Wir werden in rollenden Landyachten leben
Video-Interview mit Alexander Mankowsky, Zukunftsforscher bei Daimler.
Bleibt das Auto auch weiterhin das Lieblingskind der Menschen?
Alexander Mankowsky: Ob es das Lieblingskind der Menschen ist, weiß ich nicht. Sagen wir mal, das Auto ist ja Mittel der Fortbewegung und man hält sich darin auf. Das wird in autonomen Fahrzeugen noch stärker sein. Man ist drin, lebt darin tendenziell. Das heißt, dass das Auto vollkommen ersetzt wird durch irgendetwas anderes, was jetzt noch nicht erfunden ist, glaube ich nicht. Insofern: Auf eine Art ja, wobei ich „Lieblingskind“ ein bisschen übertrieben finde.
Wie wird dann das Auto der Zukunft aussehen? Wird es unsere Wellnessoase, das Fitnessstudio, das rollende Büro? Was sind da für Möglichkeiten, was denken Sie, ist realistisch?
Alexander Mankowsky: Das wird außerordentlich unterschiedlich sein. Heute müssen die Fahrzeuge - müssen sie, weil man nach vorne gucken kann - eine gewisse Gleichförmigkeit haben. Ich brauche vorne eine Sichtfläche. Wenn das nicht mehr gegeben ist, dann wird man allmählich Fahrzeuge sehen, die gar nicht mehr so aussehen, wie wir uns Autos vorstellen. Es wird eine große Vielfalt geben. Exterieurseitig wird es eine Vielfalt geben - also die Karosserie -, aber auch interieurseitig natürlich: Wenn ich zwei kleine Kinder habe oder wenn ich gerne Violine spiele, brauche ich etwas anderes, wünsche ich mir etwas anderes, werde ich mir etwas anderes besorgen. Und natürlich darf man nicht vergessen: Wenn wir uns mal die USA vorstellen, die werden sich garantiert „Landyachten“ bauen.
Werden dann die Städte aufblühen und sich verändern, wenn wir gar nicht mehr so viele Autos brauchen, weil wir auch Carsharing machen, und werden dann Parkplätze zu Spielplätzen?
Alexander Mankowsky: Das ist ein großes Thema: dass dann Freiflächen entstehen. Klar, Parkplätze können frei werden. Das wäre toll. Jetzt haben wir sehr viele vollgestellte Städte. Wir haben auch die Möglichkeit des sogenannten Remote Parkings, also dass man außerhalb parkt, das Auto stellt sich dann weg, muss nicht gerade die besten Plätze belegen. Bei Parkhäusern ist es ja so, dass wir nicht gern ganz nach oben fahren, da kriegen wir nämlich einen Drehwurm. Ein autonomes Fahrzeug kriegt keinen Drehwurm, das kann ein existierendes Parkhaus besser ausnutzen. Da wird, denke ich, der Fantasie viel Freiheit gegeben.
Wir selbst arbeiten sehr an dem Konzept des sogenannten Shared Space - wer das kennt - von Hans Mondermann. Das war ohne Verkehrszeichen, sodass der Platz besser genutzt wird, flexibel von den Bürgern, die da wohnen, und von den Fahrzeugen. Das ist sozusagen das größte Ziel: Kannst du einen Shared Space hinkriegen, indem du dir mit den Fahrzeugen die Fläche teilst, unfallfrei bist, aber auch total flexibel das nutzen kannst?
Also, Sie freuen sich auf die Zukunft, die ruhiger ist und mehr Platz bietet?
Alexander Mankowsky: Ja, klar. Für die Städte wird es auf jeden Fall sehr viel besser. Es gab ja die Shared Space-Konzepte von Hans Monderman - wer das googlen möchte -, die haben nur daran gehangen, weil der Mensch überfordert war. Die Grundidee war die: Jemand, der fährt, wird niemanden überfahren oder verletzen wollen, den er oder sie sieht. Das ist ja klar. Das stimmt ja auch. Aber dafür hat man dann angefangen, die Plätze platt zu planieren, damit man auch wirklich jeden sieht. Da waren die aber nicht mehr schön, und dann wollte man da nicht mehr drauf sein. Das war nicht so gut. Das kann man mit Automaten ganz anders machen, da haben wir schon tolle Experimente, die sehr vielversprechend sind.
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