Fast Net bei der Fasnet: Wie die Telekom die Narren gerettet hat
Bei der schwäbisch-alemannischen Fasnet, dem südwestdeutschen Pendant zum Fasching und zum Karneval, lautet der traditionelle Gruß nicht „Helau“ oder „Alaaf“, sondern „Narri-Narro“. Und in Weingarten, einem Teil von Freiburg im Breisgau, begrüßen sich die Narren mit dem zünftigen Dialog „Breisgau“ - „Ofaloch“. Dieser Name hat angeblich nichts mit dem Ofenrohr zu tun. Aber beim Narrensprung 2024 hätten die Feiernden in Weingarten beinahe mit selbigem in den Schwarzwald geschaut – wenn die Deutsche Telekom nicht beherzt eingegriffen hätte. Der neueste Blogbeitrag erzählt, wie die Technikerinnen und Techniker in kürzester Zeit für schnellen Mobilfunk bei dem Großereignis gesorgt haben. Motto: Fast Net bei der Fasnet.
Hilferuf aus Weingarten
Am Nachmittag des 22. Dezember 2023 geht bei der Telekom per Mail ein Hilferuf des Vize-Zunftmeisters Jens Rall von den Plätzlern aus Weingarten ein. Er schreibt: „Vom 19. bis 21. Januar 2024 wird in Weingarten das große Narrentreffen stattfinden.“ Und die Verantwortlichen befürchten angesichts von vielen Tausend Narren und Zuschauern, dass das „Mobilfunknetz hier deutlich überlastet sein wird“. Für die Abteilung Event-Versorgung der Telekom sind solche Anfragen nicht ungewöhnlich. Sie kümmert sich vom Musikfestival bis zum Volksfest darum, dass die Mobilfunkabdeckung auch bei großen Besuchermengen schnell und stabil funktioniert. Nur: Es ist Freitagnachmittag, zwei Tage vor Heiligabend. Bis Heilig Drei König am 6. Januar ist gerade im Süden Deutschlands kaum eine Firma und kein Partnerunternehmen der Telekom wirklich handlungsfähig. Und keine zwei Wochen später springen in Weingarten dann schon die Narren. Das klingt „narrisch schwer“.
So funktioniert eine Sonderversorgung
Wenn bei Großveranstaltungen in ganz Deutschland kurzzeitig viel mehr Menschen vor Ort sind als normalerweise üblich, baut die Telekom eine sogenannte „Sonderversorgung“ auf. Dafür benötigt man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. Es müssen Genehmigungen eingeholt und Material bestellt werden. Man braucht Strom und eine Anbindung ans Telekom-Netz, per Glasfaser oder Richtfunk. Und die Funkzelle muss auch softwareseitig integriert werden. Das ist alles prinzipiell kein Problem. In diesem knappen Zeitraum ist es aber durchaus ein Problem. Müssen die Narren offline bleiben? Nein, müssen sie nicht. Nach Weihnachten stellt sich auch für viele Telekom-Mitarbeiter überraschend heraus: Okay, wir machen das. Wir retten den Narrensprung – oder zumindest dessen Mobilfunkversorgung.
Mobilfunk to go für die Narren
Bereits am 15. Januar stehen auf dem Hof der Telekom-Niederlassung in Weingarten drei große silberne Kästen mit magentafarbenem Rand. Das sind neuartige „Mobilfunkmast to go“-Container, jeweils mit jeder Menge Technik samt ausfahrbarem Mast. Diese Container lassen sich sehr schnell quer durch die Republik fahren und überall dort aufstellen und anschließen, wo große Ereignisse anstehen. Erfunden hat sie Stefan Keller, Projektleiter „Celltower to go“ bei der Telekom. Er verrät, was hinter der Idee steckt: „Ich bin seit fünf Jahren dran an diesem Konzept. Ursprünglicher Gedanke war, wie man auf einem Event die Versorgung noch effizienter und besser machen kann.“ Dafür ist Experte Keller zu vielen Großveranstaltungen wie dem Musikfestival Southside gereist, um sich die Bedürfnisse vor Ort und die bisherige Mobilfunkversorgung anzuschauen: „Das Resultat ist der Celltower to go.“
Das sind die Vorteile
Die mobilen Container sind kompakt und flexibel. Sie können deshalb direkt am Ort des Geschehens aufgestellt werden – während bisherige Lösungen aufgrund ihrer Größe eher abseits des Geländes platziert werden mussten. Und mehr Nähe zu den Nutzerinnen und Nutzern bedeutet bessere Abdeckung, stabilere Verbindungen mit mehr Tempo. „Wir sind hier mit der Versorgung mittendrin, und nicht nur auf der Seite“, freut sich Stefan Keller. Die Mitnehm-Masten funken besonders schnell auf den Frequenzen LTE mit 2,6 GHz und 5G mit 3,6 GHz. Dabei sind die Reichweiten und die Ausdehnung zwar nicht besonders groß. Aber sie genügen auf solchen Veranstaltungen mit sehr konzentrierten Menschenmassen völlig. Die Anbindung ans Telekom-Netz ist flexibel, über Glasfaser oder Richtfunk – und sogar über eine Schnittstelle per Satellit wird nachgedacht. In der nächsten Generation des „Celltower to go“ kann die Antenne ihr Signal dann nicht mehr nur kreisförmig abstrahlen, sondern direkt in die gewünschte Richtung. Das macht das System dann noch flexibler. Denn so lassen sich Straßen sehr gezielt versorgen – oder auch Bahnstrecken und Autobahnen.
