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Johannes Maisack

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Das Ende einer Ära: Telekom stellt Auskunftsdienst ein

1995 gingen bei der Auskunft sagenhafte 550 Millionen Anfragen ein. Seitdem schrumpft die Nachfrage jedes Jahr um rund 20 Prozent. Heute wird die Auskunft kaum noch genutzt und zum 1. Dezember 2024 eingestellt.

„Ich möchte bitte eine Telefonnummer in Stanton.“ 
„Kann ich mit einem aufklappbaren Handy ins Ausland telefonieren?“
„Guten Tag. Ich habe gestern eine Urinprobe bei ihnen abgegeben …“

Drei von mehreren Millionen Anrufen, die in den vergangenen Jahren bei der Auskunft der Telekom eingingen. Egal ob jemand ins österreichische Skigebiet Sankt Anton (üblich abgekürzt mit St. Anton) wollte, den neuesten technologischen Schrei (Klapphandy) hinterfragte oder schlicht die Auskunft mit dem Hausarzt verwechselt hatte: die Telekom nahm sich auch derlei skurriler Wünsche gewissenhaft an. Das Team der Auskunft verband die Anrufer mit dem Skigebiet, klärte Fragen zum Telefon oder nannte auf Wunsch die gesuchte Rufnummer der Arztpraxis, nebst Anschrift. 

Headset

1995 gingen bei der Auskunft sagenhafte 550 Millionen Anfragen ein. © Deutsche Telekom/ iStock/PeopleImages

Ab dem 1. Dezember 2024 bleiben solche Anrufe bei der Telekom unbeantwortet. Die Inlandsauskunft, Auslandsauskunft und der Weckservice stellen ihren Betrieb ein. Die Telekom kann die Dienste nicht mehr kostendeckend anbieten. Die eingesparten Mittel investiert die Telekom in zukunftsfähige Infrastrukturen wie Glasfaser- und Mobilfunknetze sowie in digitale Services.

„Aus der Zeit gefallen“

Menschen unter 20 Jahren werden das Angebot gar nicht mehr kennen. Schließlich liegt die ruhmreiche Hochzeit der Auskunftsdienste lang zurück. 1995 gingen bei der Auskunft sagenhafte 550 Millionen Anfragen ein. Seitdem schrumpft die Nachfrage jedes Jahr im Schnitt um rund 20 Prozent. Heute liegt die Zahl der Anrufe bei deutlich unter zwei Millionen. Ein Rückgang von mehr als 99,6 Prozent in knapp 30 Jahren. „Das Angebot ist aus der Zeit gefallen”, sagt Thomas Zähringer, der die Auskunft schon seit Jahren begleitet. „Digitale Services am Handy haben der Auskunft einfach den Rang abgelaufen. Lassen Sie uns mal den Selbsttest machen: Wann haben Sie zuletzt bei der Auskunft angerufen?”, fragt Zähringer. 

Thomas Zähringer

Thomas Zähringer ist Experte für Auskunftsdienste bei der Telekom. © Bildnachweis: Deutsche Telekom/ iStock/anyaberkut; Montage: Evelyn Ebert Meneses

Deutlich mehr als 80 Prozent der Deutschen nutzen heute ein Smartphone – über alle Altersgruppen hinweg. Dazu kommen Notebooks, PCs und Tablets. 

Damit finden Suchende die gewünschten Informationen sekundenschnell und sparen sich den Griff zum Telefon. Über Internet-Suchmaschinen oder digitale Auskunftsportale liegt die gewünschte Information nur wenige Klicks entfernt. Wer eine Rufnummer sucht, findet sie auch in Zukunft mit persönlichem Kontakt. Nur nicht mehr bei der Telekom. Stattdessen müssen die Auskunftssuchenden ab dem 1. Dezember 2024 die Nummern alternativer Auskunftsdienste wählen. 

Und dann gibt es noch das gedruckte Telefonbuch, in dem auf Wunsch auch weiterhin die Rufnummer oder die Adresse sichtbar ist. Apropos Daten: Die Daten gehören grundsätzlich den Anschlussinhabern und werden nur veröffentlicht, wenn sie oder er das möchten. Die Auskunft bekommt die Daten dann von der Datenredaktion des Services der Telekom. Die Datenredaktion übernimmt auch die Datenabgabe an weitere Unternehmen. Dazu ist die Telekom verpflichtet. Die Preise werden von der Bundesnetzagentur geregelt.

„Die netten Anrufer werden uns fehlen“

Für den Dienstleister der Telekom in Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) kommt das Ende der Zusammenarbeit nicht überraschend. Heute arbeiten weniger als zehn Prozent des ursprünglichen Call-Center-Teams für die Telekom. Alle anderen Beschäftigten wurden über die Jahre in anderen Projekten eingesetzt. Für einige ist der Ruhestand die nächste Station. Auch das verbliebene Team soll ab Dezember in anderen Projekten eingesetzt werden.   Claudia Richter-Rückert sucht seit mehr als 23 Jahren für Anrufer den passenden Kontakt an der Telefon-Hotline. Es ist für sie eine Zäsur. Richter-Rückert freut sich auf die neuen Aufgaben: „Das wird bestimmt auch wieder sehr schön. Aber eines ist sicher, die netten Anrufer bei der Auskunft werden uns fehlen.“ 

TippDas Telefonbuch im Internet

Für den Magenta Service zählt nur eins: zufriedene Kunden

Kundenservice

Rund 80 Millionen persönliche Kundenkontakte pro Jahr bearbeitet der Telekom Service.

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