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Markus Jodl

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Mobilfunk Lite – eine schlanke, schlaue Lösung

Light-Produkte liegen im Trend und können jede Menge Kalorien sparen. Cola Light, Joghurt Lite oder leichtes Weißbier – der Supermarkt ist voll von den Schlankmachern. Aber was ist "Mobilfunk Lite"?

Die Gemeinde Kirchfarrnbach im Landkreis Fürth

Die Gemeinde Kirchfarrnbach im Landkreis Fürth

Der neue "Mobilfunkstandort Lite", den die Telekom derzeit als Pilotprojekt testet, ermöglicht vollwertiges Telefonieren und Surfen. Trotzdem ist diese Lösung ein wenig schlanker als ein normaler Standort - und in Sachen Kosten deutlich abgespeckt. Wir verraten, wie nah Freud und Lite bei der Deutschen Telekom zusammenliegen.

So entsteht Mobilfunk für alle

Dieses Motto steht bei der Telekom ganz oben. Funklöcher und weiße Flecken sollen möglichst komplett von der Landkarte verschwinden. Oft ist das aber extrem schwierig, weil Bevölkerung, Gewerbe und Tourismus vor Ort nicht ausreichen, um einen Mobilfunkstandort wirtschaftlich zu betreiben.

Kirchfarrnbach im mittelfränkischen Landkreis Fürth mit seinen rund 320 Einwohnern ist so eine Gemeinde, in der es bisher nur an bestimmten Stellen außerhalb von Gebäuden eine schwache Mobilfunkversorgung gab. Doch bis zum Kirchplatz, mitten im Ort, reichte die Versorgung schon nicht mehr.

Um das zu ändern, sind Gemeinde und Telekom kreativ geworden. "Site Lite" heißt die neue Idee, deren Ziel Telekom-Projektleiter Jens Limpert so erklärt: "Damit wollen wir Gebiete versorgen, die wir im normalen Standort-Rollout gar nicht erreichen würden."

Jens Limpert, Projektleiter Site Lite Telekom Deutschland

Jens Limpert, Projektleiter Site Lite Telekom Deutschland

So fallen die Investitionen leichter

Auf den ersten Blick sieht die neue Mobilfunk-Antenne auf dem Dach des Feuerwehr-Gerätehauses in Kirchfarrnbach aus wie gewohnt. Doch die Telekom hat die Technik so weit verschlankt, dass nun auch in solch kleinen Kommunen ein Mobilfunkstandort finanziell machbar ist. Zudem müssen die Gemeinden ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um als "Standort Lite" in Frage zu kommen.

Jens Limpert schildert, was dabei erforderlich ist: "Es muss bereits eine Glasfaseranbindung bestehen, die möglichst nah an den Mobilfunkstandort heranreicht. Und die Gemeinde muss uns solch einen Standort zur Verfügung stellen, der dann auch funknetzplanerisch geeignet ist." In Kirchfarrnbach waren alle Voraussetzungen erfüllt.

Feuerwehrgerätehaus von Kirchfarrnbach

Das Feuerwehrgerätehaus von Kirchfarrnbach wird zum neuen Standort

Die Glasfaseranbindung des Ortes reicht bis ans Feuerwehrhaus heran, das erspart aufwändige und teure Erdarbeiten. Und das Gerätehaus liegt auch noch an der höchsten Stelle des Ortes. Damit reicht ein genehmigungsfreier Zehn-Meter-Antennenträger auf dem Dach aus, um den Ort und die umliegende Region zu versorgen.

Grünes Licht in Kirchfarrnbach, perfekte Bedingungen fürs Pilotprojekt "Site Lite"!

So wird abgespeckt

Dass im Ort eine "Unterkunft" für die Technik und die Antennen der Telekom vorhanden ist, spart bereits enorm - ebenso wie die unmittelbar angrenzende Glasfaserleitung, die sich ohne großen Aufwand "anzapfen" lässt. Aber auch die Technik selbst ist etwas schlanker und effizienter als üblich. Im Technikraum läuft keine Klimaanlage, weil hier auch eine normale Belüftung ausreicht. Und statt der üblichen drei Dienste LTE, UMTS und GSM kommen in Kirchfarrnbach "nur" LTE 800 und LTE 900 für die Datenversorgung sowie GSM für Sprachdienste und SMS zum Einsatz. Auf UMTS haben die Funknetzplaner hier verzichtet, weil bereits LTE und GSM alle Anforderungen der Bevölkerung erfüllen. Trotzdem lässt sich auch dieser "Standort Lite" bei Bedarf noch erweitern.

Das LTE800-Modul verteilt auf die Sektoren der Antenne

Das LTE800-Modul verteilt auf die Sektoren der Antenne

Telekom-Funknetzplaner Werner Dimmerling erklärt: "Die Technik ist skalierbar, mit allen Diensten, die wir haben." Und wie viel lässt sich bei den Kosten damit abspecken? Endgültige Analysen liegen der Telekom noch nicht vor. Aber Projektleiter Limpert wagt eine Prognose: "Wir sind etwa bei 70 Prozent des normalen Investitionsvolumens." Und diese Differenz entscheidet im Mobilfunk oft genug, ob sich ein Standort wirtschaftlich betreiben lässt oder nicht.

So funktioniert der "Mobilfunk Lite"

Bis auf die genannten Einschränkungen arbeitet auch diese Variante wie ein ganz normaler Mobilfunkstandort der Telekom. Unter dem Dach des Feuerwehrhauses befinden sich die üblichen Racks, also offene Schränke, mit der Systemtechnik und mit den Radiomodulen für die einzelnen Dienste. Weil UMTS fehlt, wird hier aber nur die so genannte "Basis-Konfiguration" verwendet.

Werner Dimmerling, Funknetzplaner Telekom Deutschland

Werner Dimmerling, Funknetzplaner Telekom Deutschland

Nach der Installation und Inbetriebnahme kommt Systemtechniker Jens Meiling von der Firma Europoles RMP beim ersten Test vor dem Feuerwehrhaus mit seinem Smartphone bereits auf ein Downloadtempo von 32 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Wenn alles fertig eingerichtet ist, sollen es im Alltagsbetrieb künftig bis zu 50 Mbit/s sein. Weltrekordtempo ist das sicherlich keines. Aber in einem Ort, in dem bisher praktisch kein Mobilfunk vorhanden war, bedeutet dieses "0 auf 50" einen gewaltigen Fortschritt, von dem Bürger, Gewerbe und Touristen profitieren.

So geht es mit dem "Mobilfunk Lite" weiter

Bis Mitte 2019, so Projektleiter Jens Limpert, sammelt die Telekom nun weitere Erfahrungen mit der Technik, "damit wir sehen, dass Site Lite tatsächlich so funktioniert wie jetzt in Kirchfarrnbach". Ab Mitte nächsten Jahres, so hofft Limpert, können sich Kommunen, in denen Mobilfunkbedarf besteht, und die die genannten Voraussetzungen erfüllen, bei der Telekom melden. Dann soll die neue Lösung dafür sorgen, dass die weißen Flecken auf der deutschen Mobilfunkkarte kräftig abspecken, und dass es quasi eine Funkloch-Diät gibt.

Das Pilotprojekt wird auch hier in unserem Telekomnetz Podcast erklärt.

Weitere Infos im Video

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