Das „kleine“ Graben: Wie funktioniert eine Glasfaserbaustelle?
Glasfaser und schnelles Internet will (fast) jeder. Die Baustelle vor der eigenen Haustür, mit der die dafür notwendigen Kabel unter die Erde kommen, ist weniger populär. Das Gute daran: Die Bautrupps der Deutschen Telekom sind (fast) so schnell unterwegs, wie später die Daten durch die Leitung flitzen. Oft handelt es sich um reine Tagesbaustellen, von denen schon am Abend praktisch nichts mehr zu sehen ist. Wir beantworten im neuesten Blogbeitrag die wichtigsten Fragen zum "kleinen" Graben.
Wie kommt die Glasfaser unter die Erde?
Das Grundprinzip für die digitale Infrastruktur der Zukunft ist immer gleich: Auf den Baustellen werden zunächst noch gar keine Glasfaserleitungen verbuddelt – sondern nur die dafür notwendigen Leerrohre. Erst später blasen die Spezialistinnen und Spezialisten der Telekom die hauchdünnen Fasern in diese Rohre ein. Per Druckluft findet die Glasfaser dann den Weg vom Verteilerkasten bis zum Haus. Dabei sind die Baustellen grundsätzlich so organisiert, dass die Auswirkungen auf die Fußgänger und auf den Straßenverkehr so gering wie möglich ausfallen sollen.
Wo wird besonders schnell gebaut?
Am angenehmsten für die beauftragten Tiefbauer, Anwohner und Telekom sind Gehwege und Straßen mit Pflaster oder Platten. Hier lässt sich ein Tagesabschnitt von gut 100 Metern tatsächlich am Morgen öffnen und am Nachmittag oder Abend schon wieder schließen. Das schnelle Motto lautet quasi „Glasfaser to go“. Jan Unnasch ist Projektleiter für den Glasfaserausbau bei der Deutschen Telekom. Er erklärt, wie so eine Express-Baustelle funktioniert: „Nachdem der Graben geöffnet wurde und wir unser Leerrohr hineingelegt haben, wird er wieder verfüllt. Dann stellen wir zum Beispiel eine Splittbettung her, auf der das Pflaster wieder verlegt wird.“ Anschließend wird alles so glattgerüttelt, dass am Abend praktisch kaum ein Unterschied zum Zustand vor den Bauarbeiten zu sehen ist. Nur wenn beispielsweise Ersatzplatten fehlen, kann es zwei, drei Tage länger dauern. Grundsätzlich sollte am Abend aber nur noch eine kleine Öffnung übrig sein, von der aus der Bautrupp anderntags die nächsten 100 Meter in Angriff nimmt.
Wo dauert es länger?
Hier kommt der Buchstabe A ins Spiel: A wie Asphalt, A wie aufwändiger. Wenn Wege und Straßen asphaltiert sind, dauert es länger, bis alles wieder den Vorgaben entsprechend aussieht. Projektleiter Jan Unnasch kann die Gründe so erklären: „Asphalt besteht aus zwei Schichten, der Tragschicht und der Feinschicht. Wenn wir den Graben wiederherstellen, wird zunächst zum Schutz der Leerrohre die untere Tragschicht wieder verlegt. Die Feinschicht kommt dann erst ein paar Tage oder Wochen später darüber.“ Bis dahin weist die Oberfläche die typischen Stufen und Rillen noch nicht abgeschlossener Teerarbeiten auf.
Wieso wird der Asphalt nicht schneller wieder in Ordnung gebracht?
Das liegt daran, dass das Aufbringen der obersten Feinschicht von ganz anderen Spezialistinnen und Spezialisten mit anderen Materialien und Geräten erledigt werden muss. Sie brauchen beispielsweise Asphalt, der in einem Thermocontainer angeliefert wird. Darin behält er den ganzen Tag die bis zu 200 Grad Temperatur, die zum Verlegen notwendig sind. Für die kurzen Bauabschnitte von gut 100 Metern am Tag, mit denen Glasfaser unter die Erde kommt, ist das logistisch, organisatorisch und wirtschaftlich gar nicht möglich. Die Telekom und die von ihr beauftragten Tiefbauer müssen also warten, bis längere Abschnitte oder ganze Straßen abgearbeitet sind, damit die Spezialkolonne für die Feinschicht anrücken kann. Sie werden dann mit der drei bis vier Zentimeter dicken Feinschicht asphaltiert, bis der ursprüngliche Zustand praktisch komplett wiederhergestellt ist.
