5G Network-Slicing der Telekom im Einsatz für RTL
Wenn Peter Kloeppel das Publikum um 18.45 Uhr zu „RTL Aktuell“ begrüßt – dann müssen alle Leitungen zu den Reporterinnen und Reportern im Außeneinsatz und vor Ort stehen, dann müssen alle Verbindungen funktionieren. Damit das zuverlässig klappt, mit optimaler Bild- und Tonqualität, testet RTL Deutschland 5G Standalone der Deutschen Telekom. Wir verraten, wie das klappt.
Warum sind Live-Übertragungen so anspruchsvoll?
RTL-Projektingenieur Produktion & Sendebetrieb Jens Schilder erklärt die technischen Herausforderungen in Sankt Augustin bei Bonn. Dort steht der erste Mobilfunkmast der Deutschen Telekom, der 5G Standalone im Realnetz unterstützt. Jens Schilder verrät, worauf es für einen Sender wie RTL ankommt: „Bei der Sendetechnik ist vor allem wichtig, dass sie verlässlich und stabil ist. Denn im Live-Fernsehen oder auch bei Live-Streams haben wir keinen doppelten Boden. Das heißt, wir müssen immer sicherstellen, dass die Übertragung auch beim ersten Mal funktioniert.“ Denn fast nichts ist im Fernsehen unangenehmer als diese Entschuldigung in einer Sendung: „Leider steht die Leitung zum Reporter gerade nicht.“
Was ist eigentlich 5G Standalone?
Die Telekom ist 2019 mit 5G in die neue Mobilfunk-Ära gestartet. Dabei sorgt 5G für enorm hohe Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Bei der darunterliegenden Technik im sogenannten Kernnetz, vom Verbindungsaufbau bis zur Abrechnung, greift das neue Netz noch auf das bewährte 4G/LTE zurück und bringt das Beste aus beiden Technologien zusammen. Diese technische Innovation hat es möglich gemacht, dass 5G der Telekom mittlerweile für über 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zur Verfügung steht. Nie zuvor hat ein neuer Mobilfunkstandard so schnell so viele Menschen miteinander verbunden.
Nun testet die Telekom auch „5G Standalone“ (5G SA), die nächste Entwicklungsstufe von 5G, die komplett von LTE unabhängig sein wird. Seit Dezember 2021 sind alle Standorte, die auf dem 3,6 Gigahertz-Band funken, bereit für 5G Standalone. In Sankt Augustin steht der erste Mobilfunkstandort, der 5G Network-Slicing im 5G Standalone Netz unterstützt. Bei diesem „Netzwerk-Zerteilen“, das erst durch 5G Standalone möglich wird, lässt sich das Netz so intelligent und flexibel aufteilen, dass immer genau die Leistung und die Kapazitäten bereit stehen können, die gerade benötigt werden.
Welche Technik hatte RTL bisher für Live-Berichterstattung im Einsatz?
Fernseh-Experte Schilder nennt zwei Techniken, die RTL derzeit im Sendebetrieb nutzt: „Zum einen haben wir sogenannte SNG-Trucks. Das sind kleine Fahrzeuge in Größe eines Sprinters, die Satellitentechnik auf dem Dach haben, also eine Antenne, die dann über Satellit sendet.“ Das Kürzel steht für „Satellite News Gathering“. Die Technik ist bewährt, erfordert aber hohen Aufwand. Denn dafür braucht der Sender einen Standplatz mit Stromanschluss, Fachpersonal vor Ort – und freien Blick zum Satelliten am Himmel.
Die Alternative, so Jens Schilder, sind „Streaming-Rucksäcke“, bei denen die gesamte Mobilfunk-Übertragungstechnik in einer Tasche steckt. Nachteil dieser Lösung: „Wenn das Netz voll ist, habe ich oft das Problem, dass nicht genug Bandbreite zur Verfügung steht, um eine Live-Übertragung zu machen.“
Was ändert sich bei RTL durch 5G Standalone?
Durch die Nutzung des neuen 5G-Netzes, das praktisch „live“ in Echtzeit funkt, mit hohen Geschwindigkeiten und technisch zugesicherten Kapazitäten, kann RTL seine Reporterinnen und Reporter viel flexibler einsetzen. Schilder erklärt, was sich damit ändert: „Wir können unsere Leute auf einmal mit sehr kleinem Equipment auf Events schicken, bei denen wir sonst einen Riesenaufwand mit SNG-Trucks und sonstigen Anbindungen gehabt hätten.“
Dadurch kann der Sender ohne große Ausrüstung zum Beispiel live direkt vor der Bühne eines großen Festivals übertragen und sicher sein, dass während der Schalte jederzeit die benötigte Bandbreite technisch zur Verfügung steht.
Warum ist 5G Standalone perfekt für Live-Fernsehen geeignet?
Hasan Karacelik ist Projektleiter bei der Deutschen Telekom und verantwortlich für die Einführung von 5G Standalone. Er erklärt, was die neue Technik leistet: „Wir sind hier an einem Mobilfunkstandort, der 5G Standalone kann – aber auch Network-Slicing.“
Bei einem Sender wie RTL, der live ins Netz streamt, kommt es auf Stabilität und genügend Bandbreite beim Upload an. Telekom-Projektleiter Karacelik drückt es so aus: „Network-Slicing ermöglicht es uns, diese Effizienz auch unter Lastsituationen zur Verfügung zu stellen.“ Die Aufrüstung bestehender Standorte von „5G Non Standalone“ auf „5G Standalone“ erfolgte dabei in St. Augustin per Software, ohne größere Arbeiten vor Ort.
Wie sieht die TV-Übertragungstechnik der Zukunft aus?
Erste Tests gemeinsam mit RTL Deutschland und 5G Standalone sind erfolgreich gelaufen, schildert Hasan Karacelik: „Wir konnten die gewünschten Anwendungsszenarien unter Lastsituationen, aber auch verschiedene Kamerakonfigurationen wie bis zu vier parallele Streams gleichzeitig testen.“ Wie RTL künftig übertragen könnte, verrät Projektingenieur Jens Schilder: „Es wird Einsatzzwecke geben, bei denen eine große, professionelle Broadcast-Kamera durchaus noch Relevanz hat. Aber im Newsbereich, wo wir sehr schnell sein müssen, wird es sicherlich den Trend weiter geben, dass wir Richtung kleines 5G-Equipment gehen.“
Das können zum Beispiel Smartphones sein, die in einem handlichen Rahmen mit Aufnahmelicht und Mikrofon stecken. Mit dieser ebenso kleinen wie leistungsstarken Ausstattung können RTL-Reporterinnen und Reporter jederzeit und überall senden oder streamen. Die schnelle und flexible Technik könnte auch Influencer*innen bei TikTok, Instagram oder YouTube ermöglichen, unkompliziert und live online zu gehen. Egal ob bei RTL oder im Netz – die „Menschen, Bilder, Emotionen“, die die Zuschauer*innen erleben, kommen künftig immer öfter aus dem 5G-Netz.
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