Los geht´s: Vertrag für Gigabitprojekt unterzeichnet
Sven Bühler entfernt mit einer kleinen Zange die hauchdünne Isolation. Sichtbar wird, was in der Welt von heute eine zentrale Rolle spielt: Eine Faser aus Glas. So geschehen heute in Fellbach. Dort hat die Gigabit Region Stuttgart GmbH mit der Deutschen Telekom einen Kooperationsvertrag unterschrieben. Dieser sieht im Kern den Ausbau von schnellem Internet vor. Zudem wollen die Partner Lücken im Mobilfunknetz schließen und die Region zu einem Piloten für den Kommunikationsstandard 5G aufbauen.
Ruhige Hände für große Pläne
Sven Bühler braucht ruhige Hände. Mit der kleinen Zange entfernt er die hauchdünne Isolation. Drei bis vier Zentimeter. Ganz vorsichtig. Sichtbar wird, was in der Welt von heute eine zentrale Rolle spielt: Eine Faser aus Glas. Hauchdünn, nur zwischen 0,009 beziehungsweise 0,04 Millimeter dick. Das dünnste menschliche Kopfhaar hat einen größeren Umfang als die dickste Glasfaser. Den Vorgang wiederholt Sven Bühler bei einem zweiten Kabelstück. Sorgfältig bereitet der 24-Jährige das Zusammenschweißen zweier Fasern vor. Die um ihn herumstehenden Zuschauer lassen ihn kalt. Auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann macht ihn nicht nervös. Sven Bühler versteht seinen Job. Der gelernte IT-System-Elektroniker hat schon mehr als 10.000 solcher Verbindungen geschweißt. Die Erfahrung wird sich auszahlen. Denn auf ihn und tausende Telekom-Kollegen kommt viel Arbeit zu. Die Gigabit Region Stuttgart GmbH hat heute mit der Telekom einen Kooperationsvertrag zum Netzausbau unterschrieben. 2,8 Millionen Menschen leben in der Region.
Der Landesvater ist einer von mehr als 300 Gästen in der Schwabenlandhalle in Fellbach. Sie alle haben verfolgt, was auf der Bühne geschehen ist. Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH (GRS), und Dirk Wössner, Vorstand Telekom Deutschland haben die Kooperation mit ihrer Unterschrift besiegelt. Der offizielle Akt selbst hat nur wenige Minuten gedauert. Die Verhandlungen vorher mehr als zehn Monate. Herausgekommen ist etwas, das es in dieser Dimension noch nicht gab. Ein Gigabitprojekt, dass die Telekom gemeinsam mit mehr als 170 Kommunen stemmen will. Gemeinden, die sich auf fünf Landkreise und die Stadt Stuttgart verteilen. Der Vertrag legt die grundsätzlichen Bedingungen der Kooperation fest.
Ultraschnelles Glasfasernetz und bester Mobilfunk
Im Fokus steht der Ausbau des ultraschnellen Glasfasernetzes. Bis 2025 sollen zudem 99 Prozent der Bevölkerung Mobilfunk (LTE) nutzen können. Zügig soll auch ein leistungsstarkes 5G-Netz entstehen.
Noch ein paar Fakten: Das Ausbaugebiet umfasst derzeit 174 Kommunen in Stuttgart sowie in den benachbarten Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr. In dem Ballungsraum leben rund 2,8 Millionen Menschen. Etwa 140.000 Unternehmensstandorte sind dort angesiedelt.
Bereits im Juli 2018 hatte die Wirtschaftsregion ihre Ausbauziele bekannt gegeben: Bis zum Jahr 2025 soll allen Unternehmen ein Internetzugang per Glasfaser zur Verfügung stehen. Bis 2030 sollen 90 Prozent der Haushalte davon profitieren. Im selben Zeitraum planen die Telekom und die Kommunen gemeinsame Investitionen in Milliardenhöhe.
Beim Festakt in Stuttgart schwärmen die Redner
Ein flächendeckendes glasfaserbasiertes und gigabitfähiges Breitbandnetz ist die Lebensader für Innovation, Wirtschaftskraft und Lebensqualität. Deshalb begrüße ich die Initiative der Region Stuttgart und der Deutschen Telekom sehr“, sagte Winfried Kretschmann.
