Fitnesstraining für Antennen
David Maschke ist eine Art Fitnesstrainer für unsere Mobilfunkanlagen. Der Kollege aus der Technik sorgt dafür, dass sie auf den Punkt ihre Höchstleistung erbringen können, Ruhephasen einhalten und nicht die ganze Zeit futtern. Er und das gesamte Team vom Energiesparmanagement im Mobilfunk leisten damit einen großen Beitrag, den Stromverbrauch im Konzern zu senken.
Wie würdest du einem kleinen Kind erklären, was du bei der Telekom machst?
David Maschke: Ich sorge dafür, dass unsere Antennen nicht so viel Hunger auf Strom haben. Und dass sie auch mal schlafen müssen.
Wie schickt man denn einen Mobilfunkmast ins Bett?
David: Das funktioniert wie bei einem Bewegungsmelder vor der Haustür. Wenn da jemand den Sensorbereich betritt, geht ein Licht an. Und wenn bei uns jemand im Bereich einer schlafenden Mobilfunkzelle etwas herunterladen möchte, so wird diese von den noch "wachen" Zellen aufgeweckt, um wieder volle Leistung zu bieten
Ist das bei der Nutzung spürbar? Bei Menschen merkt man ja deutlich, wenn sie aus dem Schlaf gerissen werden …
David: Keine Sorge: Wir haben es geschafft, mit bisher rund 50 Maßnahmen den Strombedarf im Mobilfunk zu verringern. Die oberste Regel lautet dabei: Für unsere Kundschaft ist alles wie immer. Idealerweise läuft das wie bei der Abschaltung von 3G. Diese Frequenzen nutzen wir jetzt für LTE und 5G. Man surft also jetzt sogar schneller. Weil die Technik aber effizienter ist, sparen wir trotzdem Strom - all unsere Puzzleteile zusammengerechnet, so viel wie 25.000 Zwei-Personen-Haushalte pro Jahr verbrauchen.
Aber gleichzeitig nutzen wir die Geräte immer mehr für datenintensive Sachen wie Streaming – frisst das nicht wieder mehr Strom?
David: Das ist grundsätzlich richtig. Je besser unser Netz, desto mehr wird es genutzt. Und bei steigender Datenmenge steigt auch der Strombedarf. Aber eine noch größere Rolle spielt, wie oft man dabei zwischen verschiedenen Funkzellen hin- und herspringt. Im Berliner Olympiastadion versorgen wir zum Beispiel die Zuschauer mit mehr als 150 4G- und 5G-Mobilfunkzellen. Wenn jetzt jemand im leeren Stadion beim Streamen im Kreis läuft, wachen die Zellen nacheinander aus dem Energiesparmodus auf.
Ihr könnt für jede Mobilfunksite den aktuellen Energieverbrauch sehen. Aber könnt ihr auch die Sparmaßnahmen für jede Einzelne vorgeben?
David: In der Tat haben wir seit neuestem ein Tool, über das der Energiehaushalt der Sites individuell eingestellt wird – und zwar automatisch. Wir geben nur noch den Rahmen vor, in dem verschiedene Konfigurationen eingestellt werden können. Das Tuning übernimmt eine Software, sodass die Einstellungen von Funkzelle zu Funkzelle unterschiedlich sein können. Wenn man dieses Vorgehen mit Mode vergleicht, hatten wir früher nur eine Größe für alle Anlagen – jetzt gibt maßgeschneiderte Features für jede einzelne Zelle, das ist ein großer Schritt.
Gibt es schon Prognosen, wieviel Energie wir durch die Automatisierungs-Software sparen können?
David: Im Moment gehen wir davon aus, dass wir noch drei bis vier zusätzliche Prozent zu den bisherigen Ersparnissen rausholen können. Unser Motto ist wie bei Corona: „Flatten the curve“. Denn der Strombedarf steigt stetig an; auch, weil wir natürlich das Netz ausbauen. Unser Job ist, diese Kurve möglichst flach zu halten. Unsere Zukunftsvision ist „Zero watt per zero bit“: Momentan liegen unsere Mobilfunkanlagen im Ruhemodus etwa 20 Prozent unter ihrem Normalverbrauch. Wir wollen dahin kommen, dass sie nur Energie benötigen, wenn sie aktiv sind, und der Bedarf ansonsten minimal ist. Ähnlich wie beim Standby Betrieb von modernen Fernsehern.