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Hubertus Kischkewitz

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Wenn Glasfaser durchs Schlüsselloch passt

Die Deutsche Telekom verprobt immer wieder neue Verlegemethoden, um den Kund*innen möglichst schnell und unkompliziert schnelles Internet zu bieten. So wie das sogenannte Keyhole-Verfahren, das in Emmerich erstmals zum Einsatz kam.

Bauarbeiter bei der Ausübung des Keyhole Verfahrens

Beim Keyhole-Verfahren wird der Baugrund nur minimalinvasiv aufgebrochen.

Der Glasfaserausbau der Deutschen Telekom geht auch 2021 ungebremst weiter. Ziel sind dabei bis zu zwei Millionen neu versorgte Haushalte pro Jahr. Sie erhalten mit sogenannten FTTH-Anschlüssen extrem schnelles Internet mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Das Kürzel steht für „Fiber to the Home“ – also für Glasfaser bis ins Haus bzw in die Wohnung. Das ermöglicht solche zukunftsweisenden Gigabitanschlüsse.

Um FTTH in Deutschland möglichst schnell verlegen zu können, ist die Telekom ständig auf der Suche nach neuen Verlegemethoden.   Auf dem Prüfstand ist derzeit das Keyhole-Verfahren – hierbei soll die Glasfaser quasi wie durchs Schlüsselloch und ohne aufwändige Baugrube schnell und umweltschonend  zu den Kunden verlegt werden können. Wir schauen durchs Schlüsselloch und verraten, wie das funktioniert.

Premiere in Emmerich

In Emmerich am Niederrhein, im Stadtteil Elten, hat die Telekom rund 200 Häuser per FTTH direkt ans Glasfasernetz angeschlossen. Im Rahmen dieses Ausbaus demonstrierte die Firma Tracto-Technik, wie man ihrer Meinung nach den Ausbau beschleunigen und vereinfachen könnte. Schnelligkeit ist in Emmerich durchaus ein Thema, denn die Stadt ist Heimat von Formel-1-Rennfahrer Nico Hülkenberg.

Beim Keyhole-Verfahren werden auf Straßen und Wegen keine Baugruben mehr aufgerissen, die Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer oft tage- oder manchmal sogar wochenlang behindern. Und auch der Garten der Kunden wird verschont. Denn hier kommt die Glasfaser wie bei einer modernen Operation am Knie oder am Herzen quasi „minimalinvasiv“ ins Haus. Ein vergleichsweise kleines Loch genügt, und die restliche Verlegung erfolgt unterirdisch, unsichtbar und sauber. Damit ist die Keyhole-Technik eine fast schon chirurgisch genaue Methode für die „Operation Glasfaser“.

Was ist das Besondere am Keyhole-Verfahren?

Baugruben waren gestern. Bei der Schlüsselloch-Technik sägt ein Spezialgerät  ein kreisrundes Loch in den Asphalt oder in eine andere feste Oberfläche. Das Loch wird anschließend tiefer ausgesaugt. Vom Boden des Lochs aus führt eine horizontale Bohrung unterirdisch direkt ins Haus und zum Hausanschluss des Kunden.

„Wir erhoffen uns dadurch weniger Aufwand und weniger Verletzungen am Straßenkörper“, erklärt Sebastian Schuchall von der Telekom-Technik. Das Ergebnis klingt ungefähr so schnell wie später die Gigabit-Anschlüsse der Nutzer, weiß Techniker Schuchall: „Alles an einem Tag realisiert für den Kunden.“ So schnell hat die Deutsche Telekom Glasfaser sicherlich noch nie an die Frau oder an den Mann gebracht.

Telekom-Techniker gibt Interview

Sebastian Schuchall von der Telekom Technik erhofft sich viele Vorteile durch das neue Verlegeverfahren.

Wie funktioniert das genau?

Ein sogenanntes Kronenbohrgerät sägt ein rund 65 Zentimeter großes kreisrundes Loch in die Oberfläche – und zwar genau über der Stelle, an der bereits ein Glasfaserkabel der Telekom liegt. Die runde Bohrung vermeidet im Vergleich zu einer eckigen Baugrube Folgeschäden an der Straße. Der freigeschnittene Asphaltring, quasi der Deckel, wird später, nach Abschluss der Arbeiten, an der exakt gleichen Stelle wieder eingesetzt. Der Saugbagger, ein gewaltiger Staubsauger, holt danach das Erdreich aus dem Loch – das in seinem Laderaum zwischengelagert wird.

Asphaltdeckel bei Bauarbeiten

Der Deckel wird nach den Bauarbeiten wieder an die gleiche Stelle eingelassen und verfugt.

