Archiv

Archiv

Konzern

Martina Morawietz

0 Kommentare

Lieferketten-Gesetz: Resilient für die Zukunft

Zum 1. Januar 2023 ist in Deutschland das Lieferketten-Gesetz zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz an den Start gegangen. Noch immer nicht alle Unternehmen sind darauf vorbereitet. Die Digitalisierung hilft ihnen dabei. Yvonne Jamal vom JARO Institut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung erklärt, warum mehr Engagement notwendig ist und was Unternehmen tun können.

220429-LKSG

Das Lieferketten-Gesetz verpflichtet Unternehmen, negative Folgen ihrer Tätigkeit auf die Menschenrechte, beispielsweise Kinderarbeit oder Ausbeutung von Arbeitnehmern, sowie ökologische Schäden zu ermitteln, zu verhindern, zu beenden oder zu reduzieren.

Seit dem 1. Januar 2023 müssen größere Unternehmen die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in ihren Lieferketten dokumentieren. Dies gilt zunächst für Unternehmen ab 3.000 Mitarbeitern, ab 2024 auch für Firmen mit mehr als 1.000 Angestellten. Im Juni 2023 hat das EU-Parlament für ein strenges Lieferkettengesetz gestimmt. Unternehmen in Europa schon ab 250 Mitarbeitenden sollen betroffen sein. Das Gesetz betrachtet die gesamte Wertschöpfungskette, also alle etablierten direkt und indirekt bestehenden Geschäftsbeziehungen. Außerdem bekommen die Klimaziele von Paris ein höheres Gewicht. Für Unternehmen bedeuten die Gesetze Rechtssicherheit und gleiche Wettbewerbsbedingungen. Verbraucher und Anleger erhalten mehr Transparenz. 

Den  e i n e n  Planeten schützen – aber wie?

Viele Unternehmen betrachten das Lieferketten-Gesetz als eine Herausforderung. Es macht eine ganzheitliche Sicht erforderlich: In puncto Menschenwürde und Umweltschutz muss der gesamte Lebenszyklus von Produkten betrachtet werden: Produktion, Lagerung, Auslieferung und Rücknahme in den Wertstoffkreislauf. Für den konsolidierten Bericht zum Status ihrer Lieferkette brauchen Unternehmen abteilungsübergreifende Daten, vom Einkauf über das Controlling bis hin zum Rechtswesen. Das macht es schwer. Der größte Hebel für die Einhaltung der Sorgfaltspflichten liegt dabei beim Einkauf, sagt Yvonne Jamal. Die Gründerin und Geschäftsführerin des JARO Instituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist Expertin für nachhaltige Beschaffung und sieht das Lieferketten-Gesetz als gute Initiative: „Wenn man sich überlegt, dass Deutschland der drittgrößte Importeur weltweit ist, kann der Einkauf mit seiner Nachfrage und mit seinen Beschaffungs-Entscheidungen ganz massiv zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen und Lieferanten auch ganz bewusst weiterentwickeln. Unser Wohlstand darf nicht mit der Verletzung von Menschenrechten und Umwelt-Schädigungen einhergehen. Das Ziel muss sein, dass wir ein menschenwürdiges Leben für alle sicherstellen und damit auch unsere eigene Zukunftsfähigkeit sichern.“

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gehen Hand in Hand

Gute Arbeitsbedingungen sorgen per se für geringere Produktionskosten und weniger Fehler. In transparenten Lieferketten werden solche Kostenfresser sofort sichtbar. „Wenn man über die gesetzlichen Vorgaben hinaus aktiv wird und die Chancen neuer regenerativer Geschäftsmodelle innerhalb der planetaren Grenzen, den gegebenen natürlichen Ressourcen wie Luft, Wasser, Böden und Ähnliches nutzt, dann hat man massive Vorteile“, davon zeigt sich Yvonne Jamal überzeugt. „Das heißt nicht nur klassischer Imagegewinn und dass man neue Kundengruppen erschließt oder seine Risiko-Kosten reduziert, sondern insbesondere, dass man sich vom Rohstoffbedarf entkoppeln kann und seine Fachkräfte für die Zukunft sichert.“

Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor

Wer schnell ist bei der Umsetzung des Gesetzes, hat nach Meinung der Expertin große Vorteile: „Die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation zeigt deutlich, dass resiliente Lieferketten Wettbewerbsvorteile bringen. Diese Resilienz wird durch eine nachhaltige Wirtschaftsweise ermöglicht, durch einen holistischen Blick und ein kollaboratives Zusammenarbeiten mit den Stakeholdern.“ Jetzt ist der Zeitpunkt zu handeln: „Aktuell suchen Unternehmen nachhaltige Lieferanten, um die eigene Nachhaltigkeits-Leistung zu steigern. Wer eine nachhaltige Beschaffung etabliert hat, hebt sich damit ganz deutlich von seinem Wettbewerb ab. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen, die vielleicht aktuell noch nicht direkt betroffen sind, können damit ihren Geschäftskunden einen absoluten Mehrwert bieten.“ 

Was Unternehmen konkret tun können, erklärt Yvonne Jamal im Interview. 

220429-LKSG

Yvonne Jamal, Gründerin und Vorstandsvorsitzende des JARO Instituts, … 

… ist Diplom-Betriebswirtin und hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Tourismusbranche. In den letzten Jahren war sie in leitender Position im indirekten Einkauf bei Zalando SE. Seitdem engagiert sie sich ehrenamtlich als Regionalvorstand beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) im Bereich Nachhaltige Beschaffung. Mehr zu ihrer Person…

Frau in einem Lager.

Digitalisierung für Menschenrechte

T-Systems bietet Unternehmen jetzt eine Lösung, mit der sie die Pflichten des Lieferketten-Gesetzes erfüllen.

FAQ