Das ist der Narrensprung
Der Narrensprung ist die traditionelle Bezeichnung für die Umzüge in der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Sie hat ihre Wurzeln zwar schon im 14. Jahrhundert. Aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts haben sich die Narren im Südwesten auf ihre Traditionen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Fastnacht besonnen, die sie wesentlich intensiver pflegen als der rheinische Karneval. Telekom-Mitarbeiter Claus-Dieter Baur ist seit 30 Jahren bei der Plätzlerzunft Weingarten aktiv. Er ist Profi in Sachen „Breisgau“ - „Ofaloch“ – dem Ruf, bei dem die Narren auf die Umstehenden zuspringen. Daher der Name „Narrensprung“. Und er weiß auch, woher die typischen Kostüme mit ihren Tausenden von Filzflicken stammen, die im Schwarzwald gar nicht Kostüme heißen, sondern „Häs“: „Das kommt aus alten Zeiten, als die Leute noch ganz arm waren. Da haben sie sich Kostüme oder Klamotten aus Lumpen gemacht. Was sie gefunden haben, haben sie zusammengenäht.“ Heute kümmern sich Schneiderinnen und Schneider um die Narrenhäs, die oft ein Leben lang getragen und sogar über Generationen vererbt werden.
Die Arbeiten in Weingarten
Rechtzeitig vor dem Narrensprung läuft der Aufbau der drei Container mit Hilfe der Stadtwerke Weingarten zunächst problemlos. Und wo keine Stromversorgung zur Verfügung steht, hilft ein Notstromaggregat. Doch dann gibt es Probleme: Der erste Versuch einer Einbindung der mobilen Masten in die Telekom-Systeme bringt so viele Fehlermeldungen, dass das Projekt zeitweise sogar auf der Kippe steht. Denn die neuen Funkzellen müssen ins Netz integriert werden – ein Vorgang, bei dem ein Standort in mindestens fünf verschiedene Datenbanken und Systeme eingetragen werden muss. Hier sorgen besondere Standorte für besondere Herausforderungen. Erst durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von zehn Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen der Telekom-Technik gelingt es schließlich doch noch, die Stationen rechtzeitig ins Netz zu bringen und das Projekt zu retten.
Die Narren springen, die Daten fließen
Am Sonntag, den 21. Januar 2024, ist der halbe Schwarzwald beim Narrensprung in Weingarten auf den Beinen. Über 10.000 Hästrägerinnen und Hästräger ziehen beim urwüchsigen Spektakel durch die Straßen, bejubelt und bestaunt von tausenden Zuschauern. Und die freudigen Gesichter hinter den Masken der Teufel und Hexen lassen sich nur erahnen. Denn der Mobilfunk funkt, die Fotos und Videos landen tausendfach auf Instagram oder TikTok. Und das Tempo der Daten wird nicht einmal von den Karbatschen übertroffen, den Peitschen der Narren, die an der Spitze mit Schallgeschwindigkeit knallen. Die 320 Megabit pro Sekunde, für die die mobilen Masten der Telekom an den drei narrischen Tagen sorgen, können sich sehen lassen. Nachträgliche Auswertungen ergeben, dass über die Stationen enorm viel Traffic gelaufen ist, der dazu beigetragen hat, dass das Netz in Weingarten trotz des Besucheransturms stabil geblieben ist. Vielleicht können die Narren im Schwarzwald der Deutschen Telekom einen ganz neuen Gruß widmen: „Humba humba T-Tärä!“