FTTH-Technik: Der Weg des Glasfaseranschlusses bis in die Wohnung
In Bad Cannstatt werden neue und alte Häuser mit Glasfaser bis in die Wohnungen (FTTH) ausgestattet. Ein Techniker zeigt das Verlegen der FTTH-Technik im Haus.
Die FTTH-Technik steht für die Zukunft des Internets. Das Kürzel bedeutet "Fiber to the Home". Auf Deutsch: Glasfaser bis ins Haus und bis in die Wohnung. Diese FTTH-Technologie ermöglicht Gigabit-schnelle Internetanschlüsse im Festnetz. Deshalb setzt die Deutsche Telekom jetzt verstärkt auf die FTTH-Technik – unter anderem in Bad Cannstatt in der Gigabit Region Stuttgart.
Wir verraten, wie die Telekom jetzt dort G(l)as gibt. Und wir erklären, was die Technik kann, und wie sie funktioniert.
FTTH-Technik: Was bietet sie?
Das Glasfasernetz, das die Telekom überall in Deutschland betreibt, ist mehr als eine halbe Million Kilometer lang. Es ermöglicht nicht nur im Festnetz Highspeed-Internet. Auch die Mobilfunkdaten fließen von den Sendemasten aus in Lichtgeschwindigkeit durch dieses Netz.
Kurz vor den Häusern und den Wohnungen der Kunden war bisher aber meist Schluss mit der Lichtgeschwindigkeit. Denn ab bestimmten Verteilerpunkten führen klassischerweise immer noch Kupferkabel in die vier Wände der Kunden.
Dank Technologien wie Super-Vectoring ermöglicht zwar auch Kupfer bis zu 300 MBit/s, aber der Traum vom Gigabit-Internet mit bis zu 1.000 MBit/s im Download und bis zu 500 MBit/s im Upload lässt sich mit Kupfer nicht realisieren.
Deshalb verlegt die Telekom bereits seit 2014 in Neubaugebieten Glasfaser bis in die Keller oder die Wohnzimmer ihrer Kunden. Und mittlerweile wird FTTH-Technik zunehmend auch in Bestandsgebäuden realisiert – siehe das aktuelle Beispiel Bad Cannstatt.
Im Keller wird’s schneller
Zehntausende von Haushalten und Gewerbetreibenden in der Gigabit-Region Stuttgart erhalten derzeit die Möglichkeit, sich per FTTH-Technik mit dem Netz der Zukunft zu verbinden. So ein Anschluss stößt dann so gut wie nie mehr an seine Grenzen – selbst wenn in einem Haushalt, einem Büro oder einer Firma mehrere Menschen gleichzeitig surfen, 4K-Filme sehen, Daten hochladen oder im Home Office per Zoom videochatten. Dafür sorgen die Glasfaserleitungen, die bei der FTTH-Technik nicht mehr von Kupfer gebremst werden.
So ist das auch in einem älteren Mehrfamilienhaus der Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg (LBG) im Stuttgarter Bezirk Bad Cannstatt, in dem jetzt FTTH-Technik von der Telekom installiert wurde. Die Glasfaserleitungen enden dabei nicht mehr am grauen Verteilerkasten in der Nähe, sondern erst im Keller des Gebäudes. Und von dort aus führen sie direkt in die Wohnungen der Kunden.
FTTH - so funktioniert es
Telekom-Techniker Marcus Nickel steht im Keller des Mehrfamilienhauses vor einem neu installierten Kasten mit Glasfaser-Technik. Er erklärt: "Das ist der Glasfaserabschlusspunkt, bei uns auch Gf-AP genannt. Hier kommt die Glasfaser von draußen, vom Gehweg, ins Haus."
Innerhalb des großen Gebäudes existieren drei Adressen mit jeweils mehreren Wohnungen. Zu jeder dieser Wohnungen wird von hier aus ein separates Kabel verlegt. Und jedes dieser Glasfaserkabel kommt noch einmal an einem eigenen Glasfaser-Abschluss an, an der so genannten One Box. "Von dort aus machen wir weiter mit der Verteilung in die Wohnungen", erklärt Techniker Nickel.
Das Problem dabei: Während die alten Kupferkabel teilweise schon vor Jahrzehnten beim Bau eines Hauses bis in die Wohnungen geführt wurden, müssen sich die Glasfaserkabel einen neuen Weg suchen. Und das ist oft gar nicht so einfach.
Die Tricks beim Glasfaser-Verlegen
Beim so genannten "Auskunden", so Marcus Nickel, prüfen die Techniker vorab, wie die Glasfaserleitungen und somit die FTTH-Technik vom Keller in die Wohnungen gelangen können. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten – zum Beispiel bereits vorhandene Leerrohre, ein stillgelegter Kaminschacht, ein neu installierter Metallkanal im Treppenhaus oder sogar die Außen-Verlegung an der Fassade.
Und wenn das Kabel dann schlussendlich auf der richtigen Etage angekommen ist, stellen sich die nächsten Fragen: Führen Leerrohre in die Wohnungen? Sind die Leerrohre noch offen? Muss ein weiterer Metallkanal installiert werden? Oder muss sogar ein kleiner Mauerdurchbruch erfolgen, um die FTTH-Technik in die Kundenwohnung zu verlegen? Falls das der Fall ist, so Techniker Nickel, "wird das Loch dann natürlich wieder dicht und brandsicher verschlossen".
Um ans Ziel zu kommen, kennt der Telekom-Experte zahllose Tricks – zum Beispiel das Einfetten der hauchdünnen Kabel, damit sie geschmeidig durch Leerrohre flutschen, ohne zu brechen oder zu reißen. Übrigens: Die alte Kupferverkabelung bleibt erhalten. Sie zu entfernen, wäre aufwändig und ist auch gar nicht erforderlich.
So wird die Glasfaser in der Wohnung angeschlossen
In jede der Wohnungen führt ein Glasfaserkabel - in aller Regel mit zwei Fasern in rot und grün. Techniker Nickel erklärt ihre Bedeutung: "Die rote ist sozusagen unsere Betriebsfaser. Und die grüne ist als Reserve gedacht. Vielleicht hat der Kunde ja einen zweiten Anschluss, ein Home Office."
In den Wohnungen wird die vom Kupfer gewohnte TAE-Dose durch ein neues Kästchen mit dem komplizierten Namen Glasfaser-Teilnehmeranschlussdose (Gf-TA) ersetzt. Doch von hier an ist alles ganz einfach. Das Modem oder der Router wird wie gewohnt per Kabel an die Gf-TA angeschlossen - und schon ist der Kunde wieder am Netz. Dank der FTTH-Technik nur viel schneller als zuvor.
Frank Wehle, Teamleiter für die Instandhaltung bei der LBG, freut sich, wie sein Unternehmen zusammen mit der Telekom die vielen Herausforderungen beim Installieren von FTTH-Technik in Altgebäuden bewältigt: "Da wir ganz gut eingespielt sind, klappt das wirklich gut, und wir kommen immer recht zügig zum Ziel."
Und Josef Vogel, geschäftsführender Vorstand der LBG, ist überzeugt: "Der Glasfaseranschluss ist die Technik der Zukunft. Für unsere Mitglieder und Mieter werden ganz neue Möglichkeiten eröffnet."
So wertet das neue Internet auch alte Gebäude ganz gewaltig auf.
Der Besuch beim FTTH-Technik-Ausbau in Bad Cannstatt im Video
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