Gemeinsamer Appell der vier großen Europäischen Telekommunikationsunternehmen
Eine Aufforderung an große Inhaltsplattformen, sich an den Kosten der europäischen digitalen Infrastruktur, die ihre Dienste tragen, zu beteiligen. Von: José María Álvarez-Pallete López, Chairman und CEO, Telefónica; Tim Höttges, CEO, Deutsche Telekom; Nick Read CEO, Vodafone; Stéphane Richard, Chairman und CEO, Orange.
Angesichts der rasanten Zunahme digitaler Aktivitäten ist die Konnektivität für unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und letztlich für unser tägliches Leben einfach unerlässlich. Der Datenverkehr, der jährlich um bis zu 50 Prozent zunimmt, ist der entscheidende Faktor für die Größe und Kapazität unserer Netze.
Die Telekommunikationsbetreiber haben massiv in die Aufrüstung ihrer Netzinfrastruktur und die Erhöhung der Kapazität investiert, und dank dieser Investitionen konnten die Kommunikation und das Internet auch während der Covid-19-Krise in Europa trotz der Spitzenbelastung im Festnetz- und Mobilfunkbereich aufrechterhalten werden. Kontinuierliche Investitionen sind von grundlegender Bedeutung, um den uneingeschränkten Zugang und die Teilnahme der Bürger an unserer digitalen Gesellschaft zu gewährleisten.
Aber die derzeitige Situation ist einfach nicht tragbar. Die Investitionslast muss in einem angemesseneren Verhältnis verteilt werden. Heute entfallen über 70 Prozent des gesamten Datenverkehrs in den Netzen auf Videostreaming, Spiele und soziale Medien, die von einigen wenigen Plattformen für digitale Inhalte stammen. Die digitalen Plattformen profitieren von stark skalierenden Geschäftsmodellen zu geringen Kosten, während die Netzbetreiber die erforderlichen Investitionen in die Konnektivität schultern. Gleichzeitig befinden sich unsere Endkundenmärkte in Bezug auf die Rentabilität in einem ständigen Niedergang.
Gegenwärtig sind die Netzbetreiber nicht in der Lage, mit diesen riesigen Plattformen faire Bedingungen auszuhandeln, da sie über eine starke Marktposition verfügen, eine asymmetrische Verhandlungsmacht haben und keine gleichen regulatorischen Bedingungen vorfinden.
Infolgedessen können wir keine tragfähige Rendite für unsere sehr umfangreichen Investitionen erzielen, was die weitere Entwicklung der Infrastruktur gefährdet.
Da die großen Plattformen für digitale Inhalte ständig auf eine höhere Qualität des Streamings drängen, wird der sprunghafte Anstieg des Datenverkehrs, den wir erleben, unaufhaltsam zunehmen. Wenn wir diese unausgewogene Situation nicht in den Griff bekommen, wird Europa gegenüber anderen Weltregionen zurückfallen, was letztlich die Qualität des Erlebnisses für alle Verbraucher verschlechtert.
In anderen Teilen der Welt gibt es Anzeichen für einen Wandel. In Südkorea wird ein nationales Gesetz erörtert, das die regulatorischen Voraussetzungen für einen gerechteren Beitrag zu den Netzkosten schaffen soll. Dies geschieht im Anschluss an einen Rechtsstreit, der durch die Serie "Squid Game" ausgelöst wurde. Und in den USA streben die politischen Entscheidungsträger einen Universaldienst an, der auch durch digitale Plattformen finanziert wird.
Solche gemeinsamen Investitionen sind auch für die Förderung umweltfreundlicher Konnektivität und digitaler Technologien von entscheidender Bedeutung, die zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen und Effizienzsteigerungen bewirken, wodurch die internationale Führungsrolle Europas im Bereich Umwelt und die Schaffung umweltfreundlicher Arbeitsplätze gestärkt werden. Ohne einen "Preis" für die emittierten Daten wird der Anreiz für große Inhalteanbieter, ihren Datenverkehr zu optimieren, gering bleiben.
Wir begrüßen die jüngste Zusage der Europäischen Kommission, angemessene Rahmenbedingungen zu entwickeln, damit "alle Marktteilnehmer, die vom digitalen Wandel profitieren, (...) einen fairen und angemessenen Beitrag zu den Kosten für öffentliche Güter, Dienstleistungen und Infrastrukturen leisten". Wir fordern die Gesetzgeber nun dringend auf, auf EU-Ebene Regeln einzuführen, um diesen Grundsatz zu verwirklichen. Die Uhr tickt laut, insbesondere angesichts der enormen Investitionen, die noch erforderlich sind, um die Konnektivitätsziele für 2030 zu erreichen, die von der Europäischen Kommission in ihrer Mitteilung über das Europäische Digitale Jahrzehnt festgelegt wurden. Ohne eine gerechte Lösung werden wir dieses Ziel nicht erreichen.
Politik und Regulierung
Die Telekom beteiligt sich aktiv an digitalpolitischen Debatten: Verantwortungsvoll, fair und faktenbasiert.