

Wie der Fasching in Griesbeckerzell ein Funkloch behob
Griesbeckerzell ist berühmt für seinen Fasching. Und bis vor kurzem war der Ort berüchtigt für sein Mobilfunk-Loch. Das ändert sich nun. Ein Besuch bei den Narren.
"Telekom Alaaf!" Oder auch "Telekom Helau!" Fasching ist die bayerische Variante des Karnevals. Und er hat dafür gesorgt, dass eines der bekanntesten Funklöcher im gesamten Freistaat endlich geschlossen werden konnte.
Das Funkloch, über das sich sogar schon US-Präsident Donald Trump beschwert hat, liegt in Griesbeckerzell, einem Ortsteil der schwäbischen Stadt Aichach, zwischen Augsburg, München und Ingolstadt. Genauer gesagt: Es lag dort. Denn pünktlich zum Fasching 2019 hat die Telekom das Loch gestopft. Und die Faschingsgesellschaft Griesbeckerzell könnte jetzt eigentlich vor Freude eine neue Figur tanzen lassen, das Mobilfunkenmariechen.
Der Fasching und das Zeller Funkloch
Jedes Jahr am Faschingssonntag wird die 1.200-Einwohner-Gemeinde Griesbeckerzell zum Mekka des bayerischen Frohsinns. Zum traditionellen Umzug der Faschingsgesellschaft "Zell ohne See" 1959 e.V. kommen bis zu 20.000 Besucher. Das Partyvolk hatte im "närrischsten Dorf am Rande der Alpen" (Augsburger Allgemeine) bisher jede Menge Spaß - aber keinen Mobilfunkempfang, was auch für die Sicherheits- und Einsatzkräfte zunehmend bedenklich wurde.
Nach jahrelangem Warten auf Handyempfang war das "Zeller Funkloch" so legendär, dass auf den örtlichen Faschingssitzungen sogar schon (die gut nachgemachten) Donald Trump, Theresa May und Kim Jong-un darüber lästerten. Ihre Theorie: "Ein Arbeiter der Stadt hat das Loch ausgeschaufelt, ein zweiter hat es wieder zugeschaufelt. Nur der dritte, der das Kabel anschließen sollte, war krank."
Bei den Faschingsumzügen waren mehrfach Wagen am Start, die die Telekom auf die Schippe nahmen - unter anderem mit einem selbstgebastelten Mobilfunkmast. Aber damit ist jetzt Schluss. Habemus Mast! Mast have! Denn pünktlich zum 60jährigen Jubiläum der Faschingsgesellschaft ist das Loch weg!
Zum Fasching 2019 ist das Funkloch weg
Erwin Walch, kommunaler Ansprechpartner der Telekom, verkündet die frohe Botschaft: "Wir schalten pünktlich zum Faschingsumzug 2019 LTE und GSM ein, so dass Griesbeckerzell das Rundumpaket an Mobilfunk bekommt." Die Einwohner und ihre närrischen Gäste können ab sofort sozusagen ihre "Zell-Phones" benutzen.
Darüber ist auch Klaus Habermann erleichtert, Bürgermeister von Aichach, der den Sicherheitsaspekt der Mobilfunkversorgung betont: "Fasching ist bei allem Spaß und aller Freude ja doch ein gewisses Sicherheitsrisiko, wenn zehntausend und mehr Menschen auf der Straße unterwegs sind. Und dass wir durch diese schnelle Handyverbindung Hilfe holen können, ist enorm wichtig. Insofern schnaufe ich jetzt richtig durch und freue mich auf den Umzug." Den ersten mit Handy.
Wo die Probleme beim Mobilfunk lagen
Mobilfunk wünschen sich die Griesbeckerzeller schon seit gut zwei Jahrzehnten, doch konkret wurden die Planungen erst 2015. Damals gab die Bürgerversammlung grünes Licht. Und dank des rührigen Aichacher Bürgermeisters Klaus Habermann und dank Unterstützung der Gemeinde wurde auch relativ schnell ein perfekter Standort gefunden - das Dach der örtlichen Schule. Sie ist in der Ortsmitte gelegen, nah an der Bebauung und relativ erhöht angesiedelt, technisch also geradezu ideal.
Zu einem schnellen Start der Arbeiten kam es dann aber doch nicht. Telekom-Ansprechpartner Erwin Walch erklärt, warum: "Wir wollten das Ganze dann bauen, sind in die Planung gegangen, und haben festgestellt: Keine Glasfaser, keine Richtfunkanbindung, nichts ist da, nichts lässt sich realisieren." Wirtschaftlich war die Versorgung des kleinen Ortes mit seinen 1.200 Einwohnern schlichtweg nicht machbar.
Das änderte sich dann aber 2018, mit dem Festnetzausbau in Griesbeckerzell. Telekom-Mann Walch: "Der Ort ist mit Glasfaser angebunden worden. Diese Möglichkeit haben wir gleich genutzt, und haben unseren Standort in dem Zug mit realisiert." Denn über dieses Glasfasernetz fließen nun auch die Mobilfunkdaten zur nächsten Vermittlungsstelle.
Wie die Kommune mitgeholfen hat
Der alljährliche Faschingsumzug hat schlussendlich dafür gesorgt, dass die Griesbeckerzeller endlich ihre Mobilfunkversorgung bekommen haben, so Telekom-Ansprechpartner Erwin Walch: "Griesbeckerzell ist ein sehr kleiner Ort, da sind wir eigentlich knapp unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze. Nachdem aber jedes Jahr ein Faschingsumzug mit über 20.000 Besuchern stattfindet, war das das Zünglein an der Waage."
Mindestens ebenso wichtig war aber die Unterstützung des Bürgermeisters, der Gemeinde, der Bürgerversammlung und der Elternvertreter, die mit viel Engagement die Schule als idealen Standort ermöglicht haben. "Ohne die Stadt wäre es hier nicht gegangen", lobt Telekom-Vertreter Walch. Bürgermeister Habermann ist erleichtert: "Damit ist jetzt ein gewisser politischer Druck weg. Der war aber auch berechtigt, weil es in der heutigen Zeit nicht mehr sein kann, dass man über Handy nicht erreichbar ist."
Der Faschingsumzug 2019
Ob die Telekom beim Umzug am Faschingssonntag 2019 noch einmal wegen des "Zeller Funklochs" durch den Kakao gezogen wird, bleibt bis kurz vor Schluss das Geheimnis der Faschingsgesellschaft "Zell ohne See". Präsident Norbert Bachmann lässt sich nicht in die Karten schauen: "Unsere Wägen haben schon alle ihr festes Motto. Ich glaube, bis wir das feiern können, müssen wir noch auf eine neue Saison warten."
Dieses Jahr könnten die Zeller also zum letzten Mal mit einem selbst gebastelten Mobilfunkturm durch die Straßen ziehen. Aber auch der echte Mast funkt bereits. Und für die Närrischen und ihre Gäste ist damit das WLAN-Hopping beendet, an das sich Faschingspräsident Bachmann schmunzelnd erinnert: "Unsere Jugend hat an jedem Hauseck irgendwo ein offenes WLAN gefunden, von Freunden oder Bekannten. So konnten sie sich mit ihren Messengern unterhalten."
Auch damit ist es in Griesbeckerzell jetzt vorbei - und das Mobilfunkenmariechen wirft beim Tanzen vor Freude die Beine hoch!