

WLAN wie der FC Bayern: Was man von der Allianz Arena lernen kann
Wie die Münchner Allianz Arena ihren Besuchern perfekte WLAN-Verbindung bietet und was jeder davon für sein Funknetz zu Hause lernen kann.
WLAN kann mehr, als PC, Tablet und Smartphone daheim zu vernetzen. Das zeigt StadiumVision eindrucksvoll: Fast tausend Funkstationen verwandeln die Münchner Allianz Arena in einen multimedialen Erlebnisraum. WLAN-Netzwerkexperten Holger Struckmann und Kian Arbabi Fard waren Teil des Teams, das das Projekt realisiert hat. Holger Struckmann erzählt vom Ausbau und gibt Tipps für das optimale WLAN-Erlebnis zu Hause.
Haben Sie schon einmal ein Fußballspiel live erlebt? Dann kennen Sie möglicherweise folgende Situation: Sie sind kurz abgelenkt, achten nicht auf das Spiel, und just in diesem Moment fällt das entscheidende Tor. Wiederholung? Fehlanzeige!
StadiumVision ändert das. Unter diesem Begriff hat der FC Bayern sein Heimstadion, die Münchner Allianz Arena, "zum multimedialen Erlebnisraum für alle Fußball-Fans ausgebaut", freut sich Andreas Jung, Marketing-Vorstand des deutschen Rekordmeisters. "Was wir unseren Besuchern in unserem Stadion bieten, ist spektakulär und einzigartig."
Dafür hat FC-Bayern-Partner Deutsche Telekom ein stadionweites WLAN-Netzwerk installiert, über das Besucher der Allianz Arena online gehen, Videos streamen und ihre Erlebnisse in sozialen Netzen teilen können. Über die kostenlose FC-Bayern-App können sie Tore in der Wiederholung noch einmal anschauen und das Spiel sogar aus unterschiedlichen Kameraperspektiven verfolgen. Das Funknetzwerk ist in seiner Größe weltweit eines der größten und bildet die Grundlage für das Stadion der Zukunft.
Fast 1.000 Router bilden riesiges WLAN
Verantwortlich für das WLAN-Netz des Projekts war Holger Struckmann vom Competence Center Business Solutions der Telekom. Mit seinem Team untersuchte er zunächst die Machbarkeit, um dann eine Lösung zu entwickeln. Dabei konnte er auf Erfahrungen zurückgreifen, die er bei einem ähnlichen Großprojekt im Fußball-Oval von Bayer Leverkusen gesammelt hat. "Zunächst haben wir die Umsetzbarkeit der Vorgaben unter die Lupe genommen." Schnell war klar, dass moderne WLAN-Technik für das Vorhaben ideal geeignet ist: "Erstens haben die meisten Besucher heute ein WLAN-fähiges Endgerät in der Tasche. Zweitens bietet die Funktechnik die Möglichkeit, digitale Inhalte zu übertragen, ohne dass die Fans ihre Mobilfunk-Daten-Flatrate bemühen müssen."
Auf Computersimulationen konnte Struckmann bei der Planung allerdings nicht zurückgreifen: "Die Funkumgebung in einem Stadium ist derart komplex, dass man mit rechnergestützten Simulationen nicht weit kommt." Das riesige Oval auf allen Ebenen so mit Funk auszuleuchten, dass die Fans möglichst überall ruckelfrei die multimedialen Inhalte genießen können, war deshalb ein Stück weit auch Neuland. Es mussten Abschätzungen auf der Basis der eigenen und der Erfahrungen des Herstellers vorgenommen werden.
Letztlich sah die Planung für StadiumVision 940 Access Points vor, die über sechs Controller von zwei Management-Stationen aus gesteuert werden. Access Points sind quasi WLAN-Router für den industriellen Einsatz. Sie sind wesentlich leistungsfähiger und robuster als Geräte für den Heimgebrauch und lassen sich aus der Ferne konfigurieren und verwalten. Jeder Access Point ist mit einer Spezialantenne ausgestattet, die anders als die Rundstrahler heimischer Router die Funkleistung gerichtet abstrahlen. Dadurch ist es möglich, Bereiche gezielt auszuleuchten.
"Allein In-Bowl, also im Innenbereich des Stadions, kommen 400 Access Points samt Antennen zum Einsatz", sagt Struckmann. Der Rest ist auf die Gänge und Bereiche im Unter-, Mittel- und Oberrang sowie auf den VIP-Bereich und die Katakomben verteilt. "Repeater, die man im privaten Wohnumfeld gut zum Vergrößern der Reichweite verwenden kann, nutzen wir in der Arena nicht", erklärt Struckmann. Der Grund: Die Funk-Relaisstationen verringern die nutzbare Bandbreite erheblich.
