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Hubertus Kischkewitz

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Treffer, versenkt: Glasfaser durch die Mosel

Generell hat die Glasfaser bei der Telekom enormen Auftrieb. Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2030 alle 41,5 Millionen Haushalte in Deutschland einen FTTH-Anschluss bekommen können. Den Großteil davon will die Telekom bauen. Das Kürzel steht für „Fiber to the Home“ – also für schnelle Glasfaserleitungen, die bis in die Häuser und Wohnungen der Kunden reichen, ohne dass noch Kupfer dazwischen liegt. Bei einem aktuellen Glasfaserprojekt der Deutschen Telekom war Auftrieb jetzt aber ausnahmsweise nicht erwünscht. Denn dabei ging es darum, Leitungen auf dem Grund der Mosel zu versenken, um die Region mit noch schnellerem Internet versorgen zu können. Wir verraten, wie solch eine Flussdurchquerung funktioniert, ohne dass die Techniker ins Schwimmen kommen.

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Die Telekom verlegt einen Düker auf dem Grund der Mosel, um die Region mit noch schnellerem Internet zu versorgen.

Mit dem Düker ans andere Mosel-Ufer

Die Technik, die bei solchen Projekten zum Einsatz kommt, nennt sich Düker. Das ursprüngliche Wort „Duiker“ kommt aus dem Niederdeutschen oder Niederländischen und steht laut Wikipedia für eine „Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, eines Tunnels, eines Flusses oder von Bahngleisen“. Bei einem Gewässer wie der Mosel geht es darum, die Leitung an einem Ufer nach unten zum Wasser zu bringen, dann den Fluss zu durchqueren und sich am anderen Ufer wieder nach oben zu graben. Allein an der Mosel hat die Telekom schon über 20 solcher Düker verlegt. Beim aktuellen Projekt führt die Leitung vom Weinbauort Hatzenport aus auf die andere Moselseite.

Schnelles Internet für die Moselgemeinden

Thomas Braasch ist Teamleiter der Niederlassung Südwest bei der Telekom Technik. Er erklärt den Einsatzzweck: „Wir haben uns für diese Stelle entschieden, um dann die Ortschaften, die moselabwärts liegen, zum Beispiel Brodenbach oder Alken, mit Glasfaser und damit mit schnellerem Internet versorgen zu können.“ Und weil hier in der Region nicht nur der Wein in großen Mengen strömt, sondern auch das Moselwasser, ist das Projekt kompliziert und aufwändig. Denn der Fluss ist hier rund 200 Meter breit und fließt schnell. Einfach eine Glasfaserleitung von einem Ufer zum anderen zu werfen und zu versenken – damit ist es längst nicht getan.

Monatelange Vorarbeiten

Der Bau eines solchen Dükers zieht sich mit allen Planungen, Genehmigungsverfahren und Vorarbeiten zweieinhalb Jahre hin. An der „Operation Mosel-Glasfaser“ sind zahlreiche Spezialisten, Taucher, Schiffe, Bagger und jede Menge technische Ausrüstung beteiligt. Die Leitung besteht dabei aus vielen einzelnen Rohren, durch die später die eigentliche Glasfaser verlegt wird. Vor der spektakulären Flussdurchquerung werden die einzelnen Teile der „Internet-Pipeline“ zu einem sogenannten Rohrverband zusammenmontiert und am nördlichen Moselufer in Hatzenport ausgelegt. Die Rohre erhalten dann zunächst Tonnen als Auftriebskörper für ihren Weg auf die andere Moselseite – und Kunststoffmanschetten. Diese werden später mit Beton gefüllt, der die Leitung dann dauerhaft ausreichend tief im Flussbett hält.

