Nach der Flut: Wiederaufbau in Bad Münstereifel
Als im letzten Juli die große Flut kam, verschonte sie nichts und niemanden. In den betroffenen Regionen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen versanken auch die prächtigsten Orte und Städte im Hochwasser, im braunen Morast, im Schutt. Zu den Perlen, die schwer getroffen wurden, zählt auch Bad Münstereifel, mittelalterliches Kleinod und Touristenmagnet im Süden von NRW. Die berühmte und fast vollständig erhaltene Stadtmauer steht zwar gottlob noch. Aber gerade auch in der historischen Innenstadt sind die Schäden gewaltig. Entsprechend aufwändig ist der Wiederaufbau im Heimatort von Schlager-Legende Heino. Wir verraten, wie Bad Münstereifel jetzt wieder auf die Beine kommt – und wie es mit der Wiederherstellung der Telekom-Leitungen für Telefon und Internet aussieht.
Zurück zum Zustand vor der Flut
Vom Charme und von der Schönheit in der Innenstadt des Kurorts war nach der Flut nicht mehr viel geblieben. Die Bilder vom Juli zeigen, wie sich Wasser und Schlamm durch die Straßen gewälzt und die Stadt verwüstet haben. Dies musste am 20. Juli auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erleben, als sie sich in Bad Münstereifel ein Bild von den Schäden machte. Mehr als drei Monate später läuft der Wiederaufbau auf Hochtouren. Rainer Braun ist einer von zwei Generalunternehmern für die Arbeiten in der Innenstadt und für die Wiederherstellung der Versorgungsleitungen. Er verrät: „Das ist ein extremer Kraftakt für uns.“ Die Stadt will schnellstmöglich zurück zum Zustand vor der Flut, zurück ins normale Leben. Jetzt, wo der Winter vor der Tür steht, gibt es vor allem ein zentrales Ziel, so Rainer Braun: „Es geht hauptsächlich darum, dass die Gasversorgung wieder in den Boden kommt, damit die Leute heizen können.“ Das Wasser fließt bereits wieder provisorisch. Und auch die Glasfaserleitungen der Deutschen Telekom sollen schnellstmöglich wieder funktionieren.
Wiederaufbau mit Hindernissen
Neben den Arbeiten vor Ort finden derzeit wöchentlich Sitzungen mit dem federführenden Ingenieurbüro und mit den beteiligten Gewerken statt, um alle Arbeiten zu koordinieren. Doch vieles lässt sich kaum vorausplanen, erklärt Braun: „Wir haben ganz viele unkalkulierbare Faktoren hier. Nach der Flut war die Straße ja komplett ausgespült.“ Folge, so der Tiefbauunternehmer: „Man weiß nicht, was wir unten im Bereich unserer Ausschachtungen finden. Im Erdbereich liegen verschiedene Fundamente, die freigeschachtet werden müssen. Die kompletten Leitungen sind teilweise beschädigt, teilweise intakt. Alles muss freigelegt werden.“ Weil Häuser häufig einsturzgefährdet waren, darf nach wie vor nicht mit den ganz großen Maschinen gearbeitet werden. „Wir müssen beispielsweise auf die Vibrationen achten“, erklärt Rainer Braun. „Verdichtungsgeräte müssen entsprechend angepasst werden. Das hält beim Bauen alles auf.“ Damit nicht noch mehr kaputt geht, muss der Presslufthammer also einigermaßen dezent hämmern.
Ein prächtiger Ort – mit viel Denkmalschutz
Dass das Mittelalter im Zentrum von Bad Münstereifel bis heute an jeder Ecke zu erahnen ist, freut Touristen und macht die Einwohner stolz. In solch einem historischen Umfeld ist der Wiederaufbau aber natürlich deutlich komplizierter als in einer „normalen“ Stadt, schildert Generalunternehmer Braun: „Zusätzlich sind wir hier in einem Gebiet, in dem es viel Denkmalschutz gibt.“ Der Erhalt der jahrhundertealten Gemäuer hat oberste Priorität – auch wenn es dadurch länger dauert. Doch Attraktionen wie das Geburtshaus, in dem 1697 der Aachener Barockmaler Johann Chrysanth Bollenrath zur Welt kam, sollen möglichst bald wieder Besucher aus aller Welt nach Bad Münstereifel locken.