Installation und Abstimmung von StadiumVision während des Spielbetriebs
Da die Installation und Abstimmung der Anlage während des Spielbetriebs erfolgte, musste sichergestellt sein, dass eben dieser nicht gestört wurde. Nach einigen Wochen waren die Access Points samt Antennen an den vorgesehenen Positionen montiert und über einhundert Kilometer Ethernet-Kabel mit den Controllern und Management-Stationen verbunden. Danach folgte die Abstimmung der Anlage – eine schwierige Aufgabe. "Nach dem Ausrichten der Antennen musste die Funkleistung jedes Access Points genau justiert werden", erläutert der Experte. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass die Funkwellen sich gegenseitig negativ beeinflussen und die Leistung der Installation sinkt.
Nach der Grundkonfiguration erfolgte das sogenannte "Event Tuning" unter Live-Bedingungen. Eine geschlossene Gruppe, bestehend aus rund 20 Testern, prüfte dazu über zwölf Spieltage hinweg die Infrastruktur auf Herz und Nieren. Die Teilnehmer durchschritten alle Bereiche der Arena und luden dabei zum Beispiel große Datenmengen zeitgleich herunter. Tabu war nur der "Mannschaftsbereich während des Spieltages" sowie eine definierte Zeitspanne vor und nach einem Spiel, in der keinerlei Veränderung am System vorgenommen werden durfte. So konnten Struckmann und sein Team wertvolle Daten für die weitere Abstimmung sammeln und sich nach und nach dem Optimum annähern: der bestmöglichen Funkausleuchtung der Arena, die eine tolle Nutzererfahrung ermöglicht.
Dann wurde es ernst: "Zum Big Bang, also zur Live-Schaltung, mussten wir sicherstellen, dass das System bereits sehr gut funktioniert", sagt der Experte. Nach der perfekten Vorarbeit hatte er jedoch keine Zweifel am Gelingen des Projekts: "Im Live-Betrieb haben wir lediglich noch eine Feinabstimmung vorgenommen." Mittlerweile arbeitet das riesige WLAN perfekt, und die Stadionbesucher erfreuen sich an den bereitgestellten Services. Jetzt haben die Fans nur noch ein Problem: Derzeit ist der Rekordmeister in Topform. Da kann es passieren, dass man gerade in der Rückschau einen Treffer noch einmal anschaut und live schon der nächste fällt. Macht aber nichts. Den kann man sich ja eben auch noch einmal anschauen.
Was sich jeder für sein WLAN von der Allianz Arena abschauen kann
Was viele Besucher der Allianz Arena erstaunt feststellen: Im riesigen Oval haben sie ein besseres WLAN-Erlebnis als daheim. Obwohl sich dort doch wesentlich weniger Nutzer dasselbe Funknetz teilen. Wie kann das sein? "Dafür gibt es viele Gründe", weiß WLAN-Profi Struckmann, "viele lassen sich mit wenig Aufwand beseitigen."
Das beginnt bereits mit dem Standort der Funkzentrale: "Da der WLAN-Router die Funksignale nach allen Seiten gleichmäßig abstrahlt, sollte er möglichst zentral und etwas erhöht in der Wohnung stehen", sagt Struckmann. Ausprobieren lohnt sich: Manchmal reichen kleine Positionsänderungen, um wackelige Verbindungen zu stabilisieren und das Tempo zu erhöhen. Wo Sie Ihren Router auf keinen Fall aufstellen sollten, zeigt unsere Liste Fünf Orte, an denen Sie einen WLAN-Router niemals aufstellen sollten.
Zu den ersten Handlungen nach dem Aufstellen des Routers zählt das Einrichten der Verschlüsselung. Zum Verschlüsseln des Netzwerks setzen heute praktisch alle Router auf WPA2 (Wi-Fi Protected Access). Dieses Kryptoverfahren sorgt dafür, dass die Datenübertragung geschützt erfolgt und kein Unbefugter Ihr WLAN missbrauchen kann. Den Vorgänger Wired Equivalent Privacy, kurz: WEP, sollten Sie auf jeden Fall vermeiden: "WEP bietet nur das absolute Minimum an Schutz, um zufälliges Mitlesen oder zufälliges Einbuchen zu verhindern", warnt nicht nur Holger Struckmann, sondern auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, BSI.