In 60 bis 120 Zentimetern Tiefe verlaufen meist die Glasfaserleitungen der Telekom. Wenn sie erreicht sind, ist das „Schlüsselloch“ tief genug. Von hier aus wird dann horizontal in Richtung Haus des Kunden gebohrt. Strecken von bis zu 30 Metern lassen sich mit dem innovativen Verfahren der Firma Tracto-Technik aus Lennestadt im Sauerland unterirdisch überwinden, unterhalb von Wegen, unter dem Garten und durch Mauern bis zum Hausanschluss.

Dabei kommt das sogenannte Horizontalspülbohrverfahren zum Einsatz. In das gebohrte Loch wird ein Spülbohrgerät mit ausgetüftelter Bohrtechnik hinabgelassen. Von diesem Zylinder aus arbeitet sich der Bohrer immer weiter vor in Richtung Haus. Das Bohrgestänge wird dafür jeweils um 25 Zentimeter lange Stücke, die automatisch angeschraubt werden, verlängert. Wasser spült bei der Bohrung den Abraum nach hinten weg.

Ein Ortungsgerät, das von oben aus mehrere Meter tief in die Erde „schauen“ kann und ein Steuergerät sorgen dafür, dass der Bohrer exakt auf Kurs bleibt – und genau an der für den Hausanschluss ausgemessenen Stelle wieder aus der Versenkung auftaucht.

Bohrkopf durchstößt eine Wand

Fast auf den Zentimeter genau durchstößt der Bohrkopf die vorgesehene Stelle in der Garagenwand.

Beim Test in Emmerich dauert die Bohrung nur eine Stunde. Gegenüber klassischem Tiefbau ist das ein Klacks. Dann durchstößt der Bohrer die Garagenwand genau an der geplanten Stelle. Der Rest ist Routine. Auf dem Rückweg zieht der Bohrkopf ein dünnes Leerrohr durchs frisch gebohrte Loch. Durch diese Speedpipe blasen die Telekom-Techniker dann per Druckluft ein Glasfaserkabel ins Haus – und der Anschluss steht.

Und was passiert mit dem Schlüsselloch?

Zuletzt, und tatsächlich noch am selben Tag, wird das Schlüsselloch in der Straße frisch verfüllt. Der Asphalt-Deckel kommt wieder an seinen angestammten Platz, er wird eingeklebt und mit dünnflüssigem Mörtel verfugt. Je nach Jahreszeit und Temperatur sind der Gehweg oder die Straße nach maximal zwei Stunden wieder frei zur Benutzung.

Was für ein Unterschied zur klassischen Baugrube, die Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer drastisch länger behindert. Schneller, exakter und minimalinvasiver schafft das auch kein Chirurg.

Ein Bohrloch wird mit Mörtel verfugt

Noch am gleichen Tag können die Bauarbeiten abgeschlossen werden, indem das Bohrloch mit dem Asphaltdeckel wieder abgedeckt und verfugt wird.

Welches Potenzial hat das neue Verfahren?

Philipp Schumacher, Produktmanager bei Tracto-Technik, ist zuversichtlich, dass mit der neuen Technik Hauszuführungen künftig viel schneller und günstiger als bisher gebaut werden können. Und das mit weniger Aufwand und Belastung für Hausbesitzer und Verkehrsteilnehmer: „Mit dem Keyhole-Verfahren haben wir eine minimalinvasive Bohrtechnik zum Herstellen von Glasfaser-Hausanschlüssen ermöglicht.“

Ob die neue Methode künftig tatsächlich beim Glasfaser-Regelausbau der Deutschen Telekom zum Einsatz kommt, müssen in den nächsten Wochen die Auswertungen der Tests aus Emmerich zeigen.: „Wir schauen jetzt natürlich ganz genau auf die Zeit und auf die Kosten. Es ist ja so, dass sich das am Ende des Tages für alle rechnen muss. Aber wenn alles so verläuft, wie wir uns das erhoffen, geht dieses Bauverfahren irgendwann 2021 in die Regelbauweise.“

Und dann passt bei der Telekom kein Kamel durchs Nadelöhr – sondern Gigabit-Glasfaser durchs Schlüsselloch.

Das Keyhole-Verfahren live und in Farbe gibt's im Video zu sehen:

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Pascal Kiel

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Schneller Glasfaser-Ausbau mit DIN-Norm

Internetnutzer in ganz Deutschland kennen die alte Regel: Bevor das Netz schneller wird, wird erst einmal der Autoverkehr langsamer. Denn für das unterirdische Verlegen neuer, breitbandiger Glasfaserleitungen müssen naturgemäß Straßen und Wege aufgegraben werden.

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