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Marion Kessing

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3G geht, LTE für alle kommt: Die zehn wichtigsten Fragen

2004 führte die Telekom UMTS bzw. 3G in Deutschland ein. Und nach 17 langen Jahren ist bald Schluss. Ab 30. Juni 2021 schaltet die Telekom UMTS ab. Das neue Motto lautet: „LTE für alle“ – und 5G obendrauf. Wir beantworten die zehn wichtigsten Fragen rund um den Abschied von UMTS.

Alte 3G fähige Handys

Für 3G ist es an der Zeit in den Ruhestand zu gehen.

Vom Schwarzweiß-Fernseher bis zum Wählscheibentelefon, vom Diaprojektor bis zur gelben Telefonzelle, und vom iPod bis zum ISDN-Anschluss – für jede noch so erfolgreiche Technik ist es irgendwann an der Zeit, in den Ruhestand zu gehen. Denn die Menschen erfinden immer wieder neue, bessere und praktischere Technologien. Auf die alte Technik, auf die Schreibmaschine oder auf den analogen Fotoapparat, blickt man dann ein wenig nostalgisch zurück. Aber wirklich benutzen möchte man sie nicht mehr. Denn Netflix macht einfach mehr Spaß als die Videokassette. So ist das auch beim Mobilfunk.

1. Was ist (oder war) eigentlich UMTS?

Das „Universal Mobile Telecommunications System“ ist die dritte Mobilfunk-Generation, die weltweit verwendet wird – daher auch die gebräuchliche Abkürzung 3G. Mit UMTS wurden Smartphones populär. Und als 2008 Apples zweites Handy, das iPhone 3G, erstmals im neuen Datennetz funkte, war das eine Sensation. Christian Kühner, Tribe Leader für den Mobilfunk bei der Deutschen Telekom, erinnert sich: „Für mich war UMTS der Wegbereiter ins mobile Internet, es hat eine Tür aufgestoßen. Wir haben über viele Jahre 3G benutzt, und es hat uns gute Dienste erwiesen. Und jetzt geht es nächstes Jahr in den wohlverdienten Ruhestand.“

Mann wird mit Mikrofon interviewt

Christian Kühner, Tribe Leader für den Mobilfunk bei der Deutschen Telekom.

2. Warum ist 2021 Schluss für UMTS?

Mit dem Tempo und den Reaktionszeiten moderner Netze kann der „Oldtimer“ bei Downloadgeschwindigkeiten von maximal 42 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) längst nicht mehr mithalten. Zum Vergleich: LTE bzw. 4G schafft bis zu 300 Mbit/s. 5G ermöglicht schon zu Beginn bis zu 1.000 Mbit/s oder ein Gigabit – und langfristig sogar zehn Gigabit. Noch viel wichtiger: 5G funkt verzögerungsfrei, praktisch „live“ und in Echtzeit. Das ist unter anderem die Voraussetzung, damit autonome Autos sicher und zuverlässig fahren können. Das kann UMTS nicht bieten. Kein Wunder: Als die Technik 2004 für die Telekom-Kunden startete, waren die Top-Handys im Magazin Chip das Siemens SX1 („Der ausgeklügelte Funktionsriese“), das Nokia 5800 XPressMusic und das Sony Ericsson P900 – Namen von gestern, bei denen noch das Telefonieren im Mittelpunkt stand. „Die Zeiten haben sich ja ganz schön geändert“, weiß Mobilfunk-Experte Kühner. „Heute haben wir uns daran gewöhnt, Videos zu streamen, unsere Musik zu hören, oder auf dem Smartphone zu spielen. Und das hat andere Anforderungen an die Technik. Heute brauchen wir viel mehr Bandbreite, viel kürzere Reaktionszeiten.“

