Picobello: Zwei 5G-Netze für die Messe Hannover
Mehr Superlativ geht nicht: Das Messegelände Hannover im Süden von Niedersachsens Landeshauptstadt ist das größte Messegelände der Welt. 26 Hallen, 496.000 Quadratmeter überdachte Fläche sowie ein Gelände von mehr als 1,4 Millionen Quadratmetern – mehr bietet auch in den USA oder Asien keine Messe. Und weil das Gelände im Stadtteil mit dem sportlichen Namen Mittelfeld liegt, bietet sich eine beliebte Umrechnung an: Das Messegelände Hannover ist knapp 200 Fußballfelder groß. Um es mit einem der größten und legendärsten Fußballer aller Zeiten zu vergleichen: Hannovers Messe ist quasi Hannovers Messi. Zu den Rekorden passt auch das gewaltige 5G-Netz, das die Deutsche Telekom gerade auf dem Gelände aufbaut. Denn hier entsteht nicht nur ein Netz für die neueste Mobilfunk-Generation – sondern gleich zwei.
Das doppelte 5G-Netz
Zuverlässigkeit, enorm hohe Geschwindigkeiten, Datenübertragung quasi „live“ in Echtzeit und hohe Flexibilität – damit ist 5G nicht nur für private Nutzer höchst attraktiv, sondern natürlich auch für Wirtschaft und Industrie. Deshalb wird die Messe Hannover jetzt zu Europas größtem 5G-Messegelände ausgebaut. Forscher und Unternehmen aus allen Bereichen und Branchen entwickeln hier künftig innovative Lösungen und Produkte. So entsteht eine riesige Test- und Präsentationsumgebung für 5G-Anwendungen der Zukunft, das sogenannte 5G Smart Venue. Hierfür baut die Telekom in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe derzeit ein 5G-Campus-Netz für das gesamte Gelände auf – also eine eigene und separate Mobilfunk-Infrastruktur ausschließlich für Forscher, Unternehmen und Aussteller. Parallel dazu errichtet die Telekom ein öffentliches 5G-Netz für die Millionen von Besuchern, die dort zu Gast sein sollen.
So sehen die Pläne aus
Mit zahllosen Indoor- und Outdoor-Antennen, mit kilometerlanger Glasfaser und mit Servertechnik für den Betrieb von gleich zwei getrennten Netzen ist der 5G-Ausbau des Messegeländes Hannover ein gewaltiges Projekt. Kevin Toppel, Servicetechniker der Telekom im RAN Team Hannover, erklärt, worum es geht. Er ist einer der Experten für Planung und Umsetzung des Vorhabens. Das Kürzel „RAN“ seines Teams steht für „Radio Access Network“, auf Deutsch also für das Funkzugangsnetz auf dem Gelände: „Wir bauen ein 5G-Campus-Netz. Das bietet der Messe die Möglichkeit, ihre eigenen Anwendungen sowie die Anwendungen für ihre Kunden, zum Beispiel Aussteller, hier bereitzustellen.“
Auf den Plänen, die neben ihm an der Wand hängen, sind zentrale Bereiche des Projekts zu sehen: „Hinterlegt in Magenta sind unsere sieben Indoor-Hallenversorgungen. Und die Pfeile, das sind elf Outdoor-Sektoren, die wir zusätzlich zu unseren vorhandenen Standorten noch aufbauen.“ Die bisherige 4G/LTE-Technik auf dem Gelände bleibt dabei erhalten. Sie stellt weiterhin Mobilfunk zur Verfügung und dient zudem als „Anker“ für 5G. Das bedeutet: 5G sorgt für die Datenverbindungen in nie gekanntem Tempo. Der Verbindungsaufbau und viele andere Funktionen von der Speicherung der Kundendaten bis hin zur Abrechnung erfolgen aber nach wie vor über 4G.
