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Hubertus Kischkewitz

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Der Spleiß ist heiß: Wenn sich Glasfasern auf ewig verbinden

Was Schweißen ist, kann sich fast jeder vorstellen. Dabei werden seit Jahrtausenden Metalle und andere Stoffe meist durch Hitze untrennbar miteinander verbunden. Aber was bedeutet Spleißen? Das klingt beinahe genauso. Und auch hier geht es darum, Materialien dauerhaft zusammenzufügen. Aber was genau dahintersteckt, wissen nur Expert*innen. Und das, obwohl unsere moderne Telekommunikation, unser Alltag im Internet, ohne Spleißen gar nicht denkbar wäre. Wir fügen hier wichtige Infos übers Spleißen zusammen.

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Spleißgeräte verbinden die hauchdünnen Glasfaserleitungen miteinander.

Darum geht es beim Spleißen

Der Duden erklärt Spleißen so: „Seil- und Kabelenden werden durch Verflechten der einzelnen Stränge oder Ähnliches verbunden.“ Und genau darum dreht es sich bei diesem Wort, das ursprünglich aus der Schifffahrt stammt. Mit Hilfe hochpräziser Spleißgeräte verbinden die Monteure und Monteurinnen der Deutschen Telekom Glasfaserleitungen so exakt miteinander, dass das Lichtsignal und damit die Daten ungestört, ungetrübt und mit Lichtgeschwindigkeit durchs Netz fließen können. Wie „haargenau“ dabei im wahrsten Sinne des Wortes gearbeitet werden muss, zeigt diese Zahl: Das Innere der Glasfaser („Kernglas“), durch das das Lichtsignal fließt, ist neun Mikrometer dünn. Das entspricht 0,009 Millimeter, also rund zehnmal dünner als ein menschliches Haar.

Deshalb muss gespleißt werden

Theoretisch könnte eine Glasfaserleitung unbegrenzt lang sein – und Daten in Sekundenbruchteilen zum Beispiel von Hamburg nach München transportieren. In der Praxis wären die Trommeln mit solchen Kabeln aber viel zu groß und schwer, um sie noch handhaben zu können. Deshalb sind die Leitungen meist um die vier bis sechs Kilometer lang und müssen an ihren Enden verbunden werden. Hier kommen die Glasfasermonteure und -monteurinnen und ihre Spleißgeräte ins Spiel. Ihr Job erfordert maximale Präzision und Sauberkeit. Denn schon ein Staubkörnchen oder minimale Flüssigkeit an den Leitungsenden können das Lichtsignal dämpfen oder komplett stoppen. Die Kunden und Kundinnen könnten dann nicht mehr so schnell und störungsfrei wie gewohnt surfen.

Ein 3D-Puzzle mit bis zu neun Motoren

Die Firma Opternus aus Bargteheide in Schleswig-Holstein beliefert die Telekom seit Jahren mit Spleißgeräten und wartet sie auch. Das Motto des Unternehmens lautet zurecht: „Technik, die verbindet.“ Vertriebsleiter Justus Lampel kennt jedes Detail dieser technisch enorm aufwändigen Geräte, die auch noch komplizierte Namen wie Fujikura 90S tragen – und die beinahe an ein 3D-Puzzle mit 1.000 Teilen erinnern. Er erklärt, wie sie so ungeheuer passgenau arbeiten können: „Die Geräte sind mit sehr präzisen Kameras und Motoren ausgestattet. Im Detail sieht es so aus, dass im Gerät zwei Kameras positioniert sind, die im 90-Grad-Winkel zueinander stehen. Von der gegenüberliegenden Seite leuchten LEDs. Und in der Mitte liegen dann die Glasfasern.“ So können die Kameras exakt erkennen, wie die Fasern im Gerät liegen. Bis zu neun Motoren richten die beiden Faserenden dann mikrometergenau aufeinander aus.

