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Markus Jodl

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Richtfunk: Wie Mobilfunk per Parabolantenne ans Netz gebracht wird

Der Mobilfunkmast in Dettelbach ist fast fertig. Er muss aber noch ins Netz der Telekom integriert werden. Das geschieht per Richtfunk. Die Hintegründe.

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Noch liegt die Parabolantenne unten, doch gleich wird sie für den Richtfunk auf dem Mast gebraucht.

Funklöcher. Sie sind beliebt wie Heuschnupfen, wie Hühneraugen und wie ein Frosteinbruch im Mai. Deshalb schließt die Deutsche Telekom auch weiterhin landauf, landab kontinuierlich die Lücken auf der Mobilfunkkarte - unter anderem mit der Aktion "Wir jagen Funklöcher".

Dabei erhalten 100 Kommunen, die der Telekom von sich aus geeignete Mobilfunk-Standorte vorgeschlagen haben, eine schnelle LTE-Versorgung. Und das in diesen Fällen ganz unabhängig von der Wirtschaftlichkeit des Projektes.

Aber wie funktioniert das eigentlich, so ein Funkloch zu schließen? Das hat die Telekom am Beispiel des unterfränkischen Weinbauorts Dettelbach schon in mehreren Folgen erklärt - von der komplizierten Suche des endgültigen Standorts bis zum Aufstellen des Masts.

Bleibt als letzte Frage: Wie gelangen die Daten der Dettelbacher dann eigentlich ins Glasfasernetz der Telekom? Wir verraten, wie das drahtlos funktioniert - nämlich per Richtfunk.

Von Dettelbach hinaus in die Welt

Beim letzten Bericht aus den Dettelbacher Weinbergen hatten die Spezialisten der Telekom und ihrer Partnerunternehmen die Mobilfunkantennen auf dem neuen Mast installiert. Sie versorgen die Nutzer mit LTE zum schnellen Surfen sowie mit GSM für Telefon und Kurznachrichten. Und sie sind auch schon fürs künftige 5G-Netz vorbereitet. Damit ist sichergestellt, dass die Daten der Dettelbacher zuverlässig, stabil und schnell bei der neuen Mobilfunkstation eingehen.

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Die Montage der Richtfunkantenne am Mobilfunkmast bei Dettelbach findet im Regen statt, fällt aber deswegen nicht ins Wasser.

Von dort aus führt allerdings keine Glasfaserleitung ins Netz der Deutschen Telekom. Denn Erdarbeiten mitten in den Weinbergen, um ein Kabel zu verlegen, wären aufwändig und teuer. Und die Begeisterung bei den örtlichen Weinbauern würde sich in engen Grenzen halten. Deshalb funktioniert die Anbindung hier mit einer sehr leistungsstarken und praktischen Alternative, nämlich per Richtfunk.

Über eine Parabolantenne auf dem 30 Meter hohen Mast werden die Daten acht Kilometer weit zur Gegenstelle in Kitzingen gefunkt. Sie empfängt das Signal. Und von dort aus werden die Daten dann ins Telekom-Netz eingespeist.

Was ist eigentlich Richtfunk?

Niemand kennt sich mit dieser Technik besser aus als Frank Stockmann. Er ist quasi der Richtfunk-Papst der Deutschen Telekom und kann genau erklären, um was es geht: "Richtfunk ist, wie der Name schon sagt, gerichteter Funk. Und dieses Richten geschieht durch stark bündelnde Parabolantennen. Der Laie sagt dazu auch Schüsseln." Die Antenne richtet das Funksignal so aus, dass es exakt bei der Gegenstelle landet und dort weiterverarbeitet werden kann.

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Frank Stockmann, Planning & Design Manager Ericsson Services

Moderner digitaler Richtfunk überwindet Distanzen von bis zu 80 Kilometern, und das bei Bandbreiten bis zu 100 Gigabit. "Das kommt schon ganz dicht an die Glasfaser heran", weiß Frank Stockmann. Gefunkt wird dabei auf hohen Frequenzen zwischen 4 GHz und 100 GHz. Grund: Mit solchen Frequenzen lassen sich zwar nicht, wie beispielsweise mit UKW, Hunderte von Kilometern überwinden. Dafür ermöglichen sie enorm hohe Bandbreiten.