3. Wie läuft die Abschaltung?

Die Telekom braucht die bisher für 3G genutzten Frequenzen, um sie künftig für LTE und 5G einsetzen zu können. Diese Umstellung hat längst begonnen, viele ehemalige 3G-Frequenzen werden bereits für den neuen, schnelleren Mobilfunk verwendet. Ab Sommer 2021 geht UMTS dann endgültig vom Netz. Christian Kühner erklärt das so: „Heute haben wir auf unserer Datenautobahn noch zwei Spuren für 3G bzw. UMTS reserviert. Zu Beginn 2020 haben wir bereits eine der UMTS-Spuren außer Betrieb genommen und für schnelles Internet umgerüstet.“ Im Jahr 2021 wird dann auch die letzte UMTS-Spur zum „Beschleunigungsstreifen“. Experte Kühner ergänzt: „Und dann haben wir sogar noch zwei weitere Spuren drangebaut, um richtig satt Leistung zu bringen.“ Um die bisherigen 2,1-GHz-Frequenzen von UMTS auf LTE und 5G aufzurüsten, wird in aller Regel ein Modul im Betriebsraum der Mobilfunkanlage ausgewechselt und die Software aktualisiert. Die Antenne an sich muss meist nicht getauscht werden.

4. Was passiert mit Kunden, die noch kein LTE haben?

Der allergrößte Teil der Mobilfunkkunden der Deutschen Telekom nutzt im mobilen Internet seit Jahren das 2010 gestartete LTE. Und die, die nach wie vor UMTS verwenden, bekommen mit der Abschaltung von UMTS automatisch und ohne Mehrkosten LTE. Ihre Verträge werden vorab entsprechend erweitert. Christian Kühner spricht von „LTE für alle“. Wie das funktioniert, erklärt er so: „Alle unsere Mobilfunkkunden, Prepaid wie auch Vertrag, haben ganz automatisch Zugang zu LTE. Wir haben da alles dafür vorbereitet, alles automatisch umgestellt. Keiner muss aktiv werden, alle unsere Mobilfunkkunden haben LTE.“ Und das gilt auch für Nutzer anderer Marken, die im Telekom-Netz unterwegs sind. An den wenigen Orten, an denen bisher nur UMTS/3G verfügbar war, entsteht kein Funkloch. Hier wird es stattdessen eine leistungsstarke Versorgung mit LTE oder sogar 5G geben.

5. Funktionieren 3G-Handys dann nicht mehr?

Wer heute noch ein 3G-Handy wie beispielsweise das iPhone 3G oder das 3GS verwendet, kann es auch künftig zum Telefonieren und für SMS benutzen. Denn diese Aufgaben übernimmt das weiterhin funktionierende 2G- bzw. GSM-Netz. Zu diesem Thema hat sich die Telekom jede Menge Gedanken gemacht, verrät Christian Kühner: „Es gibt tatsächlich noch viele 3G-Geräte in Deutschland. Die meisten liegen in der Schublade. Das haben wir uns sehr detailliert angeschaut, und festgestellt, dass fast alle dieser Kunden das Gerät für Telefonie nutzen. Und Telefonieren wird auch weiterhin möglich sein.“ Sehr wenige Kunden verwenden UMTS heute noch fürs mobile Internet – meist deshalb, weil es an ihrem Wohnort oder Arbeitsplatz kein LTE gibt. Doch das ändert sich 2021, wenn auch dort UMTS durch LTE ersetzt wird. Dann wird das mobile Surfen mit UMTS für Telekom-Kunden komplett überflüssig.

3G Handy

Telefonieren und SMS verschicken wird mit 3G-Handys auch in Zukunft weiterhin möglich sein.

