Mobilfunkpakt: Telekom baut in Bayern 1.000 neue Standorte
Die Räumlichkeiten verliehen dem Ganzen einen würdigen Rahmen: Die bayerische Gigabit-Offensive startete im Marmorsaal des Prinz-Carl-Palais in München. Mit einem Mobilfunkpakt wollen die Landesregierung, die Kommunen und die Netzbetreiber die Versorgung mit Mobilfunk im Land verbessern.
Ganz klar im Fokus dabei: Eine bessere Versorgung im ländlichen Raum und das Beseitigen von sogenannten "weißen Flecken" – also der Orte, an denen kein Mobilfunk-Empfang herrscht.
Eine tragende Rolle dabei übernimmt die Deutsche Telekom. Dirk Wössner, Telekom-Vorstand Deutschland, setzte darum gerne seine Unterschrift unter das Abkommen.
1.000 neue Standorte, 1.200 Aufrüstungen und 100 weiße Flecken
Das Ziel: Bis Ende 2020 will die Telekom 1.000 neue Standorte schaffen. Zudem baut sie 1.200 vorhandene Standorte mit zusätzlichen Diensten aus.
Wössner sagte warum: "Leistungsfähige Mobilfunknetze in Stadt und Land sind für die Digitalisierung entscheidende Voraussetzung. Sie sind der wesentliche Treiber. Vor allem für innovative Verkehrskonzepte und -technologien. Ohne eine verlässliche und möglichst lückenlose Versorgung der Verkehrswege mit Mobilfunk und 5G geht wenig."
Die Telekom treibt deshalb den Netzausbau in Bayern schon lange voran. Seit November drückt sie sogar noch kräftiger aufs Tempo. So will sie in den nächsten drei Jahren neben den 1.000 geplanten neuen Standorten weitere einhundert weiße Flecken schließen.
Info: Wie ein weißer Fleck verschwindet
Hand in Hand mit dem Land
Voraussetzung für den Ausbau ist allerdings, dass die Kommunen die Telekom bei der Standortrealisierung unterstützen. Darüber hinaus wird die Telekom 35 weiße Flecken durch die Mitnutzung von Behörden-Standorten versorgen.
Die ersten Fakten sind geschaffen: In den vergangenen acht Monaten hat die Telekom in Bayern 30 neue Mobilfunkstandorte in Betrieb genommen. Zudem hat das Unternehmen 220 Standorte um neue Dienste erweitert. Und rund 400 ihrer Standorte sind bereits mit Single RAN-Technik ausgestattet und mit LTE 900 bestückt.
Die Bayerische Staatsregierung stellt nach der Genehmigung durch die EU 80 Mio. Euro zur Verfügung. Damit sollen Gemeinden Mobilfunkstandorte bauen können, an denen Mobilfunkanbieter sonst auch bei Erfüllung aller Versorgungsauflagen nicht ausbauen würden.
Ein Mobilfunkzentrum bei der Regierung der Oberpfalz soll Kommunen bei der Abwicklung des Förderprogramms helfen. Die Gemeinden können dort, wo auch nach dem Pflichtausbau Lücken im Mobilfunknetz sind, Masten bauen, Leitungen verlegen und diese dann allen Mobilfunkbetreibern vermieten. Fachleute sprechen von passiver Infrastruktur.
Es muss wirtschaftlich bleiben
Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer betonte, dass diese Ergänzung des eigenwirtschaftlichen Ausbaus der Mobilfunknetzbetreiber geboten sei. Denn an vielen Orten stoßen die Telekommunikationsunternehmen an wirtschaftliche Grenzen. "Deshalb gehen wir in Bayern als erstes Land im Schulterschluss mit den Mobilfunkbetreibern und Kommunen einen Schritt weiter. Auch dünn besiedelte Gebiete, enge Täler oder sonst schwierig zu versorgende Regionen können so profitieren", so Pschierer.
Wössner machte aber unmissverständlich klar: "Wir als Mobilfunkbetreiber sind darauf angewiesen, dass die Politik uns aktiv bei der Auswahl und dem Aufbau von neuen Standorten vor Ort unterstützt. Das gilt vor allem die kommunalen Gremien.“ Nur mit funktechnisch brauchbaren Standorten könne die Telekom ausreichende und flächendeckende Versorgung aufbauen. „Von daher begrüßen wir den heute vorgestellten Mobilfunkpakt", sagte Wössner.
Doch die Standorte sind zweifellos ein dickes Brett, das es zu bohren gilt. Wössner rüttelte mit einem Beispiel die Zuhörer auf: "Es gibt eine ländliche Region in Bayern mit 250.000 Einwohnern. Hier haben wir zurzeit 80 Standorte. Wir wollen 30 dazu bauen. Doch es gibt bereits sechs Bürgerinitiativen dort, die sich gegen einen Antennenstandort in ihrem Umfeld wehren."