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Hubertus Kischkewitz

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Alles im Fluss: Hochwasserschutz durch schnelle Datenströme

Im Netz der Deutschen Telekom können die Daten gar nicht schnell genug fließen. In deutschen Flüssen und Gewässern sieht es etwas anders aus. Wenn die Fließgeschwindigkeit hier zu stark steigt, wenn die Pegel zu hoch werden – dann droht Hochwasser. Und wer einen friedlichen Fluss wie die Donau in Baden-Württemberg erlebt, kann sich kaum vorstellen, dass sie von Zeit zu Zeit wild tobt und dann ganze Orte, Flächen und Landstriche verwüstet.

Hochwasserschäden an einem Haus

Hochwasser kann nicht nur das Hab und Gut von Menschen, sondern auch deren Leben bedrohen.

Damit so etwas möglichst selten passiert, werden die Pegel der Gewässer in Deutschland regelmäßig kontrolliert. Dabei spielen auch das Festnetz der Telekom und Mobilfunknetze eine ganz entscheidende Rolle. Wir erklären, wie schnelle Datennetze dazu beitragen, das Leben und das Hab und Gut von Menschen zu bewahren.

Messer-Wisser: Die Pegelstände in Baden-Württemberg

Gerade im hügeligen und teilweise gebirgigen Baden-Württemberg sind viele Menschen von Hochwasser bedroht. Um sie möglichst gut zu schützen, sind regelmäßige Informationen zu Pegelständen extrem wichtig. Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) des Landes in Karlsruhe liefert deshalb stündlich aktuelle Daten – und zwar von mehr als 265 Pegeln an den großen Flüssen wie Rhein, Donau, Main und Neckar, aber auch von deren Nebenflüssen. 

Diese Stelle, die 1991 bei der Landesanstalt für Umweltschutz eingerichtet wurde, veröffentlicht die Wasserstands- und Abflussdaten quasi „live“ unter anderem auf ihrer Website. Die aktuellen Informationen von den Messstellen im ganzen Ländle erreichen die HVZ sowohl per Festnetz als auch per Mobilfunk.

Die beiden separaten Übertragungswege sorgen für maximale Ausfallsicherheit, denn beim Hochwasserschutz ist absolute Zuverlässigkeit oberstes Gebot. Wie Messungen und Übertragungen vor Ort funktionieren, und wie die Menschen damit geschützt werden, zeigen drei Beispiele aus dem Regierungsbezirk Tübingen – von der Wimsener Höhle, vom Kloster Beuron und aus Riedlingen an der Donau.

Wimsener Höhle: Aus gut unterrichteter Quelle

Die Wimsener Höhle auf der Schwäbischen Alb ist die einzige mit dem Boot befahrbare Wasserhöhle Deutschlands. Sie erstreckt sich über 1.260 Meter Länge, aber nur rund 70 Meter davon können Besucher mit dem Kahn erforschen. Der Rest bleibt Tauchern vorbehalten. Aus der Höhle entspringt die Zwiefalter Ach. Im Mittel schüttet die Quelle rund 590 Liter Wasser pro Sekunde aus. Bei extremen Wettersituationen kann es aber auch mehr als das Zehnfache werden, bis zu 6.240 Liter pro Sekunde.

Dieser enorme Unterschied zeigt schon, wie wichtig es ist, den Pegel des kristallklaren Gebirgswassers regelmäßig zu kontrollieren. Denn wenn hier Hochwasser herrscht – dann kommt das Unglück in der Folge unweigerlich auch weiter unten an der Donau an. Dort müssen die Anrainer rechtzeitig gewarnt werden. Darum kümmert sich seit 16 Jahren Manfred Bleile, einer der Verantwortlichen für den Hochwasserschutz beim Regierungspräsidium Tübingen.

Pegelhaus mit Technik zur Messung von Pegelständen

In Pegelhäusern wie diesem werden Daten gesammelt und an die Hochwasserzentralen gesendet.

Alle 15 Minuten neue Pegelstände

Manfred Bleile kennt die Geschichte des Hochwasserschutzes in Baden-Württemberg ganz genau: „Wir haben Pegel, die schon seit über 100 Jahren abgelesen werden. Der Pegel hier in Wimsen wurde 1961 errichtet und ist jetzt praktisch 60 Jahre alt.“ Er zeigt an der Wimsener Höhle auf einen gelbschwarzen Messstab im Wasser: „Der Pegelbeobachter konnte an dieser Pegellatte den momentanen Wert ablesen, den er dann an seinem Beobachterplatz festgehalten hat. Das war früher in der Woche nur eine Ablesung.“