Schnelles WLAN mit aktuellen Funkstandards
Funkstandards sorgen dafür, dass sich WLAN-Produkte verschiedener Anbieter verstehen. Mindestens den n-Standard (802.11n) sollten alle WLAN-Geräte im Netz unterstützen. Damit sind abhängig vom Router und Endgerät Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 450 Megabit pro Sekunde möglich. Aktuelle Produkte wie der Speedport W 724V der Deutschen Telekom beherrschen zusätzlich das neue Gigabit-WLAN (802.11ac) und erreichen bis zu 1.300 Megabit pro Sekunde. "Besonders dort, wo viele WLANs parallel betrieben werden, bietet die ac-Technik Vorteile: Sie arbeitet im noch wenig genutzten 5-GHz-Frequenzband, während sich die meisten fremden Router und potenzielle Störquellen wie Mikrowellen und Babyfone im 2,4-GHz-Band tummeln", sagt Struckmann. Daher empfiehlt der Experte, nach Möglichkeit beide Funkbänder am Router zu aktivieren: So können neuere Endgeräte das 5-GHz-Band nutzen, ältere gleichzeitig das 2,4-GHz-Band. Wichtig: Veraltete Funkstandards wie 802.11 b und g sollte man gar nicht mehr einsetzen: "Die bremsen das gesamte WLAN aus."
Reichweite mit Repeater verbessern
Sollte das vom Router aufgespannte Funknetz nicht in alle Räume Ihrer Wohnung reichen, brauchen Sie nicht gleich teure Access Points mit Spezialantennen wie in der Allianz Arena einsetzen: Mit einem WLAN-Repeater können Sie Ihr Heimnetz leicht erweitern. Die Telekom bietet zum Beispiel auf ihre Speedport-Router abgestimmte Relaisstationen an, etwa den Speedport W100. Damit gelingt die Reichweitenvergrößerung denkbar einfach: Setzen Sie das netzteilgroße Gerät etwa auf halber Strecke zwischen Ihrem Router und dem unterversorgten Zimmer in eine Steckdose ein. Mit einem Druck auf den WPS-Knopf (Wireless Protected Setup) am Router und am Repeater stellen beide Geräte automatisch eine mit WPA2 verschlüsselte Verbindung untereinander her – fertig! Das manuelle Eingeben des WLAN-Kennworts ist nicht nötig. Der Repeater meldet sich automatisch als normales WLAN-Gerät an der Zentrale an und spannt ein eigenes WLAN-Netz auf. Das können Sie sofort mit Ihren bereits am Speedport angemeldeten Endgeräten nutzen, da derselbe Netzwerkname (SSID) und derselbe WLAN-Schlüssel verwendet wird. Auch Geräte anderer Hersteller arbeiten mit den Speedports der Telekom zusammen, etwa Modelle von Devolo oder AVM.
Übrigens: Einige der verbreiteten Fritz!Box-Router des deutschen Herstellers AVM lassen sich als Repeater für ein markengleiches Produkt verwenden. Praktisch, wenn nach dem Aufrüsten noch eine ältere Fritz!Box verfügbar ist. Das Modell 7270 arbeitet zum Beispiel problemlos als Repeater mit neueren Fritzbox-Modellen zusammen. Das Einrichten ist schnell erledigt: Bei der Fritz!Box, die als Relaisstation arbeiten soll, muss man lediglich im Menü unter "WLAN - Repeater" die gleichnamige Funktion aktivieren. Geben Sie dem WLAN denselben Namen wie in der Basisstation und legen Sie auch denselben WPA-Schlüssel fest. So ermöglichen Sie Roaming für Ihre Endgeräte: Diese melden sich automatisch an der WLAN-Station mit dem stärksten Funksignal an.
Alten Speedport-Router als zusätzlichen Access Point nutzen
Leider lassen sich alte Speedport-Router nicht als Repeater einsetzen. Sie können aber dazu benutzt werden, einen weiteren WLAN-Zugangspunkt zum Internet zu schaffen - also einen Access Point. Nachteil dabei: Die beiden Router müssen per LAN-Kabel untereinander verbunden werden. Vorteil aber: Im Gegensatz zu der Repeater Methode geht dabei keine Bandbreite verloren.
Die folgende Access-Point-Anleitung für den W 724V und den W 701V wurde in der "Telekom hilft"-Community vorgestellt. Sehr ähnlich funktioniert es auch mit anderen Modellen.