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Justus Lampel, Vertriebsleiter bei der Firma Opternus, ist Experte für Spleißgeräte.

Spleißen mit 2.000 Grad Celsius

Nun liegen sich die Faserenden also präzise gegenüber. Was dann passiert, erklärt Spleiß-Experte Justus Lampel so: „Nach der Ausrichtung wird ein 2.000 Grad heißer Lichtbogen gezündet, und die Fasern werden ineinander geschoben. Dabei entsteht die sogenannte Spleißstelle, die im Optimalfall mit kaum Dämpfung ausgerüstet ist.“ Dämpfung bedeutet, dass das Signal abgeschwächt wird. Bei einer perfekten Naht praktisch ohne Dämpfung stehen dann erfreuliche Messwerte wie „Verlust 0,01 dB“ auf dem Bildschirm des Spleißgeräts. Und das funktioniert mit der neuesten Gerätegeneration erstaunlich schnell, wie Vertriebsleiter Lampel weiß: „Das dauert sechs bis zehn Sekunden. Früher hat ein Spleißvorgang bis zu drei Minuten gebraucht.“

Hochpräzise – und trotzdem robust

Während früher vor allem in Laboren gespleißt wurde, hat der anhaltende Glasfaserboom in Deutschland dafür gesorgt, dass die Telekom- Monteurinnen und Monteure heute überall im Land am Spleißen sind. Das kann draußen im Feld  unter widrigsten Bedingungen passieren, in brütender Hitze mitten im Straßenverkehr oder in dunklen, engen Kellerräumen. Deshalb müssen die Spleißgeräte ebenso hochpräzise wie robust sein. Justus Lampel von der Firma Opternus kennt die Anforderungen von Kunden wie der Telekom ganz genau: „Überall dort müssen die Geräte zum Einsatz kommen, sie müssen funktionieren, und das beim allerersten Mal.“ Zum Beweis für die solide Bauweise lässt Lampel ein Gerät aus Hüfthöhe auf den Boden poltern – und es funktioniert immer noch.

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Blick ins Innere eines Spleißgerätes: Diese technisch sehr aufwändigen Geräte erinnern an ein 3D-Puzzle mit 1.000 Teilen.

Bitte warten!

Damit die Spleißgeräte exakt und zuverlässig funktionieren, müssen sie regelmäßig gewartet und überholt werden. „Wir empfehlen eine jährliche Wartung. Denn nur dann ist auch wirklich gewährleistet, dass die Geräte in einem qualitativ guten Zustand bleiben“, schildert der Experte. Dabei reicht die Arbeit der Spezialisten in Bargteheide von der Wäsche des Koffers mit grobem Gerät bis zur Feinreinigung mit Pinsel unter der Lupe. Bei Bedarf wird die Hardware komplett auseinandergenommen. Einzelteile wie Kameras, Kabel oder Schneidmesser, die nicht mehr funktionieren, werden ersetzt. Und erst nach umfangreichen Tests verlassen die Geräte das Haus wieder. Wenn sie dann erneut im Einsatz sind, stellt sich bei zwei Glasfasern die gleiche Frage wie bei zwei Menschen nach der Hochzeit: Hält die Verbindung? Um ganz sicher zu gehen, folgt nach jedem Spleißen ein Zugtest, der überprüft, ob die Spleißstelle gut und stabil ist. Wenn hier alles passt, dann gilt beinahe wie in der Kirche: Was ein*e Glasfasermonteur*in zusammengefügt hat, soll eine Baggerschaufel nicht trennen.

Mehr zum Thema gibt's in diesem Video:

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20220503_Glasfaserschule Telekom Teil 1_1

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Die Glasfaser-Schule der Telekom: Was steckt im Glasfaserkabel? (1)

Teil 1 der Glasfaser-Schule: Wie ist ein Glasfaserkabel aufgebaut und wie funktioniert das Verbindungslinien-Netz?

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