Vectoring: Mehr Tempo im Netz
Mit Vectoring könnte die Telekom die Bandbreiten im Festnetz erhöhen.
Beim Glasfaserausbau geht es darum, mit beschränkten Mitteln die Bandbreiten für möglichst viele Haushalte zu erhöhen. Im Festnetz ergeben sich die höchsten Übertragungsgeschwindigkeiten, wenn vollständig aus Glasfaser bestehende Leitungen bis in die Haushalte führen. Das ist allerdings sehr teuer, weil für die Verlegung Tiefbauarbeiten nötig sind. Für ein flächendeckendes Glasfasernetz in Deutschland rechnen Experten mit einem Investitionsbedarf von bis zu 80 Mrd. Euro.
Deutlich günstiger wird der Glasfaserausbau, wenn er nicht bis in die Haushalte, sondern nur bis zu den Kabelverzweigern erfolgt. Das ist heute schon in den rund 50 Städten der Fall, die mit VDSL versorgt sind. Inzwischen gibt es eine Technologie, die auch hier Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s ermöglicht, was im Vergleich zu VDSL einer Verdoppelung entspricht: Vectoring.
Technisch gesehen baut Vectoring auf VDSL auf. Die bisherigen Kupferleitungen zwischen den Haushalten und den Kabelverzweigern können bestehen bleiben. Vectoring sorgt dafür, dass die Signalinterferenzen, die auf dem Kupfer für eine Verlangsamung der Datenübertragung sorgen, ausgeglichen werden. Um diese elektromagnetischen Störungen zwischen den Leitungen allerdings ausgleichen zu können, benötigt der Netzbetreiber die Kontrolle über sämtliche Leitungen, die am Kabelverzweiger ankommen, an dem Vectoring eingesetzt werden soll.
Das bedeutet, dass andere Betreiber keine eigene Technik an den Kabelverzweigern installieren können: Das Vorleistungsprodukt KvZ-TAL (die Teilnehmeranschlussleitung, die nur bis zum Kabelverzweiger reicht) kann dann nicht mehr angeboten werden. Für Wettbewerber stünde allerdings ein Bitstream-Anschluss als Vorleistungsprodukt zur Verfügung, mit dem sie ihren Kunden ebenfalls Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s zur Verfügung stellen könnten.
Im europäischen Ausland gibt es bereits Erfahrungen mit Vectoring: In Belgien hat der Regulierer - mit Unterstützung der EU-Kommission - diese Technik bereits ermöglicht. In Österreich wurde Vectoring im Januar 2012 eingeführt. In Deutschland steht die Diskussion noch am Anfang. Sicher ist jedoch, dass mit Vectoring das Ziel der Bundesregierung, bis 2018 möglichst alle Haushalte mit einer Bandbreite von mehr als 50 Mbit/s zu versorgen, schneller und günstiger zu erreichen ist.