Das intelligente Fahrrad ruft im Notfall Hilfe
Da passt man mal einen Moment nicht auf, und das Rad ist weg. Geklaut von dreisten Fahrraddieben. Das passiert laut Polizeistatistik mehr als 300.000 mal im Jahr in Deutschland.
Dunkelziffer höher. Und die Aufklärungsquote? Mager. In neun von zehn Fällen werden die Diebe nicht geschnappt. Das aber könnte sich bald ändern. Und zwar, wenn das intelligente Fahrrad kommt. Ein eingebautes GPS-Modul informiert den Besitzer fortlaufend über den Standort des Bikes. Diese Infos kann er über eine App oder eine Weboberfläche abrufen – und im Fall eines Diebstahls der Polizei zur Verfügung stellen.
Der Diebstahlschutz ist nur eine von mehreren nützlichen Funktionen, die das vernetzte Rad bietet. Die Koblenzer Radschmiede Canyon Bicycles hat gemeinsam mit der Telekom einen Prototypen entwickelt, der auf der heute eröffneten Fahrradmesse „Eurobike 2014“ in Friedrichshafen vorgestellt wird.
Highlight des vernetzten Bikes ist das Notrufsystem: Das Rad verfügt über Crash-Sensoren, die starke Erschütterungen oder drastischen Geschwindigkeitsverlust und eine plötzliche Schräglage wahrnehmen. In einem solchen Fall sendet das Rad zunächst einen Alarm auf das Smartphone des Fahrers. Reagiert der nicht, sendet das Rad eine SMS an einen persönlichen Kontakt oder direkt an eine Notrufleitstelle. Diese schickt die Standortdaten dann an die nächstgelegene Rettungsstelle. Das hier verwendete Notrufsystem eCall setzen wir übrigens auch in vernetzten Autos ein.
Herzstück des intelligentes Fahrrads ist eine so genannte On-Board-Unit, nicht größer als ein kleines Lineal, die unsichtbar (und diebstahlsicher!) in den Rahmen eingesetzt wird. Sie ist mit einer SIM-Karte, einem Mikrocontroller, einem Bewegungssensor und einem GPS-Modul ausgestattet. Sie ermöglicht nicht Notrufe und Standortbestimmung, sondern sie erleichtert dem Besitzer auch die Wartung des Bikes. Denn das Rad ist an verschiedenen Stellen mit Sensoren bestückt, die Daten an die On-Board-Unit funken. Abhängig von Laufleistung und Beanspruchung des Materials wird der genaue Zeitpunkt für das nächste Service-Intervall errechnet und durch die einbaute SIM-Karte direkt an die Cloud-Plattform der T-Systems übermittelt. Über die Smartphone-App kann der Fahrer seine Daten jederzeit einsehen. So weiß er immer, wann er Verschleißteile wie Bremsbeläge, Kette und Schaltzüge erneuern muss und kann das passende Ersatzteil mit einem Klick via App bestellen.
2015 soll das Rad in einer Pilotphase auf Herz und Nieren getestet werden. Wer mag, kann sich das vernetzte Rad auf der Eurobike am Canyon-Stand (Halle B4, Stand 404) live anschauen, Publikumstag ist Samstag, 30. August. Wer’s nicht nach Friedrichshafen schafft, kann sich unser YouTube-Video ansehen: Meine Kollegen Julia und Thomas erklären Euch darin, wie das Bike funktioniert. Fotos und weitere Infos dazu findet Ihr auf unserem Medienportal.