Zunächst loggen Sie sich in den W 724V-Router ein, der zweite Router bleibt zunächst abgeschaltet. Im W 724V gehen Sie in die Einstellungen für DHCP unter "Heimnetzwerk - Heimnetzwerk (LAN) - DHCP" und nehmen folgende Einstellungen vor.
- "DHCP ein"
- "Adressen vergeben ..." von 192.168.2.1
- "bis" 192.168.2.199
- "Gültigkeitsdauer der Adressen" lassen wie eingestellt
Speichern Sie diese Einstellungen ab.
Jetzt trennen Sie bitte den Computer vom W 724V, verbinden ihn mit dem W 701V, starten den Rechner neu und öffnen die Konfiguration des Routers. Sie haben dann keinen Internetzugriff, der W 701V ist ja zu der Zeit nicht mit dem Netzwerk verbunden.
Im Bereich "Netzwerk - LAN" ändern Sie bitte die IP-Adresse des Routers auf 192.168.2.200, die Subnetzmaske lassen Sie bei 255.255.255.0 und speichern diese Einstellungen ab. Wenn diese Einstellungen übernommen sind und der Router neu gestartet wurde, schalten Sie bitte die DHCP-Funktion des W 701V unter "Netzwerk - DHCP" aus und speichern diese Einstellungen. Wenn Sie jetzt die beiden Router mittels eines LAN Kabels verbinden, baut der W 724V die Internetverbindung auf, der W 701V nutzt dieses und stellt ein zweites WLAN zur Verfügung.
WLAN erweitern, volles Tempo nutzen
Repeater sind praktisch, haben aber einen Nachteil: Sie halbieren die verfügbare Funk-Bandbreite und reduzieren damit die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit. Das können Sie vermeiden, indem Sie zum Beispiel zwei Speedport-Router per LAN-Kabel verbinden und sie als eigenständige Access Points konfigurieren. In einem Haus lassen sich so zum Beispiel zwei Etagen mit je einem WLAN-Router ohne Tempoeinschränkungen versorgen. "Wichtig in dieser Konstellation: Nur ein Router darf den Endgeräten IP-Adressen zuweisen – sonst sind Probleme programmiert", warnt Struckmann. Dazu muss man den DHCP-Server im Router deaktivieren, der den Endgeräten IP-Adressen zuweist. So ist sichergestellt, dass jedes Endgerät eindeutig im Netzwerk erkennbar ist.
Am besten nehmen Sie diese Einstellung an dem Router vor, der nicht direkt mit Ihrem Internet-Anschluss verbunden ist. Schließen Sie das Gerät per LAN-Kabel an Ihren Rechner an und schalten Sie den Haupt-Router aus. Dann tippen Sie im Browser https://speedport.ip ein – das Router-Menü öffnet sich. Bei der Kennwort-Abfrage geben Sie das "Gerätepasswort" ein, das auf der Rückseite des Speedports aufgedruckt ist. Im Menü stellen Sie in der Rubrik "Netzwerk" (bei neueren Modellen "Heimnetzwerk") die Option "DHCP-Funktion" auf "Aus". Damit Ihre Endgeräte zwischen beiden Routern roamen können, "geben Sie im Menüpunkt 'Sicherheit' noch dieselben WLAN-Einstellungen - also Netzwerkname und WLAN-Schlüssel – wie bei Ihrem Haupt-Router ein", erklärt Struckmann, "sonst muss man manuell das gewünschte Funknetz aussuchen, was weniger komfortabel ist." Nun können Sie Ihren Haupt-Router wieder anschalten und ab jetzt überall WLAN mit vollem Tempo genießen.
Checkliste: Netzwerktempo und Reichweite optimieren
- WLAN-Router mit mehreren Antennen verwenden
- WLAN-Router möglichst zentral in der Wohnung beziehungsweise im Haus positionieren
- WLAN-Störenfriede aufspüren: Bluetooth, Babyfon, Mikrowellen & Co nicht in der Nähe des Routers und von Endgeräten platzieren
- Wenn möglich beide Funkfrequenzbänder aktivieren: 2,4 und 5 GHz
- Veraltete Funkstandards b und g nach Möglichkeit deaktivieren
- Reichweite per Repeater oder zweiten WLAN-Router erhöhen
- Bei schlechtem Empfang am Notebook oder PC externen WLAN-Stick verwenden
Fotos: Alle Aufnahmen aus dem Stadion stammen von Harald Karcher