Zwei 5G-Netze sind besser als eines: Endspurt auf dem Messegelände Hannover
Das Gelände der Deutschen Messe in Hannover ist für jede Menge Rekorde gut. Mit 496.000 Quadratmetern überdachter Fläche und einem gesamten Areal von mehr als 1,4 Millionen Quadratmetern ist das größte Messegelände der Welt in Niedersachsens Hauptstadt zuhause. Mehr als diese knapp 200 Fußballfelder haben auch Messen in den USA oder in Asien nicht zu bieten. Entsprechend riesig und rekordverdächtig ist auch das 5G-Mobilfunknetz, das die Deutsche Telekom jetzt auf dem Messegelände in Hannover aufgebaut hat. Wobei: Genau genommen handelt es sich nicht nur um ein Netz für die neueste Mobilfunk-Generation – sondern sogar um zwei. Wir verraten, warum zwei 5G-Netze in diesem Fall besser sind als ein 5G-Netz.
Das doppelte 5G-Netz von Hannover
Auf dem Gelände der Deutsche Messe AG gilt in Sachen Mobilfunk und Datensicherheit: Mit Netz, Netz und doppeltem Boden. Denn die Telekom hat hier nicht nur ein öffentliches 5G-Netz für die Millionen von Messebesucher*innen errichtet, die nach überstandener Corona-Pandemie wieder zu Gast sein sollen. Parallel ist ein privates Campus-Netz der Messe AG für Unternehmen, Forschung und Aussteller auf dem Gelände entstanden. Denn mit seinen enorm hohen Geschwindigkeiten, mit Datenübertragung quasi „live“ und in Echtzeit, mit maximaler Zuverlässigkeit und Flexibilität, ist 5G auch für Wirtschaft und Industrie höchst attraktiv. Und so entsteht in Hannover mit dem „5G Smart Venue“ eine riesige Präsentations- und Testfläche für 5G-Anwendungen der Zukunft.
Deshalb sind die Netze getrennt
Kevin Toppel ist Servicetechniker beim Telekom RAN Team Hannover – also einer der Verantwortlichen für das „Radio Access Network“, für das Funkzugangsnetz auf dem Messegelände. Er erklärt, was das zweigeteilte sogenannte „Dual-Slice-Campus-Netz“ in der Praxis bedeutet: „Wir betreiben das generell als hybrides Netz. Das heißt, es gibt einen privaten Teil, der ausschließlich der Deutsche Messe AG vorbehalten ist. Und es gibt den öffentlichen Teil, der auch den Kunden der Telekom zur Verfügung steht.“ Toppel verrät den Hauptgrund für das Mobilfunknetz mit „Hybridantrieb“: „Man trennt das aus Sicherheitsaspekten. Hier wird der Datenverkehr komplett aufgesplittet. Das heißt, alles was die Messe und ihre Aussteller hier in ihrem Netz machen, bleibt auch in deren Netz, und das hat nichts mehr mit dem öffentlichen Netz der Telekom zu tun.“
Eine eigene Mobilfunkfrequenz für die Messe in Hannover
Um die separaten Netze realisieren zu können, hat sich die Messe AG bei der Bundesnetzagentur sogar eine private 5G-Lizenz, eine sogenannte Industriefrequenz, im Bereich von 3,7 GHz gesichert. Quasi „nebenan“ funkt das öffentliche 5G-Netz der Telekom auf dem Messegelände im Bereich von 3,6 GHz. Zusammen ergibt das einen Frequenzbereich von fast 200 MHz für die Anwendungen der Zukunft. Die beiden Netze sind aber klar voneinander getrennt. Alles, was im privaten 5G-Netz passiert, geht direkt in die Systemtechnik der Deutschen Messe. Und der Mobilfunkverkehr der Kund*innen der Deutschen Telekom landet „live“ im Glasfasernetz des Netzbetreibers.
Der Endspurt auf dem Messegelände
Servicetechniker Kevin Toppel blickt zurück, was sich im Zuge der Arbeiten auf dem riesigen Gelände in Sachen 5G alles getan hat: „Wir haben hier in den letzten Monaten einige unserer vorhandenen Standorte und Antennen aufgerüstet. Wir haben aber auch viele neue Anlagen und Antennen dazu gebaut.“ Ende 2021 waren noch die abschließenden Arbeiten im Gange. So haben Telekom-Mitarbeiter die letzten 5G-Antennen von einem Steiger aus an den Fassaden der Messehallen montiert. Die finalen Schritte schildert Toppel so: „Dann machen wir noch Abnahmetests, um unser Netz qualitativ und funktionell überprüfen zu können. Und wenn das alles erfolgreich ist, folgt die Übergabe an die Deutsche Messe AG.“
Darum ist 5G für die Messe in Hannover so bedeutsam
Die Messen von Weltrang, die in Hannover stattfinden, und das neueste und schnellste Mobilfunknetz – für Marcus Eibach passt das perfekt zusammen. Er ist Betriebsleiter IT & Services der Deutsche Messe AG und erklärt, was strategisch und wirtschaftlich so interessant an 5G ist: „Messen sind ein Ort von Innovation – und 5G treibt Innovationen in vielen Anwendungsbereichen. Wir wollen unseren Kunden auf dem Gelände mit einem privaten Campus-Netz ermöglichen, dass diese Innovationen aus verschiedenen Branchen und Anwendungsbereichen hier greifbar und erlebbar gemacht werden.“ Das eigene und separate Netz ist hierfür die ideale Lösung, so Eibach: „Ein privates Frequenzspektrum, das es so nur in Deutschland gibt, ermöglicht, dass wir die Leistungsparameter von 5G genau auf die Anwendungen einstellen, die gezeigt werden sollen.“ So lassen sich Bandbreite, Latenzzeiten und Gerätedichte exakt auf die Bedürfnisse der Messe abstimmen.
Das sind die neuen 5G-Anwendungen
Innovationen aus verschiedenen Branchen – Messe-Betriebsleiter Eibach erklärt, welche Anwendungen ganz konkret von 5G profitieren: „Im Bereich Produktionstechnik werden wir mobile Roboter sehen. Ein weiterer Bereich sind automatisierte Transportsysteme, sogenannte AGVs.“ Solche „Automated Guided Vehicles“ können beispielsweise in Fabriken oder auf Industriegeländen ohne Fahrer Transportaufgaben übernehmen. Und Marcus Eibach hat noch ein konkretes Beispiel für 5G-Anwendungen auf dem Messegelände parat: „Auch Mediatechnik ist ein Thema – mit Kamerasystemen, mit Produktions- und Studiotechnik, die es ermöglicht, mit hohen Upload-Raten ganz umfangreiche Bilddateien drahtlos nahezu in Echtzeit zu versenden.“ So können die Kund*innen und Partner*innen der Deutsche Messe AG ihre Innovationen und Ideen on- und offline zeitgemäß präsentieren. Das rekordverdächtige neue 5G-Netz auf dem Rekord-Messegelände macht es möglich.
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Picobello: Zwei 5G-Netze für die Messe Hannover
Das Messegelände Hannover im Süden von Niedersachsens Landeshauptstadt ist das größte Messegelände der Welt. 26 Hallen, 496.000 Quadratmeter überdachte Fläche sowie ein Gelände von mehr als 1,4 Millionen Quadratmetern – mehr bietet auch in den USA oder Asien keine Messe. Zu dem Rekord passt auch das gewaltige 5G-Netz, das die Deutsche Telekom gerade auf dem Gelände aufbaut. Denn hier entsteht nicht nur ein Netz für die neueste Mobilfunk-Generation – sondern gleich zwei.