Robert Lewandowski und das Mobilfunk-Stromsparen
Energiesparen ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Die Kommunikation per Telefon und Internet verbraucht zwar nicht so viel Energie wie Heizen oder Autofahren. Aber auch im Netz der Deutschen Telekom ist der Strombedarf enorm. Und die Einsparmöglichkeiten sind groß, wie die Telekom schon seit Jahren beweist. Wir verraten, wie der Stromsparmodus im Handynetz funktioniert. Und wir erklären, was Robert Lewandowski, der FC Bayern und seine Allianz Arena damit zu tun haben.
Stromspar-Test in der Allianz Arena
Ein Fußballstadion wie die Allianz Arena im Münchner Norden ist ein echter Hotspot im Netz der Telekom. Hier kommen bis zu 75.000 Fans zu jedem Heimspiel des FC Bayern zusammen. Und die meisten von ihnen wollen Fotos, Selfies und Videos von den Spielen per WhatsApp verschicken oder Stories auf Instagram und TikTok teilen. Dafür betreibt die Telekom hier genau wie in anderen Stadien ein leistungsstarkes Mobilfunknetz mit 2G, 4G/LTE und 5G. Im Regelfall wird dieses Netz aber nur alle ein, zwei Wochen wirklich gefordert. Zwischen den Spielen, wenn Robert Lewandowski keine Tore schießt, ist Ruhe. Deshalb war das Münchner Stadion der ideale Platz, um zu erproben, wie sich der Energiebedarf eines Mobilfunkstandorts zwischen den Zeiten mit Höchstlast möglichst weit reduzieren lässt. Mittlerweile hat die Telekom die in München getestete Technik bundesweit ausgerollt.
Deutschlands größter „Stromzähler“
Saber Kaygusuz sitzt auf der Tribüne der beinahe menschenleeren Allianz Arena. Er ist Teil-Projektleiter PLASMA bei der Deutschen Telekom. Das Kürzel steht für „Projekt zur langfristigen Absenkung der Stromkosten mit Ambition“. Und ambitioniert ist die Technik tatsächlich, die der Energie-Experte hier auf seinem Laptop präsentiert. Er kann exakt sehen, wie viel Strom die Telekom in ihrem Netz verbraucht, um die Menschen in Deutschland und in aller Welt miteinander zu verbinden. Dafür gibt es allerdings keinen großen Stromzähler im Keller der Telekom-Zentrale in Bonn, der das genau anzeigt. Hier ist es ein bisschen komplizierter. „Wir haben Anfang 2021 ein Dashboard ins Leben gerufen, mit dem wir für jeden Standort in ganz Deutschland genau nachvollziehen können, was er wann an Energie verbraucht“, verrät Saber Kaygusuz. Denn nur wenn die Telekom den Ist-Zustand in ihrem Netz exakt kennt, kann sie Optimierungen auf den Weg bringen.
Der Telekom-Stromverbrauch – auf einem Laptop
Auf dem Rechner des jungen Technikers sind jede Menge grüne und bunte Kurven zu sehen: „Hier sehen wir beispielsweise alle Standorte in München mit ihrem Leistungsbedarf.“ Die Daten und Verbrauchskurven werden Tag und Nacht mit Halbstunden-Genauigkeit gespeichert. „Und das“, so Saber Kaygusuz, „seit 2021. Das sind mittlerweile über fünf Milliarden Energie-Datensätze, die wir auswerten“. Was er in München zeigt, ist also minutiös aufgeschlüsselt der gesamte Stromverbrauch im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom – mit einer Einschränkung, die an der Funktionsweise des Systems allerdings nichts ändert: „Das sind Demo-Daten. Die wirklichen Live-Daten dürfen wir nicht nach außen geben.“
Stromverbrauch ist nicht gleich Stromverbrauch
Weil die Telekom mehrere Mobilfunknetze betreibt, muss sie auch wissen, welche Technologien wie viel Energie verbrauchen. Bei 4G/LTE sind die Messungen bereits umfassend eingeführt, die Telekom beobachtet aber auch den Verbrauch bei 2G und 5G. „So können wir dediziert reinschauen, die einzelnen Techniken optimieren und den Energieverbrauch verbessern“, schildert der Projektleiter. Und dabei kann es durchaus Überraschungen geben. Als die Telekom Mitte 2021 3G/UMTS abgeschaltet hat, um die Frequenzen künftig für die Zukunftstechniken LTE und 5G zu nutzen, waren die Experten davon ausgegangen, dass sich dadurch am Stromverbrauch im Mobilfunknetz nicht viel ändern wird. In der Praxis hat sich aber erwiesen, dass LTE Daten wesentlich effizienter und energiesparender überträgt. Wer den gleichen Netflix-Film nicht mehr über 3G lädt, sondern über LTE, verbraucht also weniger Strom.