Für effektiven und schnellen Hochwasserschutz reicht das heute natürlich nicht mehr aus. Deshalb gibt es mittlerweile im Pegelhäuschen direkt am Wasser zwei moderne Technikschränke – und gleich zwei Systeme, um den aktuellen Stand zu kontrollieren und zu übermitteln: „Zum einen ist das ein althergebrachtes Schwimmersystem. Unter dem Pegelhaus ist ein Schacht, in den das Wasser der Ach hineinläuft. Bei steigendem Wasserstand hebt sich dieser Schwimmer an und setzt ein Messband in Bewegung.“

Ein sogenannter Winkelkodierer erzeugt aus diesen Hoch-Tief-Bewegungen ein elektrisches Signal, dessen Daten von hier aus zur HVZ nach Karlsruhe übertragen werden. Ergänzend dazu befindet sich an der Außenseite des Pegelhäuschens ein hochmodernes Radarsystem, das die Oberfläche der Ach kontinuierlich mit Ultraschall abtastet. Die Wimsener Daten gehen viertelstündlich übers Netz der Telekom nach Karlsruhe.und zwar viertelstündlich.

Beuron: Hochwasserschutz am Kloster 

Gottes Hilfe allein genügt nicht, um die Menschen, die unterhalb des Benediktinerklosters Beuron in der Nähe von Sigmaringen leben, vor Hochwasser zu schützen. Hier ist die Donau so wasserreich, dass die Erzabtei St. Martin zu Beuron seit genau 100 Jahren das Wasserkraftwerk St. Maurus betreibt, das nach mehreren Um- und Neubauten heute eine stattliche elektrische Leistung von 270 Kilowatt bietet.

Vor Ort dienen sogar zwei Pegelhäuschen zur Überwachung der Donau. Auch in Beuron gibt es im Sinne der Ausfallsicherheit für die Wasserstände zwei redundante Systeme. Neben einem Schwimmer, wie in Wimsen, wird statt des Radars noch eine Drucksonde verwendet. Zusätzlich setzen die Gewässerbeauftragten des Regierungspräsidiums mitunter ein weiteres Messgerät ein. Das schwimmt wie eine gelbe Badeente in der Donau und kontrolliert die Fließgeschwindigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen des Flusses.

„Aus den Fließgeschwindigkeiten errechnen wir dann den Abfluss“, schildert Pegel-Experte Manfred Bleile. Er erklärt die zweifach ausgelegte Messtechnik: „Beim Hauptsystem, dem Schwimmer, übertragen wir die Daten über das Festnetz der Telekom. Und das Redundanzsystem übertragen wir über Mobilfunk.“ Denn: „Die Pegel in Baden-Württemberg sind alle doppelt abgesichert, sei es die Wasserstandserfassung über ein erstes und ein zweites System als auch die Übertragung über Festnetz und Mobilfunk.“

Selbst die Stromversorgung gibt es hier doppelt. Wenn das Elektrizitätsnetz tatsächlich einmal ausfällt, übernehmen automatisch Akkus, die an Autobatterien erinnern.

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Neben der Messung von Pegelständen schützen auch bauliche Maßnahmen gegen Hochwasser.

Riedlingen: Das Hochwasser kommt alle zwei Jahre – mindestens

Vom Kloster Beuron aus 50 Kilometer donauabwärts liegt Riedlingen mit seinen rund 10.500 Einwohnern. Hier hat das „zweijährliche Hochwasser“ seit Jahrhunderten Tradition, so will es die Natur. „Wir haben etwa alle zwei Jahre hier in Riedlingen die Situation, dass wir Hochwasser haben“, weiß Bürgermeister Marcus Oliver Schafft.

Zuletzt war es Ende Januar 2021 wieder so weit. Diesmal ging alles einigermaßen glatt ab. Dennoch mussten Keller geräumt werden, und eine ganze Straße wurde zeitweise vom Wasser verschluckt. Dass nicht mehr Schäden entstanden sind, verdankt Riedlingen seinem Hochwasserschutz mit Schutzmauern, Kanalisierung und intelligenten Brückenbauten, für den Stadt und Land zuletzt nochmals rund vier Millionen Euro investiert haben. Doch Bürgermeister Schafft weiß, dass die Gefahren durch Klimawandel und Starkwetter in Zukunft eher noch ansteigen werden: „Nach unserer Wahrnehmung nehmen Hochwasserereignisse in den letzten Jahren zu. Und die Vorhersagbarkeit und die Frage, in welcher Höhe das Wasser zu erwarten ist, verändern sich.“

Hier werden Prognosen immer schwieriger. Um so wichtiger ist es, dass Messstationen wie in Beuron kontinuierlich ihre Pegelstände übermitteln. Denn durch deren Informationen bleiben dann beispielsweise in Riedlingen noch einige Stunden Zeit für Schutzmaßnahmen wie mobile Spundwände. Je schneller und aktueller diese Daten im Festnetz der Telekom und über Mobilfunknetze fließen – desto weniger Wasser fließt im Notfall in Keller und Häuser der Bürger vor Ort.

Alles zum Hochwasserschutz gibt es im Video:

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Eine Vermittlungsstelle im Hochwasser

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