Skylink: Himmlisch guter Richtfunk für Helgoland
Zwischen Helgoland und Cuxhaven wird die bisher schnellste und modernste Richtfunkstrecke aufgebaut - dank Skylink. Wir verraten, wie Skylink funktioniert, und erklären, was es mit dem himmlisch guten Richtfunk für Helgoland auf sich hat.
Für schnellen Datenverkehr sind Glasfaserkabel wichtig. Das stimmt häufig – aber längst nicht immer. Eine der Alternativen kommt völlig ohne Kabel aus. Per Richtfunk lassen sich Daten drahtlos, sehr schnell und über lange Strecken übertragen. Den Beweis tritt die Deutsche Telekom an vielen Standorten im ganzen Bundesgebiet an, die per Richtfunk angebunden sind. Der „Skylink“ funkt 64 Kilometer weit über die Nordsee und transportiert dabei extrem wichtige Daten der Flugsicherung für den norddeutschen Luftraum.
Das ist Richtfunk
Für Laien klingt die Funktechnik womöglich nach einem Notbehelf, wenn eine Glasfaseranbindung zu aufwändig oder zu teuer wäre. Doch das ist keineswegs der Fall. Denn der Richtfunk hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die längste Strecke, die die Telekom bisher aufgebaut hat, ist rund 100 Kilometer lang. Die 64 Kilometer zwischen dem Sendemast auf Helgoland und der Empfangsstelle in Cuxhaven sind also problemlos zu überwinden.
Im Gegensatz zum Rundfunk oder zum Mobilfunk, die für ihre vielen Nutzer breit ausstrahlen müssen, funktioniert der Richtfunk stark gebündelt (Fachdeutsch: gerichtet) und verbindet exakt Sende- und Empfangsantennen. Deshalb genügt zwischen Helgoland und Cuxhaven bereits eine relativ geringe Sendeleistung von vier Watt. „Und das sind sogar High-Power-Anlagen“, weiß Matthias Jacobza, Projektleiter für Skylink bei der Deutschen Telekom. „Übliche Richtfunkanlagen dieser Größenordnung haben teilweise zwischen 0,5 und zwei Watt. Die Technik sagt, dass vier Watt hier völlig ausreichen, um eine sichere Verbindung für die Flugsicherung herzustellen.“
Das steckt hinter Skylink
Weil Helgoland eine Insel ist, kann sie nur von einer Seite aus per Seekabel ans Internet angeschlossen werden. Doch diese eine Leitung genügt nicht, erklärt Projektleiter Jacobza: „Helgoland wird wie viele andere Standorte auch über mehr als eine Verbindung angeschlossen – damit, wenn eine ausfällt, die andere Leitung übernehmen kann.“ Deshalb ist die zusätzliche Richtfunkstrecke so wichtig. Sie transportiert vor allem den Sprechfunkkontakt zwischen Piloten und Fluglotsen.
Matthias Jacobza erklärt, wann Skylink zum Einsatz kommt: „Man muss wissen, dass diese Richtfunkstrecke der Zweitweg für die Flugsicherung ist. Der Erstweg kommt über das Seekabel von Sankt Peter-Ording. Wenn dieses Seekabel mal abgerissen werden sollte, geht automatisch die Richtfunkstrecke in Betrieb.“
Denn der Funkkontakt im Flugverkehr muss aus Sicherheitsgründen natürlich absolut unterbrechungsfrei funktionieren. Und wenn zwischen Seekabel und Richtfunk gewechselt werden muss, klappt die Umschaltung binnen Mikrosekunden so schnell, dass es die Flugsicherung als Telekom-Kunde gar nicht mitbekommt.
So funktioniert Skylink
Zwischen den Antennen auf Helgoland und in Cuxhaven besteht – zumindest mit Adleraugen – eine direkte Sichtverbindung. Denn das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Richtfunk funktioniert. Warum die Antennen trotzdem auf hohen Sendemasten befestigt werden müssen, obwohl nur die flache Nordsee dazwischenliegt, erklärt Richtfunk-Experte Matthias Jacobza mit einem kuriosen Detail: „Da wir auch auf diesen 64 Kilometern über das Meer eine Erdkrümmung haben, müssen wir auf hohe Türme gehen.“
Auf Helgoland hängen die beiden 1,80 Meter hohen und 70 Kilo schweren Antennen auf einem 113 Meter hohen Stahlgitterturm. Gegenstelle in Cuxhaven ist der gewaltige, 230 Meter hohe Friedrich-Clemens-Gerke-Turm aus Stahlbeton, der nach einem Hamburger Morse- und Telegraphie-Pionier aus dem 19. Jahrhundert benannt ist. Von hier aus versorgt die Telekom die Region auch mit Fernsehen und Rundfunk.
In Cuxhaven funktioniert Skylink ebenfalls mit zwei Antennen. Grund für die jeweils doppelte Anbindung: Über dem Meer verursachen die wechselnden Tidenstände und Wasseroberflächen Funkstörungen, so genannte Refraktionen. Mit den Doppelantennen werden die Daten so übermittelt, dass die Elektronik diese Störungen herausrechnen kann. Das stellt eine stabile Richtfunkverbindung über der Nordsee sicher.
So wichtig ist die Richtfunkstrecke
Kunde für Skylink ist die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS), die sich im Eigentum der Bundesrepublik befindet. Sie sorgt im gesamten deutschen Luftraum für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Rund 2.200 Fluglotsen begleiten – in normalen Zeiten ohne Corona – täglich bis zu 10.000 Flüge. Das entspricht mehr als drei Millionen Flügen pro Jahr. DFS-Sprecher Christopher Belz bringt die Aufgabe so auf den Punkt: „Die Deutsche Flugsicherung sorgt dafür, dass die Flugzeuge, die im deutschen Luftraum unterwegs sind, sicher fliegen, und dass alle Flugzeuge immer ausreichend Abstand zum nächsten Flugzeug haben.“
Bundesweit gibt es rund 200 Funkstellen, die die Signale vom Boden in die Luft und zurück übertragen. Die nördlichste dieser Funkstellen befindet sich auf Helgoland. Sie versorgt bei Weitem nicht nur den kleinen Regionalflughafen Helgoland-Düne mit Daten und Sprechfunk – sondern den norddeutschen Luftraum im Radius von rund 200 Kilometern.
Flugzeuge, die Richtung Großbritannien oder USA unterwegs sind, oder von dort anfliegen, kommunizieren im Normalfall also mit der Funkstelle auf Helgoland. Millionen von Passagieren wurden von hier aus bereits sicher ans Ziel dirigiert. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man hier, wenn man im Norden Deutschlands unterwegs ist, auch etwas mit Helgoland zu tun hat“, erklärt DFS-Sprecher Belz.
Und das funktioniert künftig mehr denn je sowohl himmlisch schnell als auch himmlisch stabil – dank Skylink.
Das ganze Interview auf Helgoland gibt's im Video:
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