„Ein Handy, dessen Rückgabe sich nicht lohnt, gibt es nicht“
Steffen Wasmus ist das ökologische Gewissen der Telekom. Sein Ziel: Die mobilen Geräte in unserer Produktpalette sollen grüner werden. Dafür definiert er die Umweltanforderungen des Konzerns an Produktion und Material – und sagt: Eine wichtige Rolle spielen auch diejenigen, die Smartphone und Co. nutzen.
Steffen, jeder Mensch mit einem Handy kann etwas für die Umwelt tun. Wie denn?
Steffen Wasmus: Indem sie alle ihr altes Gerät jedes Mal, wenn sie ein Neues kaufen, direkt zurückgeben. Laut einer Bitkom-Studie schlummern in Deutschlands Schubladen rund 210 Millionen alte Handys. Darin stecken insgesamt allein drei Tonnen Gold und natürlich wertvolle Rohstoffe wie Platin oder Palladium, die es nicht in unendlicher Menge gibt. Die müssen dringend in den Kreislauf zurück.
Sind deine Schubladen denn auch geräumt?
Steffen: Natürlich! Als Vorkämpfer in der Industrie für Nachhaltigkeit muss ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich habe auch sehr lange mein iPhone 6 gehegt – mehr als 6 Jahre. Leider war irgendwann der Akku so schwach, dass er im Standby nur noch wenige Stunden durchgehalten hat.
Was machst du in deinem Job genau?
Steffen: Ich definiere die Nachhaltigkeitsanforderungen an unsere mobilen Geräte. Diese sind Teil der technischen Anforderungen, damit Handys bestmöglich in unseren Netzwerken funktionieren. Der gesamte Anforderungskatalog an die Hersteller umfasst mehr als 2000 Punkte, ein ganzes Kapitel dreht sich aber auch um Umweltschutz. Von den Emissionen, die ein Smartphone im Laufe seines Lebens verursacht, entfallen 80 Prozent auf die Produktion. Ein wesentlicher Ansatzpunkt ist also, die Hersteller zu motivieren, etwas daran zu verbessern.
Warum spielt es denn für uns eine Rolle, was andere Firmen an Emissionen produzieren?
Steffen: Die Produktherstellung beeinflusst unsere Bilanz bei den so genannten Scope3-Emissionen. Dazu gehören alle Emissionen, die aus Quellen stammen, die wir als Telekom nicht direkt besitzen oder kontrollieren. Diese wollen wir bis 2030 bereits um 55 Prozent senken. Also müssen wir schon bei der Entstehung unserer Produkte an den Ausstoß von Treibhausgasen ran.
„Nachhaltigkeitsanforderungen“ klingt insgesamt sehr theoretisch. Kannst du uns noch ein Beispiel nennen?
Da geht auch darum, bei Smartphones die technischen Voraussetzungen für eine möglichst lange Nutzbarkeit zu schaffen. Sowohl was Hardware, aber auch was die Länge des Software-Supports angeht. Denn wenn ein Gerät nach zweieinhalb Jahren keine Updates mehr bekommt, lohnt sich auch eine Wiederaufbereitung nicht. Da greife ich also schon ein, denn Second-Hand-Produkte haben einen um ein Drittel kleineren ökologischen Fußabdruck als Neugeräte.
Auch wir bieten aufbereitete Geräte an, aber so viele scheint es gar nicht zu geben. Woran liegt es?
Steffen: Die große Herausforderung ist, an gebrauchte Geräte ranzukommen. Da liegen wir aktuell bei höchstens zehn Prozent Rückgabequote nicht mehr genutzter Smartphones. Wir müssen uns also fragen: Was macht es für unsere Kundschaft attraktiv, ihr Gerät ausgerechnet uns zu geben? Ein zweites Thema ist der Rückgabeprozess. Der muss unkompliziert sein, sonst scheuen die Leute den Aufwand. Die Handysammelaktion mit dem DFB ist ein gutes Beispiel. Da bringen die Leute ihr Gerät einfach zum Training mit. So eine Box kann man auch für eine größere Party oder die Abteilungsfeier bestellen – man hat dann einen schönen Abend und tut noch was Gutes für die Umwelt. Denn ein Handy, dessen Rückgabe sich nicht mehr lohnt, gibt es nicht.