Tag der Deutschen Einheit: Rückblick auf den Aufbau Ost
Der "Tag der Deutschen Einheit" ist für uns die Gelegenheit, Rückschau zu halten auf ein ganz besonderes Projekt: "Telekom 2000". Ein 50 Milliarden D-Mark schweres Mammutprojekt. In Rekordzeit wurde die Telekommunikationsinfrastruktur in den neuen Bundesländern, der ehemaligen DDR, auf das Niveau der Bundesrepublik gehoben. Damit zusammenwachsen konnte, was zusammengehört.
17. November 1989: Nur acht Tage nach dem Mauerfall nennt der neue Ministerratsvorsitzende, Hans Modrow, das Post- und Fernmeldewesen als Feld zukünftiger enger Kooperation im Rahmen einer Vertragsgemeinschaft beider deutscher Staaten.
Das 10-Punkte-Programm von Bundeskanzler Helmut Kohl formuliert am 28. November erstmals die Wiedervereinigung als Perspektive. Auch hier wird die Telekommunikation an prominenter Stelle genannt. Kohl fordert „den möglichst baldigen umfassenden Ausbau der Fernsprechverbindungen mit der DDR und des Telefonnetzes der DDR“.
13. März 1990: Vereinbarung einer Postunion zwischen den beiden deutschen Staaten. Bis 1995 sollten alle technischen Standards aus Westdeutschland in Ostdeutschland übernommen werden. Bis zum Jahr 2000 sollten dadurch die Verhältnisse angeglichen werden. Daraus entwickelte sich in den darauffolgenden Monaten das Ausbauprogramm „Telekom 2000“.
Bereits zur Frühjahrsmesse 1990 in Leipzig wurde eine erste C-Netz-Empfangsstation aufgebaut.
Hintergrund: Sieben Prozent der Ost-Haushalte hatten zu diesem Zeitpunkt einen Anschluss – im Westen waren es 92 Prozent. Das DDR-Telefonnetz war überaltert und überlastet. Die meisten Relais stammten aus den 1920er- oder 1930er-Jahren. Auf 16,5 Millionen DDR-Bürger kamen 1,8 Millionen Telefonanschlüsse. Mobilfunkstrukturen waren überhaupt nicht entwickelt. Datenverbindungen gab es nur als handvermittelte Festverbindung. Zwischen der DDR und Westdeutschland inklusive Westberlin standen rund 1.400 Telefonverbindungen zur Verfügung.
Um Wirtschaft und Bevölkerung möglichst rasch mit Telefonanschlüssen zu versorgen, wurden umgehend neue Vermittlungsstellen geplant und aufgebaut, die erste ging bereits im November 1989 in einem Stahlcontainer in Berlin in Betrieb. Weitere folgten 1990 in den Ballungsräumen Dresden, Erfurt, Zwickau etc.
Juni 1990: Start des Programms „Telekom 2000“. Danach sollten in den folgenden Jahren 5,7 Millionen Telefonanschlüsse, 70.000 öffentliche Telefonstellen, 90.000 Datenanschlüsse, 96.000 Btx-Anschlüsse und 0,5 Millionen Mobilfunkanschlüsse entstehen. Kosten damals 50 Milliarden D-Mark.
Dezember 1992: Nach 40 Jahren Trennung konnten die Berliner wieder ohne Vorwahl von einer Stadthälfte in die andere telefonieren. In Berlin erschien in diesem Jahr zum ersten Mal nach der Wende ein gemeinsames Telefonbuch für den Ost- und den Westteil der Stadt.
10. Dezember 1997: Das Programm "Telekom 2000" wurde mit der Inbetriebnahme der Hauptvermittlungsstelle Neubrandenburg in einem Festakt offiziell abgeschlossen.