Und noch ein Vorteil: Eine perfekt berechnete Richtfunkverbindung arbeitet praktisch störungsfrei. "Allenfalls bei extremsten Witterungsverhältnissen", so Experte Stockmann, kann es Ausfälle geben. Doch das passiert durchschnittlich pro Jahr weniger als eine halbe Stunde lang. Und kein Bagger kann bei Bauarbeiten versehentlich ein Kabel aus der Erde reißen.

So wird der Richtfunk installiert

Von Notlösung kann bei der Richtfunkverbindung zwischen Dettelbach und Kitzingen also gar keine Rede sein. Diese Anbindung ist in der Praxis absolut gleichwertig mit einem Glasfaserkabel. Die Installation am neuen Mobilfunkmast ist dabei in gut vier Stunden erledigt.

Richtfunk-Papst Stockmann schildert, was der Techniker zunächst unten am Technikschrank zu erledigen hat: "Mit dem Laptop loggt er sich in das Richtfunksystem ein und stellt die optimalen Parameter ein. Das sind zum Beispiel die Sende- und Empfangsfrequenz, die Sendeleistung oder die Übertragungsbandbreite." Die genauen Werte haben die Richtfunkplaner der Telekom bereits vorab berechnet.

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Der Techniker verkabelt das Indoor-Gerät im Technikschrank.

Nachdem unten alles erledigt ist, so Frank Stockmann, "fährt der Kollege nach oben und wird die Antenne und die Funkeinheit montieren". Die Verbindung zwischen der Technik am Boden und der Schüssel auf dem Mast erfolgt dabei mit einem Koaxialkabel, das Bandbreiten bis zu einem Gigabit erlaubt - und das gleichzeitig auch Strom zur Sendeeinheit überträgt.

Die Schüssel zum Erfolg

Richtfunk-Experte Stockmann erklärt, welchen Einfluss die Größe der Schüssel hat: "Je größer die Schüssel ist, desto größer ist die Bündelung des Strahls. Das bedeutet, dass an der Gegenstelle mehr Energie ankommt. So kann ich entweder größere Entfernungen überbrücken - oder höhere Bandbreiten übertragen." Weil moderne Richtfunkanlagen der Telekom heutzutage höchstens zehn Kilometer auseinander liegen, genügen, wie auch im Fall Dettelbach, relativ kleine Parabolantennen mit Durchmessern zwischen 30 Zentimetern und 1,20 Meter.

Der Monteur auf dem Mast richtet die Schüssel exakt zur Gegenstelle aus, zu der Sichtkontakt bestehen muss. Denn das Richtfunksignal darf nicht von dazwischenliegenden Bäumen, Häusern oder Hügeln unterbrochen werden. Die Einstellung der Antenne, die sich in allen Richtungen justieren lässt, erfolgt rein mechanisch - bis die Messungen ergeben, dass die Position exakt passt. Ein weiterer Test bei der Gegenstelle in Kitzingen sorgt dann dafür, dass sowohl die Sende- als auch die Empfangsantenne perfekt ausgerichtet sind.

Funken, aber so richtig

Noch im April 2020 kann die Anlage dann funken, und die Dettelbacher zum ersten Mal überhaupt mit schnellem Mobilfunk versorgen. Apropos schnell: Zwischen der Bewerbung der Kommune bei der Telekom im August 2019 und der Inbetriebnahme der Anlage im April 2020 sind damit gerade mal acht Monate vergangen.

In Unterfranken ist der (Richt)funke, auch dank des vorbildlichen Engagements der Gemeinde, tatsächlich im Rekordtempo übergesprungen.

Die ganze Erklärung und das Interview im Video

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Hubertus Kischkewitz

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Nächster Schritt in Dettelbach: Der Mast steht

Nächstes Etappenziel: Bei Dettelbach steht der neue Mobilfunkmast und die Antennen sind montiert. Den Weg dahin und was noch gemacht werden muss, erklären wir hier.

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