6. Und was passiert mit 2G?

Es klingt zunächst einmal kurios, dass die Telekom das 2004 gestartete 3G abschaltet – aber den Vorgänger 2G bzw. GSM, den es schon seit Anfang der 90er Jahre gibt, vollständig am Netz belässt. Doch das hat gute Gründe, schildert Christian Kühner: „2G ist für uns das Sicherheitsnetz, mit dem alle Endgeräte funktionieren. Jedes Handy, egal wie alt, kann auf 2G funken, und man kann damit telefonieren. Deswegen wollen wir dieses Sicherheitsnetz erhalten.“ Wer ein altes GSM-Handy nutzt, als Zweitgerät, für Notrufe oder als Tourist ohne deutschen Datenvertag, kann weiterhin uneingeschränkt damit telefonieren und simsen. Und das funktioniert überall in Deutschland, denn 2G ist für 99 Prozent der Bevölkerung verfügbar.

7. Mit welchen Technologien geht die Telekom in die Zukunft?

Das freiwerdende 3G-Frequenzspektrum nutzen wir für die modernsten Technologien. Wir wollen LTE für alle, und bauen jeden Tag an Deutschlands größtem 5G-Netz. Bereits Ende 2020 war die fünfte Mobilfunk-Generation für mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland verfügbar. Und dieser Anteil wird schnell weiter steigen, sowohl in den Städten als auch für die Bevölkerung auf dem Land. Mobilfunk-Experte Christian Kühner schildert die neuen Möglichkeiten: „Wir bauen jetzt die Zukunftstechnologien auf. Alles wird schneller, wir wollen Virtual Reality, wir wollen interaktive Games spielen. Und das Schöne ist, dass die Technik heute schon da ist. Wir schließen mit UMTS ein Kapitel, und schlagen ein neues auf. Und ich denke, das wird ein verdammt spannendes Kapitel.“

8. Für wen lohnt sich jetzt LTE?

Eigentlich für jeden. Das schnelle Surfen am Smartphone funktioniert zuhause, am Arbeitsplatz und an Tausenden von Telekom-Hotspots natürlich auch per WLAN. Doch von überall aus Fotos und Videos zu teilen, Filme zu sehen, zu spielen oder soziale Netzwerke zu nutzen – das klappt nur mit einem aktuellen LTE-Smartphone. Und dabei geht es nicht nur ums mobile Surfen. Auch die brillante Sprachqualität von Voice over LTE, bei der Telefonieren so klingt, als würde man direkt nebeneinander stehen, funktioniert nur im 4G-Netz.

9. Beherrscht mein Telefon überhaupt schon LTE?

Funkt mein Smartphone eigentlich mit 2G, 3G, 4G oder 5G? Für viele Menschen sind solche technischen Details völlig uninteressant. Sie wollen einfach nur, dass ihr Handy funktioniert. Wer sich jetzt nicht sicher ist, ob er von der UMTS-Abschaltung überhaupt betroffen ist, kann sich an der Netzanzeige orientieren, die immer ganz oben auf dem Handy-Bildschirm steht. Wenn dort LTE oder 4G zu lesen ist, ist das Smartphone bereits fit für die Zukunft. Bei den ganz wenigen Nutzern, die dort noch die Kürzel UMTS oder 3G finden, bietet es sich dagegen an, auf ein neues, zeitgemäßes Smartphone umzusteigen. Die Hotlines der Telekom beraten auch zu diesem Thema und haben attraktive Angebote parat. Seit Herbst 2020 gibt es in den Telekom-Shops außerdem spezielle Telefone für Senioren, die ins LTE-Netz starten wollen, um dann beispielsweise von überall aus Fotos an ihre Enkel schicken zu können. Weitere Informationen bietet die Internetseite www.telekom.de/hilfe/3g-abschaltung.

10. Schaltet nur die Deutsche Telekom UMTS ab?

Nein, die Umstellung von UMTS auf LTE und 5G erfolgt nun auch international und bei den anderen deutschen Netzbetreibern. So hat auch Vodafone bereits angekündigt, UMTS bzw. 3G im Sommer 2021 abzuschalten.


Das gesamte Interview zur 3G-Abschaltung gibt's im Video:

BI_20200922_3G-Abschaltung
20200303_Atm-Abschaltung-DSLAMs

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Johannes Maisack

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