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Pascal Kiel

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Schneller Glasfaser-Ausbau mit DIN-Norm

Internetnutzer in ganz Deutschland kennen die alte Regel: Bevor das Netz schneller wird, wird erst einmal der Autoverkehr langsamer. Denn für das unterirdische Verlegen neuer, breitbandiger Glasfaserleitungen müssen naturgemäß Straßen und Wege aufgegraben werden. Und so eine Baustelle im klassischen Tiefbau kann durchaus ein, zwei Wochen lang den Verkehr von Fußgängern, Radlern und Autofahrern behindern. Mittlerweile sind die „Aufreißer“ der Telekom und ihrer Partner teilweise aber drastisch schneller unterwegs. Denn beim sogenannten „Trenching“ (Deutsch: Zerfurchen, Umpflügen) lassen sich Hunderte Meter Kabel an einem einzigen Tag unter die Erde bringen. Am Abend ist die Baustelle dann oft schon wieder verschwunden. Wir verraten, wie dieses „Glasfaser-Pflügen“ funktioniert – und warum es in Deutschland nun im wahrsten Sinne des Wortes zur Norm werden soll.

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Glasfaserausbau durch Trenching – minimaler Aufwand und maximale Geschwindigkeit.

Breitband mit schmalem Schlitz

Kevin Jochum, Telekom-Experte für Planungs- und Projektierungsvorgänge, verrät, was hinter dem neuen Verfahren steckt, das seit rund zwei Jahren eingesetzt wird: „Das ist eine Technik, bei der wir nicht mehr mit dem Bagger einen Graben herstellen, sondern mit einer Fräse die Oberfläche auftrennen.“ Es entsteht also keine große Baugrube mehr – sondern nur mehr ein zwischen fünf und zwölf Zentimeter breiter Schlitz, in den das Glasfaserkabel oder ein Leerrohr eingelegt wird. Gegenüber klassischem Tiefbau steigt beim Trenching die Bauleistung und damit die verlegte Strecke pro Tag um das acht- bis zehnfache. Und es spart rund 30 Prozent Baukosten. Davon, und vom schnelleren Bau mit weniger Lärmbelastung, profitieren Kommunen und die Menschen vor Ort gleichermaßen.

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Kevin Jochum verrät uns, was hinter der neuen Methode zum Glasfaserausbau steckt und wie das Trenchen funktioniert.

So funktioniert das Trenchen

Eine große Fräsmaschine fährt am Straßenrand entlang und fräst sich bis zu 50 Zentimeter tief in den Boden. Nach dem Einlegen des Kabels oder Leerrohrs, so Experte Jochum, „kommt direkt unser flüssiges Verfüllmaterial hinein“. Diese Mischung aus 95 bis 97 Prozent Sand und ein wenig Zement ist deutlich flexibler als Beton – und lässt sich damit immer noch mit einem Spaten ausheben, wenn es fest geworden ist. Der Mix füllt den Schlitz auf. Ganz oben wird dann noch eine Deckschicht aus Heißasphalt aufgebracht, der sich direkt mit dem umgebenden Asphalt verbindet und nach dem Aushärten sehr schnell wieder befahrbar ist. Telekom-Planer Kevin Jochum ist überzeugt von der zeit- und geldsparenden neuen Methode: „Das ist in Summe eine schöne, saubere Sache. Und es geht schnell.“

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Bei der Glasfaserverlegung durch's Trenching löst die Fräsmaschine den Bagger ab.

So sicher ist das neue Verfahren

Die Telekom hat das Trenching in den letzten Jahren umfassend untersucht – unter anderem mit Kernbohrungen an Baustellen. Dabei wird eine große Probe aus der Straße entnommen. „Im Endeffekt ist das eine Blutprobe für einen Trench“, schildert Experte Jochum. Solche Kernbohrungen werden dann unter anderem in Klimaschränken befrostet, um zu sehen, wie wintertauglich das neue Verfahren ist. Um die eine oder andere Kommune zu überzeugen, die gegenüber so einer neuen Technik noch skeptisch ist, bietet die Telekom die gleichen Gewährleistungen wie bei regulärem Tiefbau. „Das heißt, wenn es wirklich in der Zeit, in der dieser Trench besteht, zu einem Mangel kommt“, so Kevin Jochum, „dann beheben wir diesen Mangel, und untersuchen, wie er zustande gekommen ist“. Erforderlich ist so eine Nacharbeit beim Trenching aber so gut wie nie: „Wir haben keine Probleme damit gehabt. Wir sind jetzt seit zwei Jahren mit Trenching im Feld, haben gute Erfahrungen und bisher keine groben Mängel festgestellt.“

Trenching wird DIN-Norm

Damit künftig noch mehr Bürger und Kommunen vom günstigeren und schnelleren Glasfaserausbau durch Trenching profitieren, wird das Verfahren jetzt vom Deutschen Institut für Normung (DIN) standardisiert. Damit wird Trenching zu einem offiziell anerkannten, hochwertigen Tiefbauverfahren mit einheitlichen Qualitätsstandards. Bisher ist das nämlich nicht der Fall, wie Kevin Jochum schildert: „Momentan sind wir da in einer Nische. Das heißt, es gibt keine wirklichen technischen Regelungen zum Trenching. Das ist ein freier Raum. Das Telekommunikationsgesetz (TKG) erlaubt uns zwar, zu trenchen. Aber es gibt keine Normen dafür. Und die versuchen wir jetzt zu schaffen.“ Offiziell betrachtet das TKG eine „mindertiefe Bauweise“ wie das Trenching bisher noch als „Abweichung von technischen Regelungen“. Das sorgt bei vielen Kommunen immer noch für Skepsis und langwierige Diskussionen mit Tiefbauämtern. Sobald Trenching normiert ist, kann es noch viel flächendeckender eingesetzt werden. Die DIN-Experten haben das Verfahren gerade auf einer Muster-Baustelle im nordrhein-westfälischen Oer-Erkenschwick genau unter die Lupe genommen. Ihr Standard könnte noch Ende 2020 veröffentlicht werden. Und dann gilt beim Glasfaserausbau in Deutschland künftig noch wesentlicher häufiger als bisher: Schlitz in die Straße, Kabel reinlegen, auffüllen – und alles ist geritzt.

Alle Details zum Glasfaserausbau mit der DIN-Norm gibt's hier im Video

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Mit der neuen Verlegemethode lassen sich Glasfaser zehnmal schneller verlegen.

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Georg von Wagner

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Rekord beim Glasfaser-Verlegen mit dem Layjet

Die Telekom testet neue Verfahren zum Glasfaser-Verlegen. Das Verfahren der österreichischen Firma "Layjet" verspricht einen Tempo-Rekord.

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