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Walter Goldenits

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Telekom-Technikchef Walter Goldenits: So war 2020, so wird 2021

2020 war ein extrem spannendes Jahr für die Deutsche Telekom und ihre Kunden. Wobei Corona zusätzliche Spannung ins Spiel gebracht hat – auf die die Menschen in Deutschland liebend gerne verzichtet hätten. Telekom-Technikchef Walter Goldenits blickt im Interview zurück auf den Start von 5G, auf den immer schnelleren Glasfaserausbau und auf die Auswirkungen von Corona auf Festnetz und Mobilfunk. Außerdem stellt er die Pläne der Telekom für 2021 vor – wenn zum Beispiel die Zahl neuer Glasfaseranschlüsse gegenüber dem abgelaufenen Jahr erneut mehr als verdoppelt werden soll.

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In einem Interview zum Jahresrückblick erklärt uns Walter Goldenits, warum 2020 aus Technik-Sicht besonders war.

Walter Goldenits über...

...sein Fazit für's Jahr 2020

Eines der Hauptthemen war natürlich, wie wir unsere Netze in Zeiten von Corona stabil halten. Das zweite war definitiv unser Durchbruch bei 5G. Und daneben hat uns unser Glasfaser-Rollout massiv bewegt. Ich würde sagen, das waren die drei Highlights. Außerdem gibt es neue Technologien wie Automatisierung, Digitalisierung und Cloudifizierung, die jetzt Einzug halten, wo wir auch lernen, und die wir jetzt schön langsam ins Feld bringen.

...die Auswirkungen von Corona auf die Telekom-Netze

Corona hat über Nacht eine sehr große Belastung für unsere Netze bedeutet. Unser Sprachverkehr im Festnetz hat sich mit einem Schlag verdoppelt. Und auch im Mobilfunk waren wir knapp an der Verdopplung. Wir haben im Festnetz auch mehr Daten als gewöhnlich in unser Netz bekommen. Das liegt daran, dass eben Home Working und Home Education so eingeschlagen haben. Unsere Netze waren aber sehr stabil. Hier haben die Kolleginnen und Kollegen Außergewöhnliches geleistet, so dass wir seit März, seit dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland, stabile Netze für unsere Kunden bereitstellen konnten.

...das veränderte Nutzerverhalten in Zeiten von Corona

Bei den Sprachdiensten haben wir auf dem Höhepunkt der Pandemie wie gesagt in etwa eine Verdopplung erlebt. Im Datenbereich ging es im Mobilfunk dagegen leicht zurück. Das liegt einfach daran, dass die Menschen in der Pandemiezeit weniger mobil waren.

...die Aussichten für den weiteren Lockdown

Wenn ich mir anschaue, wie wir unser Leben an diese Pandemie anpassen, sehe ich, dass unsere Netze vorbereitet sind, dass wir den Sprach- und Datenverkehr auch weiterhin bewältigen werden. Wir sehen hier keine Abnormalitäten im Netz, für die man noch zusätzlich etwas machen müsste. Wir sind gut vorbereitet. Wir laufen ja seit März, also seit bald einem Jahr, mit getrennten A- und B-Teams. Das heißt, wir haben unsere Mannschaften, die für diese kritische Infrastruktur zuständig sind, auch physisch getrennt. So kommen wir gut durch die Krise.

...den Netzausbau, der 2020 trotz Corona weiterlief

Der Ausbau war eines der spannendsten Themen in diesem Jahr. Zum Beispiel der Festnetz-Ausbau: Bei Ausbruch der Pandemie hatten wir erst einmal die Situation, dass unsere Auftragnehmer zum Beispiel für den Tiefbau zu Hause waren. Und auch wir mussten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst einmal mit Pandemieartikeln wie Schutzkleidung und Masken versorgen. Das ist sehr gut gelungen. Im Unternehmen wurde große Solidarität gezeigt, um alle bestmöglich auszustatten.

...Ausbauziele, die trotz Corona erreicht wurden

Wir haben schon in den ersten Wochen des Lockdowns im Frühjahr gesehen, dass unsere Partner großes Interesse daran hatten, einen entstehenden Rückstand beim Ausbau wieder aufzuholen. Und das hat es in Summe möglich gemacht, dass wir unsere Ausbauziele für 2020 erreichen. Wir haben im Festnetz dieses Jahr unsere Schlagzahl erneut verdoppelt, und werden zusammen mit Kooperationen 600.000 neue Glasfaseranschlüsse bereitstellen. 2021 werden wir dann erneut mehr als verdoppeln. Dann bauen wir über eine Million Anschlüsse, dann geht es richtig zur Sache. Und unser eigentliches Ziel ist es, beim Eigenausbau jenseits der zwei Millionen Neuanschlüsse pro Jahr zu landen.