Wie und wann kommt die Glasfaser ins Leerrohr?
„Wenn der Tiefbau für die Leerrohre erledigt ist, kommen dann noch andere Experten, die das Glasfaserkabel bis ins Haus des Kunden einblasen“, informiert Telekom-Experte Jan Unnasch. Daraus ergibt sich ein weiterer Grund, warum die oberste Asphalt-Feinschicht erst ganz am Ende aufgebracht wird. Denn erst beim Einblasen zeigt sich, ob ein Leerrohr tatsächlich komplett gängig ist, oder ob unterwegs noch Probleme auftauchen. Die weiche und dünne Tragschicht lässt sich dann relativ einfach noch mal öffnen, um Fehler zu beheben. Wenn bereits der endgültige Asphalt über der Leitung liegen würde, wäre das nicht mehr möglich. „Dann hätten wir am Ende Flicken auf der Oberfläche. Das sehen weder die Gemeinde noch die Anwohner oder wir gerne“, erklärt Projektleiter Unnasch. Denn wenn alles fertig ausgebaut ist, lautet das Ziel: „Wir wollen im Straßenkörper ein nahezu gleichwertiges Bild herstellen, wie es vor den Arbeiten war.“
Was ist der Unterschied zu Baustellen für Strom, Gas oder Wasser?
Eine Glasfaserbaustelle gilt als Wanderbaustelle mit kurzen Abschnitten, die theoretisch so schnell wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Jan Unnasch erklärt den Unterschied zum Kanalbau mit seinen riesigen Rohren oder zum Verlegen von Stromtrassen: „Dabei werden meistens ganze Straßenabschnitte von 100 oder 200 Metern monatelang gesperrt. Das sind ganz andere Gerätschaften, ganz andere Arbeiten, die dort notwendig sind.“ Um es in der Sprache von Medizinern zu sagen: Bei der Glasfaser handelt es sich im Vergleich um „minimalinvasive Eingriffe“. Projektleiter Unnasch schildert es so: „Wir beginnen, legen das Leerrohr rein, verschließen den Graben noch am gleichen Tag wieder, und sind am nächsten Tag 50 Meter weiter. So ziehen wir schnell durch eine Gemeinde durch.“ Anders könnte die Deutsche Telekom ihre jährlich gut 80.000 Kilometer neue Glasfaserleitungen auch gar nicht bauen, ohne das halbe Land durch Baustellen lahmzulegen. Das klappt nur, weil Glasfaserbaustellen mit guter Logistik clever organisiert sind. Quasi Baustellen als Schlaustellen.
Wann sind die Arbeiten endgültig abgeschlossen?
Man könnte meinen: Sobald die letzte Asphaltschicht verlegt ist und die Kunden mit Glasfaser-Tempo ins Netz können, ist der Ausbau automatisch abgeschlossen. Doch so einfach ist es nicht. Denn die Anforderungen der Kommunen an den Zustand ihrer Straßen und Wege sind zu Recht hoch. Deshalb führt die Telekom bereits während der Bauarbeiten stichprobenartige Prüfungen der Baustellen durch. Zum Abschluss gibt es dann noch eine gemeinsame Begehung mit dem Tiefbauer, der Telekom und der Stadt oder Kommune. Erst nach dieser finalen Abnahme durch alle Beteiligten und eventueller Nacharbeiten gilt der Ausbau für die Deutsche Telekom vor Ort tatsächlich als abgeschlossen.
Mehr zum Thema erfahrt ihr hier:
Winternet: Was macht der Glasfaserausbau, wenn’s schneit?
Während der Wintermonate trotzt die Telekom den Herausforderungen des Glasfaserausbaus.