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Das letzte Wort muss immer der Mensch haben

Video-Interview mit Prof. Dr. Sarah Spiekermann, Professorin für Wirtschaftsinformatik. Wir sprachen mit ihr über die Entwicklung Künstlicher Intelligenz, ihre Grenzen und über unser Menschenbild.

Frau Prof. Spiekermann, dürfte ich Sie bitten, folgende Sätze zu ergänzen: Wenn ich an künstliche Intelligenz denke, ist meine größte Hoffnung...

Sarah Spiekermann: ... dass künstliche Intelligenzen nicht Entscheidungen für uns treffen, sondern uns lediglich darin unterstützen, mehr zu lernen über uns selbst, über unsere Welt, um dann selbst bessere Entscheidungen treffen zu können.

Und Ihre größte Angst?

Spiekermann: Meine größte Angst ist der Irrglaube, dass künstliche Intelligenz tatsächlich intelligent ist, im menschlichen Sinne, weil sie das nicht ist. Und dass wir anfangen, künstliche Intelligenzen für so intelligent zu halten, dass sie den Menschen bevormunden dürfen. Und das ist meine größte Angst, dass wir durch Technik bevormundet werden könnten.

Wenn wir uns jetzt die Entwicklung dieser Technologie anschauen, was sollten wir beachten, damit wir künstliche Intelligenz positiv, also zum Nutzen des Menschen, einsetzen?

Spiekermann: Wir müssen die Entwicklung sämtlicher komplexer Informationssysteme durch einen Ethics-by-Design-Ansatz durchlaufen lassen. Wir müssen sogenanntes Value-Based-Systemdesign machen. Das heißt, dass wir ganz früh in den Entwicklungsphasen von Technologie die Frage stellen: Warum wollen wir diese Technik? Welche Werte setzen wir damit für den Menschen, für die Gesellschaft im Positiven frei. Wo müssen wir aufpassen, dass wir nicht vorhandene Werte untergraben? Wenn man das ganz früh im Entwicklungsprozess macht, kann man sehr viel Gutes auf den Weg bringen.

Wie machen wir denn dann Technik ethisch? Kann es überhaupt ethische Algorithmen geben?

Spiekermann: Nein, es kann keine ethischen Algorithmen geben. Ethik kann man nicht in dem Sinne in eine Software einbauen. Man kann das versuchen, aber alle Ansätze dahingehend sind eigentlich sehr suboptimal im Vergleich zum Menschen als ethisches Entscheidungssystem.

Wo sehen Sie die Grenzen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz?

Spiekermann: Eine harte Grenze ist da, dass künstliche Intelligenzen nicht eingesetzt werden dürfen, um über Menschen Entscheidungen zu fällen. Das letzte Wort muss immer der Mensch haben.

Und was sagt das eigentlich über uns aus, dass wir glauben, dass die Maschine kann vieles besser als wir? Was sagt das über unser eigenes Menschenbild?

Spiekermann: Ja, wir haben leider ein viel zu schlechtes Bild von uns selbst und man kann das auch historisch nachvollziehen, woher das kommt. Das hat eine lange Geschichte in der Moderne und der Geistesgeschichte. Das fängt bei Hobbes an, der schon feststellte, dass der Mensch anderen Menschen Wolf ist und man kann eigentlich durch die Geschichte durchgehend die Zeit, dass trotz des Humanismus unser Menschenbild im Prinzip sehr fragwürdig ist. Und wir müssen von diesem schlechten Menschenbild wegkommen und müssen wieder lernen, dass wir soziale, politische Tiere sind, so wie das Aristoteles gesagt hat, und dass wir vertrauensvolle Wesen sind, dass wir hochintelligente, intuitive Systeme sind und dass wir die Wertschätzung, diese Wertschätzung wieder gewinnen für uns selbst. Das ist ganz zentral, damit wir gemeinsam mit den künstlichen Intelligenzen tatsächlich Fortschritt sehen können.

Und wenn wir diese künstliche Intelligenzen jetzt also wirklich so einsetzen, dass sie uns nutzen, macht es uns dann glücklicher? Werden wir dadurch glücklichere Menschen?

Spiekermann: Nur wenn es gelingen könnte, dass wir Systeme bauen, die uns Menschen wissen und lernen helfen, können wir dadurch, dass wir mehr wissen und mehr lernen, können wir letztlich glücklicher werden. Das menschliche Glück hängt ab von seiner Fähigkeit wissend zu interagieren mit der Welt. Und dieses wissende Interagieren mit der Welt, zum Beispiel kochen zu können, etwas erklären zu können, das sind die Dinge, die uns Menschen glücklich machen. Und vielleicht könnten Maschinen dazu beitragen, dass sie uns dieses Wissen wieder präsent machen, das wir in den letzten Jahrzehnten manchmal schon ein bisschen verloren haben.

Ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch.

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