Telekom Deutschland-Chef Dirk Wössner sagte: „Die vielen Gespräche vor Ort haben sich ausgezahlt. Sie münden in einen Vertrag, den wir jetzt mit Leben füllen werden. Wir wollen loslegen! Dabei zählen wir auf die Unterstützung der Bürger und der lokalen Entscheider. Wössner mahnte aber auch: „Um Deutschland zu digitalisieren, brauchen wir Bedingungen, damit wir schnell bauen können– gemeinsam, pragmatisch, unbürokratisch. Da gibt es noch einiges zu tun.“ (Hier könnt Ihr Dirk Wössners Rede lesen (pdf, 135,9 KB))
GRS-Geschäftsführer Hans-Jürgen Bahde kommentierte: „Die Konzeption, mit der Telekommunikationswirtschaft gemeinsam auszubauen, war richtig. Dank eines der größten kooperativen Glasfaserausbauprogramme in Europa erhalten nun die Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart einen flächendeckenden Ausbauplan für Glasfaser bis ins Haus.“
„Wichtig ist vor allem, unterversorgte Gebiete ans schnelle Internet zu bringen sowie den Anschluss der Industrie, des Gewerbes und von Dienstleistern zu ermöglichen“, sagte Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart.
Die Partner setzen auf ein zweistufiges Modell
Die fünf beteiligten Landkreise haben bereits eigene Zweckverbände gegründet. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart bilden die fünf Zweckverbände die GRS.
Die GRS koordiniert den gesamten Ausbau in der Region und steuert die Kooperation mit der Telekom. Sie entwickelt einheitliche Prozesse und technische Standards. Zudem schließt die GRS Rahmen- und Musterverträge ab und vermittelt bei möglichen Konflikten. Mit der GRS einen Ansprechpartner zu haben und keinen Flickenteppich verschiedener Kommunen – auch das macht dieses Projekt einzigartig und attraktiv für die Telekom.
Die Zweckverbände beraten und begleiten die Kreiskommunen. Sie unterstützen auch bei Förderanträgen. Zudem stellen sie Planungsdaten zur Verfügung. Beispielsweise indem sie ein zentrales Leerrohr-Management aufbauen und pflegen.
Die Partner wollen bereits in den ersten Jahren in allen fünf Landkreisen das Netz ausbauen. Wann dies in welcher der insgesamt 174 Kommunen in welchem Umfang geschieht, legt die jährliche Ausbauplanung fest. Die Kooperationspartner definieren diese nach mehreren Gesichtspunkten. Maßgeblich sind beispielsweise die vorhandene Versorgung mit Bandbreite oder die Ausbaukosten. Wichtig ist auch, ob bereits Infrastruktur verfügbar ist.
Vorvermarktung zeigt Bedarf
Damit in den Kommunen ausgebaut wird, muss sich vorab eine ausreichende Anzahl an Bürgern für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Vor dem Ausbau ermittelt die Telekom den Bedarf durch die sogenannte Vorvermarktung. So wie derzeit in sechs Städten, in denen rund 25.000 Haushalte Glasfaseranschlüsse bis ins Haus bekommen können.
Wie die Telekom das gewaltige Ausbauprogramm stemmen will, zeigte sie mit Partnern bei einer Ausstellung am Rande der Vertragsunterzeichnung. Übertragungstechnik, 5G-Antennen, intelligente Haustechnik, IT-gestützte-Städte-Lösungen, moderne Baugeräte regten die Besucher zu Gesprächen an. Unzählige Male legte auch Sven Bühler die Glasfasern in das Schweißgerät. Er erzählt gerne, was er da macht: „Zuschauer gibt es immer wieder. Nicht nur heute in Fellbach, sondern auch im Alltag. Viele bleiben stehen, wenn wir in einer Straße an einer Muffe arbeiten“, sagt er.
Netze
Die Telekom investiert jedes Jahr mehrere Milliarden Euro in den Netzausbau. Informationen rund ums Netz.