Pico RRU – schlaue neue Mobilfunktechnik für Hannover
Derzeit installiert die Telekom auf dem Messegelände und in den Hallen jede Menge Mobilfunk- und Netzwerktechnik – bei deren Erklärung Servicetechniker Kevin Toppel mit jeder Menge englischen Fachbegriffen jongliert: „Was zusätzlich neu kommt, sind die sogenannten RHUBS, das sind quasi Switche, wo hinterher unsere Pico RRU angebunden sind.“ Besonders interessant sind dabei die neuartigen Pico RRU. Das Kürzel steht für „Remote Radio Unit“, also für ein Antennensystem. So eine Pico RRU ist besonders klein, leicht zu installieren und verbraucht wenig Strom. Damit eignet sie sich exzellent zur gezielten Versorgung kleinerer Bereiche mit extrem schnellem 5G-Mobilfunk. Allein in Halle 9 der Messe Hannover hat die Telekom die Installation von 28 Pico RRU eingeplant. Kevin Toppel erklärt, warum es so viele sein müssen, damit das 5G-Netz auch wirklich „picobello“ läuft: „Das liegt einfach daran, dass die Reichweite von diesen Pico RRU nicht so groß ist. Deswegen muss man ein bisschen mehr auf Dichte gehen, um die bestmögliche Versorgung für den Kunden bereitstellen zu können.“
So funktioniert das Hybridkonzept
Zwei 5G-Netze, die parallel auf dem Gelände laufen, die aber trotzdem komplett getrennt voneinander funktionieren – das ist die große technische Herausforderung beim sogenannten Dual-Slice-Campus-Netz in Hannover. Die Funksignale im privaten 5G-Netz der Messe und im öffentlichen 5G-Netz der Telekom kommen sich dabei nicht ins Gehege: „Der größte Unterschied ist natürlich bei der Frequenz. Die Messe hat bei der Bundesnetzagentur extra für ihr 5G-Campus-Netz eine so genannte Industriefrequenz bei 3,7 GHz beantragt. Das öffentliche Netz der Telekom läuft bei 3,6 GHz. Somit sind die beiden Frequenzbereiche ganz klar voneinander getrennt.“ „Der Datenstrom, der auf dem Gelände anfällt, wird am sogenannten Campusrouter aufgetrennt. So geht alles, was im privaten 5G-Netz passiert, direkt und ausschließlich zur IT der Deutschen Messe. Die Messebesucher wiederum surfen wie gewohnt im öffentlichen Netz der Deutschen Telekom.“
So geht es weiter
Telekom-Experte Toppel erklärt den aktuellen Stand der Arbeiten: „Die Anbindungen und die Backend-Geschichten haben wir weitgehend fertig. Was jetzt noch fehlt, sind die Aufbauten der Antennenanlagen.“ Die eine oder andere aktive Outdoor-Antenne ist auf dem riesigen Gelände schon zu sehen, die Netzintegration kommt auch schnell voran. „Damit“, so Kevin Toppel zuversichtlich, „sollte es dann irgendwann zum Senden gehen“. In den nächsten Wochen und Monaten gehen die Arbeiten zügig weiter, damit Aussteller und Messebesucher, Forschung und Unternehmen auf der gesamten Messe in Hannover bald 5G zur Verfügung haben. Dann gilt in Sachen Mobilfunk: Mit Rekordtempo auf dem Rekord-Messegelände.
Das gesamte Video zum Campus-Netz der Messe Hannover gibt es hier:
Im Himmel über Berlin! 5G für den Fernsehturm
Der Berliner Fernsehturm ist nicht nur seit 52 Jahren dafür da, Radio, Fernsehen und andere Funkdienste zu verbreiten. Er zählt mit mehr als einer Million Besuchern im Jahr auch zu den zehn beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Nun stattet ihn die Deutsche Telekom mit 5G-Mobilfunktechnik aus. Wir verraten, wie „höchst spannend“ diese Arbeiten sind.