So funktioniert die Mosel-Durchquerung

Am D-Day, also quasi am „Düker-Tag“, zieht zunächst ein kleines Arbeitsboot den mehr als 200 Meter langen Rohrverband quer über den Fluss zum gegenüberliegenden Ufer. Dort nimmt ein Kran die Konstruktion an den Haken und zieht sie an Land. Der Weg über die Mosel ist damit geschafft – und die schwimmende Leitung sieht beinahe aus wie ein neues Werk des 2020 verstorbenen Verpackungskünstlers Christo. Aber im Flussbett liegt das Rohr noch längst nicht. Dann kommen die Taucher ins Spiel. Sie lösen nach und nach die Auftriebskörper und lassen den Rohrverband von schwimmenden Arbeitsplattformen aus langsam ins Wasser. Für die Taucher, die die Rohre von ihren Befestigungen lösen müssen, ist das kein einfacher Job. Sie müssen sich im trüben Moselwasser orientieren, in dem die Sicht kaum einen Meter weit reicht. Und wenn der Rohrverband nicht direkt über der vorgesehenen Rinne liegt, in der er schlussendlich landen soll, müssen das große Transportschiff und ein Bagger die Richtung korrigieren. So feinfühlig und zentimetergenau agieren die großen Gerätschaften sonst nur in den Baggerwetten von „Wetten, dass..?“

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Der Rohrverband wird vorsichtig ins Wasser der Mosel abgelassen.

Rein in die Rinne

Auf dem Boden der Mosel liegen die Glasfaserrohre schlussendlich mit einer Deckung von mindestens 2,5 Metern in der zuvor ausgebaggerten Rinne. Wegen der offenen Konstruktion muss vor dem endgültigen Verlegen ein Messboot mit Echo-Peilungen kontrollieren, dass die Mosel mit ihrer starken Strömung nicht zwischendurch schwere Steine in die Rinne gespült hat. Erst dann kann der Rohrverband abgelassen werden. Bis vor 30, 40 Jahren war dieses Verfahren die Regel. Mittlerweile werden aber meist Horizontalbohrungen unter dem Flussbett eingesetzt. Warum das hier an der Mosel nicht funktioniert, kann Klaus-Dieter Hartung erklären. Er ist Planungsingenieur für Dükerbau bei Telekom-Partner IBZ Neubauer GmbH: „Hier, wo wir jetzt stehen, 30 Meter vom Ufer der Mosel weg, war vor 30 Jahren noch Wasser. Dieser gesamte Bereich ist mit grobem Moselkies angeschüttet worden. Das heißt, dass das ein sehr schwer bohrbarer Baugrund ist.“ Und auf der anderen Seite der Mosel ist das Ufer sehr felsig – was bei einer Horizontalbohrung ein großes Hindernis darstellt. Deshalb die Lösung mit der Rinne, in der die Glasfaser versenkt wird. Für Schifffahrt und Umwelt ist dieses Verfahren aber genauso sicher und unbedenklich.

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Klaus-Dieter Hartung, Planungsingenieur Dükerbau, IBZ Neubauer GmbH.

Ein Projekt mit Herausforderungen

Klaus-Dieter Hartung weiß, was gerade dieses Projekt so zeitaufwändig und komplex macht. Bereits 2021 wurden hier erste Probebohrungen vorgenommen – deren Ergebnisse dann dazu führten, dass man sich letztlich für die offene Bauweise entschieden hat. Der Düker-Experte schildert die Herausforderungen: „Da ist erst einmal die Wasserstraße an sich. Wir haben ja eine große Breite, hier an der Mosel reden wir von 200 Metern. Da ist Berufsschifffahrt drauf, da sind Fahrgastschiffe und Freizeitschifffahrt drauf. Und da haben wir eine sehr große Wassertiefe, zum Teil mit vier, fünf Metern.“ Zudem hält so ein Flussbett, das ständig in Bewegung ist, viele Überraschungen bereit. Und auch die mit verschiedensten Techniken befestigten Uferbereiche sowie der bei solch einem Projekt längst selbstverständliche Naturschutz sorgen dafür, dass den Planern nicht langweilig wird.

Mehr zum Thema gibt's in diesem Video:

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T-Cars: Mit schlauen Autos schneller zur Glasfaser

Die T-Cars filmen, vermessen und analysieren mit Hilfe zahlreicher Kameras, Sensoren und künstlicher Intelligenz die Strecken für den Glasfaserausbau. Damit sorgen sie dafür, dass Glasfaser nicht nur schnelles Internet liefert – sondern auch schneller zu den Telekom-Kunden kommt.

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