Konzern

„Kommt da noch jemand?“

„Die Frage ,Kommt da noch jemand?‘ habe ich schon Hunderte Male gehört. Leider muss ich die Leute dann immer enttäuschen. Inzwischen gibt es aber ohnehin viele Kunden, bei denen ich häufiger arbeite, die wissen schon, wer ich bin“, erzählt die Saarbrückerin schmunzelnd.  

Dass sie wieder weggeschickt wurde, weil man ihr nicht zutraute, das Problem zu lösen, ist ihr in 40 Berufsjahren nur ein einziges Mal passiert: „Ein Reifenhändler hat darauf bestanden, dass ein Mann kommt. Ich war damals noch jünger und zu perplex, da bin ich tatsächlich gegangen. Das habe ich danach nie wieder gemacht. Der Kollege hat dem Kunden übrigens exakt dasselbe erzählt wie ich. Aber ihm hat er es geglaubt.“

Durch einen Türspion sieht man eine Frau

Anne-Marie Arone, Deutsche Telekom Außendienst, Saarbrücken. © Wolfram Scheible

Skepsis an der Haustür

Auch Anne-Marie Arones Kollegin Petra Martin kennt die Skepsis, die einem an der Haustür entgegenschlagen kann. „Als ich früher im Privatkundenbereich gearbeitet habe, wurde ich häufig gefragt, ob ich das denn hinkriege. Übrigens besonders oft von Frauen – interessant, oder?“ Mittlerweile betreut sie seit vielen Jahren Geschäftskunden – eine völlig andere Welt. „Die denken sich wahrscheinlich: ,Ich bin Geschäftskunde, die werden mir schon jemand Kompetentes schicken‘“, vermutet sie. 

Die einzige Löterin der ganzen Firma

Rund 600 Frauen arbeiten derzeit im Außendienst – das entspricht einem Anteil von 8,14 Prozent. Auch wenn das noch ausbaufähig ist: Mehr als zu der Zeit, als Anne-Marie Arone ihren Dienst angetreten hat, ist es allemal. „Ich war nach meiner Ausbildung 1981 die einzige Löterin in der ganzen Firma. Und ich musste darum kämpfen wie eine Löwin, denn standardmäßig wurden alle Frauen nach der Ausbildung im sogenannten Ämterbau eingesetzt, der in den Vermittlungsstellen die Technik aufbaute“, erzählt sie. Ein Privileg übrigens, das damals nur den Männern zugestanden wurde, die besonders gute Abschlussnoten hatten. Anne-Marie Arone traf auf einen Bezirksbauführer, der sich bereit erklärte, eine Frau einzusetzen. „Er sagte: ,Na gut Anne, dann kriegst du eben auch Gummistiefel und wir probieren es mal“, erinnert sie sich. 

Gummistiefel und ein Auto

Zu den Gummistiefeln gesellte sich dann auch recht schnell ein Auto, das sie für die Arbeit vom Chef bekam – denn sämtliche Kollegen weigerten sich, sie mit auf ihre Touren zu nehmen. „Damals fuhr man immer zu zweit raus, aber keiner wollte mich dabeihaben. Stattdessen musste ich mir zu Beginn Sprüche unter der Gürtellinie anhören, die nichts mehr mit dem generell rauen Tonfall in einer Männerdomäne zu tun hatten. Der Gegenwind, den ich dort am Anfang zu spüren bekam, war viel schlimmer als alles, was ich in 40 Jahren mal von Kunden gehört habe. Das hängt mir heute noch nach“, erzählt Anne-Marie Arone.

Als Petra Martin etwa ein Jahrzehnt später ihren Job begann, hatten sich diese Wogen schon geglättet. „Ich wurde bislang weder groß beleidigt noch angemacht. Einmal hat mich ein Kunde gefragt, ob ich mit ihm ausgehen möchte. Aber das könnte einem Mann ja genauso passieren“, sagt sie. Das kann Eddy Wildenburg bestätigen. Dafür, dass er ebenfalls schon sehr lange, nämlich 42 Jahre, im Service arbeitet, kam er allerdings selten in die Bredouille. „Ich kann mich eigentlich nur an ein einziges Mal erinnern: Da wollte eine Dame unbedingt ein Date, aber das habe ich direkt abgeblockt. Man muss da ganz klar sein, schließlich ist man mit dem oder der Betreffenden allein vor Ort“, sagt er. 

Das Klischee der leicht bekleideten Kundin

Und während Anne-Marie Arone klischeemäßig schon mal von einer leicht bekleideten Dame empfangen wurde (die übrigens sehr enttäuscht war, dass kein Mann kam), hat er unter solchen Bedingungen nur gearbeitet, „wenn ich in den entsprechenden Etablissements einen Anschluss zu schalten hatte“, erzählt er.  Für ihn gibt es auch keine typischen Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Kunden: „Außer, dass Frauen oft energischer sind“, sagt der Kölner. Da allerdings gibt es auch die umgekehrten Fälle. Noch heute ist Anne-Marie Arone erschüttert: „Eine junge Frau, gerade mit ihrem Freund zusammengezogen: Während ich dort war, hatte sie mit dem Handy eine Standleitung zu ihrem Partner, damit er die Entscheidungen treffen konnte. Dass es so was heute noch gibt!“

Mehr Frauen in den Außendienst

Alle drei „Urgesteine“ würden sich mehr Frauen im Außendienst wünschen. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Frauen wieder in alte Rollenbilder zurückfallen. Die Tendenz geht auf jeden Fall nicht in die Richtung, dass mehr von ihnen technische Berufe ergreifen“, schätzt Petra Martin die Lage ein. „Ich frage unsere Ausbilder immer, wo denn die Mädels seien – aber es sind schlicht keine da.“ 

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