Das Leben geht weiter – auch während des Wiederaufbaus
Während sich Rainer Braun und sein Team durch den Untergrund in der Innenstadt graben, geht rund um sie das Leben weiter. „Die Leute sanieren ja selbst ihre Geschäfte und Wohnungen“, erklärt Rainer Braun. „Dementsprechend kommt jeden Tag Schutt dazu, vor den Eingängen liegt Sperrmüll. Da laufen die Interessen vom Bauablauf her natürlich schon gegeneinander.“ In der Innenstadt stapeln sich immer noch Bretter, Möbel oder Geschäftsausstattungen. Oft genug müssen die Bauarbeiter erst einmal als Müllentsorger aktiv werden, bevor sie weitermachen können. Aber man hält zusammen in Bad Münstereifel. Dazu gehört auch, den Schulweg für rund 1.500 Kinder, die hier jeden Tag durch müssen, trotz der Arbeiten lückenlos abzusichern. Man muss viel improvisieren momentan in Bad Münstereifel. Tiefbauunternehmer Braun bringt es so auf den Punkt: „Wir müssen alle zusammenarbeiten, die Anlieger, die Schulen, die Stadt und wir. Und dementsprechend versuchen wir, die große Herausforderung so gut wie möglich zu meistern.“
Der Zeitplan – und die Rückkehr von Telefon und Internet
Die Arbeiter stoßen immer wieder auf neue Hindernisse und Überraschungen. Braun nennt nur zwei Beispiele: „Zusätzliche Leitungen im Boden oder Höhen von Kanalleitungen, die nicht stimmen.“ Daher ist es auch so gut wie unmöglich, einen langfristigen Plan für die Bauarbeiten zu erstellen. Nur die Reihenfolge, in der die Leitungen unter die Erde müssen, steht nach klassischen Tiefbauregeln fest: „Wir müssen definitiv von unten nach oben bauen. Das heißt, das tiefste Gewerk kommt zuerst, und das ist der Kanal.“ Wenn die Abwasseranschlüsse wieder gelegt sind, folgen Gas und Wasser – und dann obendrauf die Glasfaser der Telekom für Telefon und Internet sowie Strom und Straßenbeleuchtung.
Erstes Etappenziel Ende 2021
Die Zeitvorgabe der Stadt Bad Münstereifel für die Arbeiten lautet angesichts der komplizierten Umstände nur „schnellstmöglich“. Doch Rainer Braun und alle Beteiligten haben sich einen ehrgeizigen Termin vorgenommen: „Als Ziel haben wir uns gesetzt, dass wir die Haupttrasse bis Ende 2021 komplett mit allen Versorgungsträgern wiederhergestellt haben.“ Wann genau die Glasfaser verlegt wird, damit die Menschen in Bad Münstereifel wieder wie gewohnt Telefonieren und Surfen können, steht noch nicht fest. Hierzu befinden sich Behörden, Planer, Baufirmen und Telekom praktisch in täglichem Austausch. Trost für alle Betroffenen: Die Handys funktionieren. Denn das Mobilfunknetz in der Flutregion hat die Telekom längst wieder aufgebaut und in Betrieb genommen.
Das gesamte Video zur Koordination des Wiederaufbaus in Bad Münstereifel gibt es hier:
Nach der Flut: Glasfaser für Altenburg
Das verheerende Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist jetzt ein Vierteljahr her. Doch die betroffenen Menschen vor Ort kämpfen weiterhin tagtäglich gegen die Folgen der Katastrophe. Für viele von ihnen wird die Rückkehr in ihr gewohntes Leben noch Monate oder gar Jahre dauern. Die Deutsche Telekom tut ihr Bestes, um die Bürger zu unterstützen. Sie baut nach und nach die zerstörten Netze für Mobilfunk und Festnetz wieder auf. Wir verraten, wie das funktioniert und zeigen, wie der Telekom-Alltag im Flutgebiet aussieht.