vertrauensvollen Plattform aus. Kurzum: Im Web3 behältst du die Kontrolle, die Datenhoheit über deine Informationen und Werte. Du entscheidest, wer welche Infos wie lange nutzen darf. Und du verantwortest und verwaltest deinen Zugang selbstständig mit deiner digitalen Brieftasche, auch Wallet genannt.

Welche Rolle spielt die Telekom MMS als Infrastrukturbetreiber für Web3? 

Dirk Röder: Unser Geschäftsmodell ist sehr simpel. Wir stellen für Blockchain-Netzwerke wie Ethereum oder Polkadot unsere Cloud-Infrastruktur bereit. Das sind sogenannte „Nodes“, also Knotenpunkte im Netzwerk, die Transaktionen aufzeichnen und dabei als „Wächter“ die Blockchain sichern. Wir sind so zu sagen ein Enabler für die „Blockchain-Autobahnen“. Für diese Leistung werden wir in Krypto-Währungen bezahlt. Gleichzeitig geben wir dem Web3 die nötige Sicherheit für zukünftige Anwendungen. 

„Über 60 Millionen Euro an Assets liegen auf unserer Infrastruktur.“

Welche Blockchain-Netzwerke unterstützt ihr aktuell?

Dirk Röder: Acht Blockchain-Netzwerke mit über 200 Validatoren vertrauen uns. Aktuell liegen über 60 Millionen Euro an Vermögenswerte (Assets) von Chainlink, Ethereum, Celo, Q, Flow, Polkadot, Polygon und Energy Web auf unserer Infrastruktur.

Welche zukünftigen Anwendungen im Web3 könnten die Telekom-Infrastruktur nutzen?

Dirk Röder: Über 2 Milliarden Menschen weltweit besitzen kein eigenes Bankkonto. Geld in Sekunden und nahezu kostenlos empfangen oder versenden ist für sie überlebenswichtig. Mit der Blockchain können Menschen weltweit Geld von A nach B transferieren. Und dies immer und zu jeder Uhrzeit, denn die Blockchain kennt kein Wochenende. Dafür benötigen sie nur ein Smartphone und Internet. Der digitale Geldtransfer über beispielsweise Celo kommt ohne einen Mittelsmann aus. Es steht keine Bank zwischen dir, mir und der Überweisung. Das macht das Celo Netzwerk zu einem öffentlichen digitalen Bezahlsystem. Es ist zugänglich für jeden und im Besitz von niemandem.

„Die Blockchain kennt kein Wochenende.“

Wann kommt der sichere Handel von Aktien auf der Blockchain? 

Dirk Röder: Bisher waren Wertpapiere wie Aktien immer an zentrale Plattformen und Börsenmakler gebunden. Das Zukunftsfinanzierungsgesetz der Bundesregierung schafft in Europa eine Grundlage für den Handel von Wertpapieren auf dezentralen Technologien wie die Blockchain. Durch die Tokenisierung von echten Vermögenswerten ist ein weltweit unabhängiger, digitaler Austausch möglich, der sicher und transparent auf einer gemeinsamen Blockchain abgebildet ist. Mehr und mehr Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen oder Immobilien findet man als digitale Werte - auch Real World Assets oder RWAs genannt - auf öffentlichen Blockchains. Vor allem Polkadot, Ethereum oder Polygon sind hier Vorreiter. Sie werden gerne gewählt aufgrund ihrer fortgeschrittenen Technologie und hohen Sicherheitsstandards. Laut dem Analyseunternehmen Wepex sollen im Jahr 2026 rund ein Drittel aller Wertpapiere als Krypto-Wertpapiere abgebildet sein.  

Wo siehst du das Web3 in ferner Zukunft?

Dirk Röder: Ähnlich wie bei der Entwicklung des Internets hat erst die notwendige Geschwindigkeit und Belastbarkeit dieser Technologie komplexe Anwendungen ermöglicht. Wir werden künftig immer mehr Applikationen auf skalierbaren Blockchain-Ökosysteme sehen. Web3 ermöglicht die finanzielle Inklusion aller Bevölkerungsgruppen und hat das Potenzial für echte Massenanwendungen. Erst vor kurzem sind wir beispielsweise mit unserem Knotenpunkt für Energy Web online gegangen, der ersten öffentlichen Blockchain im Energienetz. Millionen digitaler Energiemarkt-Teilnehmer können künftig sicher miteinander vernetzt werden. Auch das Tracking grüner Energien wird leichter gestaltet. Web3 bietet Teilnehmern die Möglichkeit, den Energiemarkt aktiv mitzugestalten. Für mich beschleunigt Web3 die digitale Anbindung an die Gesellschaft.

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