Die Nachrichtenwelt im Umbruch: Old Media im neuen Gewand
Die Zukunft des Journalismus ist digital. Die klassischen Medien befinden sich in einem Umbruch: Alte Vermarktungsmodelle verlieren an Bedeutung, neue Angebote, Formate und Plattformen entstehen und Algorithmen bestimmen zunehmend das mediale Nutzungsverhalten. Wie sieht die Zukunft des Journalismus aus?
Online ist das neue Print
Sehr konsequent setzte die US-amerikanische Online-Zeitung "The Huffington Post" von Anfang an auf das Internet. Sie wurde direkt als reine Netz-Zeitung konzipiert. Die Ausgabe für Deutschland zieht, in Kooperation mit dem Magazin Focus, über vier Millionen Leser monatlich in ihren Bann – auf Basis moderner Technik aber in der Aufmachung einer traditionellen Zeitung.
Neue Einnahme-Quellen gesucht
Qualitätsjournalismus erfordert Einnahmen. Um sich trotz sinkender Print-Auflagen online zu behaupten, setzen immer mehr Zeitungen in Deutschland auf Paid Content (bezahlte Inhalte). Als Erfolgsmodell gilt in diesem Bereich die britische Financial Times, deren Beiträge nur zahlenden Lesern zugänglich sind. In Deutschland setzen das Handelsblatt und der Spiegel auf gratis zugängliche Standard-Inhalte, die durch ein kostenpflichtiges Premium-Angebot ergänzt werden. Die taz bittet die Leser der Website um freiwillige Zahlungen. Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bitkom kürzlich ergeben hat, steigt die Zahlungsbereitschaft der Leserschaft im Internet. 36 Prozent der Internetnutzer haben in den vergangenen zwölf Monaten für redaktionelle Inhalte im Netz bezahlt. Ausgaben für einzelne Artikel aber auch monatliche Pauschalen werden von rund 20 Prozent der Online-Leser akzeptiert. Trotzdem setzen Verlage nur zum Teil auf Abrechnungsmodelle. Stattdessen handeln Unternehmen laut Bitkom überwiegend die digitale Werbung als immer wichtiger werdende Erlösquelle (77 Prozent).
Mit E-Formaten gegen das Zeitungssterben
Unter newspaperdeathwatch.com lässt sich das Zeitungssterben in den USA verfolgen. Gleichzeitig zeigt der Blog des Medienexperten Mitchell Stevens die neuen, digitalen Wege der Medienhäuser auf. So bringen einige vormals traditionelle Print-Blätter vermehrt E-Ausgaben heraus, um ihre Leserschaft zu binden. Umfrageergebnisse des Bitkom zeigen, dass bereits ein Viertel der Medienunternehmen ein digitales E-Paper anbietet. Sogar der Christian Science Monitor mit vielen Lesern über 60 ist 2008 auf das Internet umgesattelt, um mit seiner Leserschaft in ein neues Zeitalter aufzubrechen. 85 Prozent der Leser haben diesen Schritt begrüßt.
Instant Articles in sozialen Netzwerken
Als eine der weltweit meistgenutzten Websites gewinnt Facebook zunehmend auch Bedeutung als Nachrichtenkanal. Neben verlinkten Artikeln finden sich künftig redaktionelle Inhalte von New York Times und Buzzfeed, BBC, Guardian sowie Spiegel und Bild direkt in dem sozialen Netzwerk. Ladezeiten sollen so um ein Vielfaches verringert werden. Die Medienhäuser erhoffen sich von der Kooperation mehr Reichweite und Vermarktungspotenziale.