...den Stand beim Mobilfunkausbau

Mit unseren Zulieferern haben wir auch in der Krise versucht, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Und wenn wir über Auswirkungen reden, sprechen wir zum Beispiel davon, dass Ämter geschlossen haben, oder dass gewisse Baubegehungen nicht möglich sind. Nichtsdestotrotz ist es uns gemeinsam mit unseren Zulieferern gelungen, in diesem Jahr an die 5.000 Antennen zu montieren. Und das ist ein großer Schritt. Nicht umsonst stehen wir ganz vorne bei 4G, und auch ganz vorne bei 5G. Das ist nur möglich, wenn Systemtechnik und Ausbau Hand in Hand gehen.

...den Vorsprung der Telekom bei LTE und 5G

Wir messen das ja regelmäßig. Wir haben unsere eigene Messfahrzeuge im Einsatz, die machen pro Fahrzeug mehr als 100.000 Kilometer im Jahr. Zum anderen gibt es Kunden-Feedback. Und zum dritten gibt es externe Tests, in denen gemessen wird, wie gut unsere Netze sind. Und ich bin sehr stolz auf die Teamleistung, dass wir die fünf wichtigsten Tests für Mobilfunk in Deutschland zuletzt alle gewonnen haben. Und das im zehnten Jahr hintereinander. Das zeigt auch, dass wir nicht nur viel investieren, sondern dass wir auch die besten Ingenieure haben, wenn es um Mobilfunk geht. Und das macht mich stolz. Denn ich bin gerne Teil dieses Teams, das richtig Gas gibt und das das beste Netzerlebnis bereitstellt.

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Telekom Technik-Chef Walter Goldenits gewährt uns Einblicke in die Zukunft von 5G.

...den aktuellen Stand und die Zukunft von 5G

5G war das ganz große Thema für uns in diesem Jahr. Wir wollen ja nicht nur im Bestandsnetz Vorreiter sein und das beste Netz anbieten – sondern wir wollen auch bei 5G, beim Thema Innovation, ganz vorne sein. 5G ist die Mobilfunk-Generation, die so schnell wie keine andere zuvor ausgerollt wird. Wir stehen jetzt bei 67 Prozent Bevölkerungsabdeckung innerhalb von sechs Monaten, das ist rekordverdächtig. Damit kann man schon nach draußen gehen und sagen, wir zeigen, wie Innovation funktioniert. Der Abstand zum Mitbewerb war noch nie so groß, wie er jetzt ist. Und die neuen Endgeräte, die wir jetzt in den Shops haben, machen richtig Spaß, wenn man ein Gigabit pro Sekunde auf dem Display sieht. 2021 gehen wir dann schon Richtung 90 Prozent Bevölkerungsabdeckung.

...künftige Anwendungen für 5G

Im Grunde genommen haben wir im Mobilfunk immer einen sehr ähnlichen Zyklus. Zuerst bauen wir die Autobahnen – und dann schauen wir, dass wir die Autos haben, die auf diesen Autobahnen fahren. 5G bringt zunächst einmal massiv mehr Geschwindigkeit. Wir haben im ländlichen Raum das Tempo bereits verdoppelt. Außerdem ermöglicht 5G Echtzeit-Anwendungen wie Virtual Reality und Augmented Reality. Wir werden sehen, dass sich sowohl die Industrie als auch der Privatsektor in neuen Anwendungen bewegen werden, die wir bisher noch nicht kannten. Jetzt haben wir die Werkzeuge auf dem Tisch liegen. Und nun gilt es, die ganze Branche mitzunehmen, um Anwendungen wie automatisierte Produktion zu entwickeln und ins Laufen zu bringen, die wirklich Sinn machen.