Robert Lewandowski und der Stromverbrauch
Das Grundprinzip des Stromverbrauchs beim Mobilfunk beschreibt Saber Kaygusuz ganz einfach so: „Je mehr Kunden in einer Zelle sind, und je mehr Traffic passiert, desto höher wird der Energieverbrauch.“ Im Fußballstadion bedeutet das: 75.000 Zuschauer*innen, die an einem Ort gleichzeitig surfen, streamen und Daten hochladen, erzeugen eine maximale Netzlast – mit entsprechenden Peaks im Stromverbrauch. Das können die Telekom-Techniker*innen bis ins kleinste Detail verfolgen: „Wir können sogar sehen, wenn beispielsweise Tore fallen, weil Leute dann ihr Handy holen, Momente teilen und letzten Endes den Energieverbrauch leicht anheben.“ Robert Lewandowski ist also gut für das Tore-Konto des FC Bayern, aber schlecht für den Stromverbrauch. Die Grafik auf dem Rechner von Saber Kaygusuz zeigt die Verbrauchsspitzen, die wie Eiszapfen aussehen, exakt an, bei Spielen gegen Wolfsburg, Liverpool oder Dortmund.
Das Mobilfunknetz im Ruhezustand
Zwischen den Spielen ist Ruhe im Bayern-Stadion. Und dafür hat die Telekom gemeinsam mit ihren Hard- und Softwarepartnern Lösungen gefunden, die mindestens so clever sind wie ein Pass von Thomas Müller in die Tiefe des Raumes zu Robert Lewandowski. Früher wurde beispielsweise in der Allianz Arena konstant Mobilfunk-Kapazität für 75.000 Besucher*innen bereitgehalten. Das muss heute nicht mehr sein. Die Grafiken auf dem Laptop des Telekom-Experten demonstrieren die Einsparungen mit Kurven, die sichtlich niedriger verlaufen. Aus diesem Schlafmodus wacht das System dann sofort auf, wenn Kapazitäten benötigt werden. Das passiert so schnell, dass der Kunde gar nicht bemerkt, dass das Netz gerade noch im Ruhezustand war. Diese Technik setzt die Telekom mittlerweile in ihrem gesamten Netz ein. Das Münchner Stadion war der perfekte Probelauf dafür, erklärt Saber Kaygusuz: „In der Allianz Arena haben wir das getestet, weil wir hier ein relativ gutes Testgebiet hatten. Das heißt, alle zwei Wochen 75.000 Menschen, auf deren Verbrauch wir kontrolliert draufschauen können.“
So hoch sind die Einsparungen
15 kleinere und größere Maßnahmen, um den Stromverbrauch in ihrem Netz zu senken, hat die Telekom mittlerweile eingeführt. Dazu gehört neben Hard- und Softwareupdates unter anderem eine neuartige und effizientere Klimaanlage für die Kühlung der Mobilfunk-Technik, wie sie auch in der Allianz Arena läuft. Sie verbraucht 85 Prozent weniger Strom als die frühere Technik. Und was bringt das alles in der Praxis an Einsparungen? Saber Kaygusuz hat eindrucksvolle Zahlen parat: „Wir konnten so nur mit den Software-Features insgesamt um die 5 Prozent Energie einsparen. Und im kompletten Mobilfunkareal der Telekom haben wir in den letzten drei Jahren insgesamt 66 Gigawattstunden an Energie gespart.“ Das entspricht 66 Millionen Kilowattstunden – oder grob gesagt, dem Jahresstromverbrauch von rund 20.000 Haushalten in Deutschland.
Die Energiespar-Zukunft der Telekom
Auch das soll nur der Anfang sein, wie PLASMA-Projektleiter Kaygusuz berichtet: „Wir sind noch lange nicht fertig. Wir haben die Ambition und das Ziel, bis 2025 im Vergleich zu 2017 um 95 Prozent CO2 einzusparen, und unseren Footprint entsprechend zu reduzieren.“ Die restlichen 5 Prozent ihres CO2-Fußabdruckes wird die Telekom durch hochwertige CO2-Bindungsprojekte neutralisieren. Spätestens 2040 soll die Deutsche Telekom vollständig klimaneutral sein, also gar keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen. Dazu trägt auch neue Mobilfunktechnik bei, deren Energieverbrauch bei null liegt, wenn gerade kein Kunde an einem Standort Leistung anfordert. „Das ist unsere Vision“, verrät Saber Kaygusuz. Und wenn Robert Lewandowski dann ein Tor schießt, steht die gesamte Kapazität sofort wieder parat, zum Jubeln, Surfen und Teilen.
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