5G-Test in Düsseldorf: Warum streamt es am Rhein so schön?
Ein neues Netz schaltet man nicht einfach an. Da muss einiges an Optimierungsarbeit geleistet werden, damit Endgerät und Antenne reibungslos zusammenspielen. Wir haben den Netz-Optimierern in Düsseldorf über die Schulter geschaut und erfahren, was zu Unterschieden bei Datenraten führt.
Gut 100 Jahre nach seiner Entstehung hat sich der Karnevals-Klassiker „Warum ist es am Rhein so schön?“ eine Aktualisierung verdient. Denn unter dem Motto „Warum streamt es am Rhein so schön?“ hat die Deutsche Telekom in den letzten Wochen in Düsseldorf und in vielen anderen Städten aufwändige Tests ihres neuen 5G-Netzwerks durchgeführt.
Weil beim 5G-Mobilfunk alles neu ist, sowohl die Netztechnik als auch die Endgeräte, haben die Experten genau überprüft, ob alle Komponenten perfekt zusammenspielen. Denn nur so erhalten die Kunden die optimale Leistung und können die Vorteile von 5G nutzen. Wir verraten, wie solche Tests funktionieren und was dahintersteckt. So viel vorab: In Düsseldorf streamen sowohl der Rhein als auch 5G so richtig schön.
Das wird getestet
Bundesweit installiert die Deutsche Telekom derzeit 5G-Mobilfunk auf der Frequenz 2,1 GHz, die sie 2019 ersteigert hat. Im Vergleich zu den 3,6 GHz, die die Telekom ebenfalls für 5G nutzt, lassen sich mit 2,1 GHz deutlich größere Flächen abdecken. So sollen bereits in diesem Jahr im Rahmen von Deutschlands größter 5G-Initiative über 40 Millionen Menschen und damit rund die Hälfte der Bürger Zugang zum schnellen neuen Netz erhalten.
Aber nicht nur das Netz ist neu, sondern auch die Endgeräte, also meist Smartphones der großen Marken aus Asien und den USA. Und ob sich diese Smartphones gut mit dem 5G-Netz der Deutschen Telekom verstehen – das untersucht Stephan Knickmann als Testexperte für Endgeräte. Offiziell ist er „Validation Manager Deutsche Telekom Technik“. Und inoffiziell hat er einen Traumjob und darf den ganzen Tag neue Smartphones testen – zum Beispiel in Düsseldorf direkt an der Kö, am Einkaufs-Boulevard Königsallee.
Das macht ein 5G-Tester
Das mit dem Traumjob relativiert Stephan Knickmann. Er hat auch andere Aufgaben, als nur Handys unter die Lupe zu nehmen. „Nur bei der Einführung einer neuen Technologie“ ist er schwerpunktmäßig als Tester unterwegs. So wie jetzt bei 5G mit 2,1 GHz. Seine Aufgabe beschreibt er so: „Mein Job bei der Sache ist es, zu sehen, dass alles funktioniert. Und natürlich, dass beim Kunden tatsächlich auch die bestmögliche Performance ankommt, für unterschiedliche Endgeräte.“ Und hier gibt es enorm viele potenzielle Fehlerquellen. „In der 3GPP sind knapp 1.400 Möglichkeiten für 5G spezifiziert“, erklärt Netzwerkexperte Knickmann. 3GPP (3rd Generation Partnership Project) – das ist die Stelle, die die globalen Standards für Mobilfunktechniken wie UMTS, LTE oder 5G festlegt.
Und auch wenn die Telekom natürlich längst nicht alle Frequenzen und Varianten von 5G nutzt, die weltweit möglich sind, bleiben doch rund 30 Kombinationen übrig, auf die sich Netzwerktechnik und Endgeräte beim Telefonieren und Surfen in Echtzeit verständigen müssen. Und dass all diese Kombinationen in der Praxis auch funktionieren – dafür sorgen Labortests, die jedes neue Smartphone bestehen muss, sowie Vor-Ort-Messungen von Experten wie Stephan Knickmann. Er und seine Kollegen untersuchen dabei nicht nur stationäre Verbindungen wie auf der Kö. Sie sind auch im Auto und im Zug unterwegs, um der neuen 5G-Technik quasi „on the road“ auf den Zahn zu fühlen.
So läuft der 5G-Test
In Düsseldorf positioniert sich Stephan Knickmann mit mehreren 5G-Smartphones und einem per Kabel verbundenen Laptop an Orten wie der Kö, um die Netzwerkqualität zu messen. Die Handys übermitteln ihre Protokolle und Daten direkt an eine Software auf dem PC, die daraus Tabellen und Kurven erstellt. „Die Grafik zeigt mir alles, was das Endgerät protokolliert. Ich sehe also alle Protokolle und zusätzlich auch noch die Performance-Werte“, schildert 5G-Tester Knickmann. Die Ergebnisse sind dabei erstaunlich vielfältig. „Jedes Gerät verhält sich ein wenig unterschiedlich. Das liegt an den verschiedenen Frequenzkombinationen, die die Geräte unterstützen.“
Je nach Standort arbeitet ein und dasselbe Smartphone im Download und im Upload mal schneller, mal langsamer. Die Leistung kann sich dabei schon nach wenigen hundert Metern wieder ändern, wenn sich ein Handy in eine andere Funkzelle einbucht. „So gibt es derzeit noch große Geräte-Unterschiede bei 5G, die sich aber bis 2021 hoffentlich minimieren werden“, erklärt Knickmann, die wandelnde „Stiftung Warentest“ der Deutschen Telekom. Mit seinen Ergebnissen haben sowohl die Gerätehersteller als auch die Netzwerker der Telekom die Möglichkeit, die noch junge 5G-Technik weiter zu optimieren.
Das sind die 5G-Ergebnisse
Drei verschiedene Smartphones renommierter Hersteller kommen im neuen 5G-Netz mit 2,1 GHz an der Düsseldorfer Kö im Download auf enorm schnelle 310 bis 360 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Beim Upload ist eines der Geräte mit 99 Mbit doppelt so schnell wie die beiden anderen Smartphones. Stephan Knickmann ordnet das Ergebnis ein: „Das liegt daran, dass einfach unterschiedliche Frequenzen genutzt werden, die in dem Fall für den Uplink sehr vorteilhaft sind.“
Später am Carlsplatz in der Düsseldorfer Altstadt kommen die drei Smartphones im Download sogar auf 350 bis 520 Mbit. Dabei ist das beim Herunterladen schnellste Gerät beim Hochladen von Daten am langsamsten. Wobei: Auch 31 bis 100 Mbit im Upload sind ziemlich flott. Im Alltag bemerkt der Nutzer von den Unterschieden nicht viel. „Am Ende mittelt sich das alles aus“, weiß 5G-Tester Knickmann. Aber eines bemerken die Telekom-Kunden auf jeden Fall: 5G bietet richtig schnellen Mobilfunk – nicht nur am schönen Rhein, sondern auch an der Elbe, am Neckar, am Main, an der Isar und überall in Deutschland.
Die ganze Geschichte gibt's im Video
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Das Mobilfunknetz wird ständig auf seine Qualität geprüft. Ein Profi erklärt die Testmethoden und sagt, welche Vor- und Nachteile sie haben.