GAIA-X: Das „WeWork” für Daten nimmt Form an
Das Projekt ist so ambitioniert wie sein Name: GAIA-X. Abgeleitet von Gaia, Erdgöttin der griechischen Mythologie, steht der Name für den Bau einer europäischen Daten-Infrastruktur. Entstehen soll mit GAIA-X ein grenzüberschreitendes Ökosystem, so etwas wie ein Co-Working Space für Algorithmen ein agiles „WeWork für Daten“. Die Initiative wurde vor einem Jahr zum Digitalgipfel der Bundesregierung vorgestellt. Nun liegen erste Ergebnisse vor.
"Wir schaffen ein Daten-Ökosystem der nächsten Generation für Europa mit einem globalen Anspruch", formulierte es Hubert Tardieu, Interim-CEO der Trägerorganisation GAIA-X AISBL (in Gründung), vergangene Woche auf dem Gaia X Summit. Virtuell vernetzten sich dort rund 4.000 Teilnehmer, um über die politischen, wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen zu diskutieren. Ziel ist der Aufbau eines Daten-Ökosystems nach europäischen Standards, das Daten-Souveränität in Europa sicherstellt.
Claudia Nemat, im Telekom-Vorstand zuständig für Technik und Innovation, unterstrich deshalb: „Wir brauchen dieses Ökosystem, um auf Zukunftsfeldern wie Künstlicher Intelligenz nicht abgehängt zu werden. Damit Europas Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt, muss sie ihre eigenen Daten intelligent nutzen. Wir brauchen einen sicheren und souveränen, europaweiten Austausch von Daten, um mit ihnen zu arbeiten und innovative Geschäftsmodelle in Europa zu entwickeln.“
Gold-Standard für Vernetzung
Die Idee hat gezündet: Den ursprünglich 22 Gründungsmitgliedern, darunter die Deutsche Telekom, schlossen sich inzwischen mehr als 350 europäische Unternehmen und Organisationen an. Auch die großen amerikanischen und chinesischen Cloud-Anbieter bekannten sich auf dem Summit zu Gaia X. Sie haben offenbar verstanden, dass hier womöglich gerade der Gold-Standard für eine souveräne Daten-Ökonomie entsteht, der auf Vernetzung setzt, statt auf Abschottung.
An gewichtiger politischer Unterstützung mangelt es derzeit nicht. Die Wirtschaftsminister von Deutschland und Frankreich, Peter Altmaier und Bruno Le Maire, sowie EU-Kommissar Thierry Breton unterstützen GAIA-X maßgeblich. Was aber auch nötig sei, wenn das Ökosystem schnell wachsen soll, betonte Claudia Nemat. Erste Produkte aus dem „WeWork der Daten“ soll es im nächsten Sommer geben. „Der entscheidende Erfolgsfaktor ist die Nachfrage nach einer solchen Dateninfrastruktur“, betonte Claudia Nemat. „An dieser Stelle kommt der öffentliche Sektor ins Spiel. Der öffentliche Sektor und das Gesundheitswesen sollten GAIA-X konforme Dienste verstärkt nutzen und hier mit gutem Beispiel voran gehen.“ Für die beteiligten Unternehmen gelte es dafür zu sorgen, rund um die technische Strukturierung möglichst schnell in ein Set-Up „fürs Machen“ zu kommen.
Anwendungen im Bereich Mobilität und Bildung
Sprich: Es müssen nun schnell auch Nutzungsszenarien und Geschäftsmodelle entwickelt werden. Denkbar wäre eine „Auto-Cloud“ für die engere Vernetzung der Automobilindustrie. Ein Anwendungsfall wäre etwa das Sicherstellen des Qualitätsmanagements im Zusammenspiel mit Zulieferern. Oder eine „School-Cloud“ für eine bessere digitale Bildung. Hier steht nicht der Gedanke des Daten-Sharing im Vordergrund, sondern die Datensouveränität und die Datensicherheit. Die vergangenen Monate haben uns allen gezeigt, dass wir zukünftig stärker auf virtuelle Unterrichtsformate angewiesen sind. Apropos Datensicherheit: Die Telekom ist übrigens in Zusammenarbeit mit dem französischen Partner OVHCloud bereits dabei, eine souveräne Public Cloud aufzubauen. Diese wäre zum Beispiel für datensensible Anwendungen der Öffentlichen Hand geeignet.
Es sind noch ein paar agile Sprints nötig, keine Frage. Aber es geht voran mit Gaia X. Das nächste Update steht dann für den Digitalgipfel der Bundesregierung an, am 30 November und 1. Dezember.
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