Blog.Telekom

Caroline Bergmann

0 Kommentare

Von der Komplexität eines Erdbeerjoghurts

Wirft man einen Blick auf die reine Zutatenliste eines Erdbeerjoghurts, ist diese relativ kurz. Trotzdem sind fast zwanzig Unternehmen aus drei Kontinenten involviert, bis der Joghurt endlich im Regal steht. Gar nicht so einfach, hier die Übersicht über alle Prozesse zu behalten. Digitale Lösungen bringen mehr Transparenz in die Handelsprozesse und reduzieren die Komplexität.

Digitalisierung, transparente Lieferketten, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel – den Einzelhandel beschäftigen gerade viele Themen. Prozesse im Handel werden immer vernetzter, immer komplexer. Umso wichtiger ist es, vorhandene Technologien bestmöglich einzusetzen. Nehmen wir als Beispiel einen Erdbeerjoghurt. Ein Produkt, das - eigentlich - aus wenigen Zutaten besteht. Und doch eignet es sich perfekt, um die Komplexität der Prozesse zu beleuchten. Bei einem „normalen“ Erdbeerjoghurt sind auf dem Weg von der Kuh bis ins Regal circa zwanzig Unternehmen beteiligt. Die Milch kommt aus Deutschland. Die Erdbeeren aus Polen. Die Bestandteile für die Verpackung unter anderem aus China und Kanada. Ist das Produkt fertig, muss es gut verpackt und schnell transportiert werden, damit der Joghurt möglichst frisch im Supermarkt ankommt. Parallel zum Produktionsprozess laufen zwischen den Unternehmen noch komplexe buchhalterische Prozesse ab. Zwanzig Unternehmen erstellen unterschiedliche Dokumente. Sie werden ausgefüllt und mit der Ware verschickt, um den Warenein- und -ausgang zu dokumentieren. Und um daraufhin Zahlungsaufträge anzustoßen. 

Die Komplexität dieser Prozesse steigt mit der Komplexität des Produktes. Da möchte man gar nicht an Fernseher oder Autos denken …

Erdbeerjoghurt

Komplexe Prozesse im Handel - mehr als zwanzig Unternehmen sind beteiligt, bevor ein Erdbeerjoghurt im Regal steht. © AdobeStock_40423194

Lasst die Bäume im Wald

Viele Prozesse lassen sich entschlacken, indem man sie digitalisiert. Nehmen wir das Beispiel unseres Joghurts. Jedes der beteiligten Unternehmen trägt etwas zur Produktion bei. Die unterschiedlichen Bestandteile werden verschickt: Milch, Früchte, Verpackungsmaterial et cetera et cetera. Jeder Versand von einem Lieferschein begleitet. Dieser ist meist mehrere Seiten lang und fungiert an der Lade-Rampe als Quittung für den ordnungsgemäßen Empfang der Ware. Eine Digitalisierung dieses Vorgangs mit einem „Digitalen Lieferschein“ hat mehrere Vorteile:

Erstens – Nachhaltigkeit: Schätzungen zufolge werden im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel jährlich zwanzig Millionen Lieferscheine ausgedruckt, mehr als 180 Millionen Seiten Papier. Sie werden gemeinsam mit der Ware quer durchs Land gefahren. Jeden Tag – Tonnen an Papier. Dabei gibt es mit dem digitalen Lieferschein eine Alternative, die nicht nur nachhaltig ist, sondern in Folge auch weitere Prozesse vereinfacht. Daher der Appell: Lasst die Bäume im Wald!

Zweitens: Schnellere Abrechnung. Der Lieferschein gilt beim Händler als Bestätigung, dass die Ware vollständig und unversehrt eingetroffen ist. Diese Informationen werden vom Papier-Lieferschein manuell in die IT-Systeme übertragen. Das ist nicht nur fehleranfällig, sondern dauert auch unnötig lang. Oft vergehen sieben bis zehn Tage, bis eine Quittung eingescannt und in die IT eingepflegt ist. Mit dem digitalen Lieferschein läuft dieser Prozess in Echtzeit ab. Alle Beteiligten sehen den Status zu Vollständigkeit und Unversehrtheit.

Albtraum Abrechnung

Nach der Lieferung des Erdbeerjoghurts und der Bestätigung des vollständigen Wareneingangs ist der nächste Schritt die Abrechnung. Wenn man sich überlegt, wie das zwischen diesen ganzen Partnern abgerechnet wird – ein buchhalterischer Albtraum. Bisher laufen Waren- und Finanzströme meistens getrennt voneinander. Es gibt allerdings erste Lösungen für voll automatisierte Lieferketten mit integrierten Finanzdienstleistungen. Automatisierte Finanzlösungen unterstützen Hersteller, Lieferanten und Logistikunternehmen bei der Abrechnung und Finanzierung ihrer Warenströme. So wird der Warenein- oder ausgang automatisch erfasst, Zahlungsvorgänge initiiert und von der Bank automatisiert ausgeführt. 

Lieferkettengesetz – Fluch oder Segen? 

Seit dem 1. Januar 2023 verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) große Unternehmen, Menschenrechte zu wahren und Umweltschutz in ihren Lieferketten zu dokumentieren. Ist es für Unternehmen eher ein Fluch oder ein Segen? Die Antwort lautet: Das kommt drauf an. Ob Unternehmen die Vorgaben des Gesetzes nur umsetzen, um das Gesetz zu erfüllen. Oder, ob sie sich bewusst dafür entscheiden und es als Chance begreifen. Transparente Lieferketten bedeuten in unserem Beispiel, Informationen zu jedem einzelnen Abschnitt des Produktions- und Transportprozesses des Erdbeerjoghurts zu erfassen. Von den Rohstoffen über das Endprodukt bis zum Ladenregal. Diese Vielfalt an Daten kann – wenn sie richtig genutzt und analysiert wird – Schwachstellen in Prozessen aufdecken.

Wie also kann der Handel nachhaltig wirtschaften? Welche Rolle kann die Digitalisierung spielen? Ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wirklich ein Alptraum oder birgt es auch Chancen?  Das erläutert unser Handels-Experte Eike Folkerts anhand von anschaulichen Branchenbeispielen im EHI-Podcast mit Kira Wiesner. Den Podcast hören Sie hier.

Retail

Smarter Handel

Die Digitalisierung sichert die Zukunft des Handels.

FAQ