...die Mobilfunkversorgung von ländlichen Gebieten, Autobahnen und ICE-Strecken – und über Kunden, die hier unzufrieden sind

Die Kunden haben recht. Es geht nicht an, dass wir auf Autobahnen oder Zugstrecken abgebrochene Gespräche haben. Das heißt, es ist unsere höchste Priorität, diese Lücken zu schließen. Dass das ein sehr schwieriges Unterfangen ist, zeigt sich daran, dass wir sie bisher noch nicht geschlossen haben. Wir arbeiten da teilweise mehr als zwei Jahre an Sendestationen, und das ist nicht trivial.

...Herausforderungen bei diesen Ausbaumaßnahmen

Hier geht es unter anderem um Naturschutzgebiete, oder um eigentümerrechtliche Bedenken. Allein im Festnetz gibt es zum Beispiel 29 Gründe, warum man in Deutschland das Wegerecht verletzen kann. Und das bedeutet in Summe natürlich extrem viel Bürokratie. Hier geht es darum, dass man Genehmigungsprozesse beschleunigt, dass man sagt, ja, wir ermöglichen diese Bauwerke. Und nicht, wir verhindern sie. Es ist unsere oberste Priorität, bundesweit ein durchgehendes Spracherlebnis auf Autobahnen und ICE-Strecken sicherzustellen.

...Funklöcher und über weiße Flecken im ländlichen Raum

Für diese weißen Flecken haben wir das Programm „Wir jagen Funklöcher“ gestartet. Dabei bauen wir im Ausmaß von 300 Stück weiße Flecken zu. Das ist ökonomisch natürlich sehr schwierig zu rechtfertigen. Aber das Kundenerlebnis hat für uns höchste Priorität. Und darum machen wir das auch. Um hier noch weiter voranzukommen, laufen auch Kooperationen mit unseren Wettbewerbern, bei denen wir Netzwerke teilen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in Summe auch den ländlichen Raum verbessern. Und wir werden nicht aufhören, bis jeder Bürger dort dabei ist.

...Widerstände gegen die Digitalisierung

Die Erfahrungswerte, die wir bei der Digitalisierung unserer Projekte gesammelt haben, sind gemischt. Jetzt könnte man sagen, wir sind in einem frühen Stadium, das würde ich ja noch gelten lassen. Aber es ist nicht immer ganz nachzuvollziehen, warum vereinfachte Arbeitsprozesse nicht angenommen werden. Und wir reden hier nicht von kleinen Gemeinden, sondern von großen Städten, die einfach sagen, nein, wir wollen keine Digitalisierung. Und das trifft uns natürlich sehr. Denn wir bauen Glasfaser, um dieses Land zu digitalisieren. Wir bauen 5G, um dieses Land noch digitaler zu machen. Und dann schmerzt es, wenn man sieht, dass man unsere Kernprozesse der Genehmigungen eigentlich gar nicht digitalisieren will.

...den Status der Glasfaser in Deutschland im internationalen Vergleich

Der internationale Vergleich stellt Deutschland bei der Zahl der Glasfaseranschlüsse pro Einwohner ja ein relativ schlechtes Zeugnis aus. Auf der anderen Seite haben wir europaweit eines der besten Vectoring- und Super-Vectoring-Netze. Und diese Versorgung, die wir für 80 Prozent aller Haushalte bereitstellen, hat uns durch Corona gebracht. Glasfaser hätte uns nicht durch Corona gebracht, weil wir einfach nicht so viele Anschlüsse hätten bereitstellen können.

...seine Wünsche für einen noch schnelleren Glasfaserausbau

Würde ich mir wünschen, dass wir schon weiter sind? Ja! Aber wir haben in Deutschland auch spezielle Rahmenbedingungen. In anderen Staaten ist es zum Beispiel gang und gäbe, Luftkabel mit Glasfaserleitungen aufzuhängen, von Mast zu Mast. In Deutschland ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. In anderen Ländern ist es kein Problem, die Glasfaser außen an der Hausfassade hochzuführen. In Deutschland bekommen wir keine Genehmigung. In anderen Ländern wird die Genehmigung in 14 Tagen erteilt, in Deutschland haben wir Genehmigungsprozesse, die ziehen sich über Monate. Das ganze Ökosystem ist noch nicht glasfaserfreundlich. Und das glasfaserfreundlich zu machen, ist meiner Meinung nach Aufgabe der Politik, der öffentlichen Hand. Und natürlich auch von uns als Industrie, die sagt, wir wollen dieses Ding gemeinsam Hand in Hand aufbrechen und voranbringen.
 

Hier geht's zum gesamten Interview:

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Markus Jodl

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