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Lena Raschke

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Herrenchiemsee hat keinen Mobilfunk für den Kini

Es ist einer der Touristen-Hotspots in Bayern. Doch Besucher merken: Der Upload von Selfies geht nur langsam. Warum es hier keinen schnellen Mobilfunk gibt.

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Schloss Herrenchiemsee

Überhöhte Immobilienpreise in Oberbayern - das war schon im 19. Jahrhundert ein problematisches Thema. Sagenhafte 16,6 Millionen Mark sollte der Bau von Schloss Herrenchiemsee auf der Herreninsel im Chiemsee kosten, nach heutiger Rechnung rund 180 Millionen Euro. Das war mehr als für die Schlösser Neuschwanstein und Linderhof zusammen.

Weil der Bauherr, Bayerns Märchenkönig Ludwig II., damit an den Rand des Bankrotts geriet, sollen die explodierenden Baukosten für seine verkleinerte Version von Schloss Versailles entscheidend zur Absetzung des "Kini" und zu seinem mysteriösen Tod im Starnberger See 1886 beigetragen haben.

Aus heutiger Sicht hat sich der Bau aber mehr als gelohnt. Mit knapp 400.000 Besuchern pro Jahr ist Schloss Herrenchiemsee eine der größten bayerischen Touristenattraktionen. Der Herreninsel fehlt es weder an Pomp, noch an Luxus und Pracht - dafür aber an zeitgemäßem Mobilfunkempfang für die vielen Besucher aus aller Welt. Wir verraten, warum das so ist.

Das High-Tech-Schloss

Ludwig II. war keineswegs der vergeistigte und entrückte Märchen-Kini, als der er heute oft dargestellt wird. Ganz im Gegenteil: Der Ober-Bayer war großer Freund moderner Technik. Sein liebstes Spielzeug auf Schloss Herrenchiemsee, das er vor seinem Tod nur ein paar Tage bewohnen konnte, und das unvollendet blieb, war das "Tischlein deck dich". Besucher bestaunen die geniale Konstruktion noch heute.

Der königliche Tisch im Speisezimmer ließ sich dabei einschließlich Fußboden eine Etage nach unten kurbeln. Dort deckte die Dienerschaft den Tisch ein, der dann mit allen Delikatessen wieder hoch zu Ludwig II. gehievt wurde - der so nicht von lästigen Kellnern in seiner königlichen Privatsphäre gestört wurde. High Tech, zumindest für damalige Verhältnisse, waren auch der Rumfordherd in der Küche, dessen Grillspieß sich je nach Hitze automatisch schneller drehte, und die "Calorifère-Heizung" des Schlosses, die die Räume über Luftkanäle beheizte und die Luft befeuchtete.

Der Kini hatte schon Telefon

Kein Anschluss unter dieser Nummer? Das galt nicht für den technikbegeisterten König. Nachdem sich ab 1877 das Telefon auch in Deutschland verbreitete, wollte Ludwig II. die neumodische Erfindung auch in seinen Schlössern nutzen. Er ließ in der dritten und vierten Etage von Schloss Neuschwanstein Telefonanschlüsse einbauen - über die er, mangels weiterer Leitungen, aber nur mit dem nahegelegenen Schloss Hohenschwangau parlieren konnte.

Schloss Herrenchiemsee soll es zu Lebzeiten des Königs dagegen zu keinem Telefonanschluss gebracht haben. Und nur so viel vorweg: Das Kommunikationsdefizit auf der Herreninsel hält bis heute an.

Mobilfunk am Chiemsee: Das Problem

Obwohl die Herreninsel - die so heißt, weil sich dort einst ein Herrenkloster befand - mit rund 238 Hektar die weitaus größte der drei Chiemsee-Inseln ist, wohnen dort nur wenige Menschen das ganze Jahr über. Angeblich sind es 22 ständige Einwohner. Für sie würde sich eine leistungsfähige und schnelle Mobilfunkversorgung wirtschaftlich wohl nicht lohnen - für knapp 400.000 Gäste pro Jahr dagegen schon.

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Der Mobilfunkstandort auf dem Festland

Bisher wird der touristische Hotspot vom Land aus mit Mobilfunk versorgt. Für die Nebensaison reicht das aus. Wenn sich in der Hochsaison aber Tausende Menschen gleichzeitig auf der Insel tummeln, und Fotos und Videos des prächtigen Schlosses auf Instagram und YouTube einstellen, stößt das Netz immer öfter an seine Grenzen. Und die Wartezeiten beim Surfen werden von Jahr zu Jahr länger. Deshalb sucht die Deutsche Telekom schon seit Längerem nach einer Lösung, um die Mobilfunkversorgung auf der Herreninsel zu verbessern.

Lösung 1: Die Antenne auf dem Schlossdach

Auch der Hausherr auf der Insel, die Bayerische Schlösserverwaltung, hat längst erkannt, dass die momentane Mobilfunkversorgung für diesen Touristenmagneten längst nicht mehr ausreicht. Vor zwei Jahren nahm die Behörde, die dem Bayerischen Finanzministerium untersteht, deshalb Kontakt mit der Telekom auf. Ziel: Schneller und stabiler Mobilfunk für das Märchenschloss und die Insel, der auch in Stoßzeiten nicht in die Knie geht. Verantwortlich für die Telekom war damals der kommunale Ansprechpartner Erwin Walch, der nach ersten Planungen und Begehungen ein positives Gefühl hatte: "Ich war eigentlich ganz zuversichtlich, dass wir eine schöne Lösung finden, die auch mit dem Denkmalschutz vereinbar ist."

Die ersten Pläne der Telekom sahen eine Mobilfunkantenne auf dem Dach des Schlosses vor, die so versteckt angebracht ist, dass sie das historische Ensemble nicht stört. Erwin Walch verrät, wie dieser kleine, so genannte Makro-Standort funktioniert hätte: "Dazu muss man wissen, dass das Schloss ja relativ groß ist. Und wenn man das im hinteren Bereich des Daches macht, wäre das an sich nicht mehr zu sehen gewesen, oder allenfalls marginal." Eine Begehung zeigte, dass geeignete Befestigungsmöglichkeiten vorhanden sind, und dass auf dem Dach auch schon eine größere Satellitenschüssel montiert ist, die das Gesamtbild ebenfalls nicht beeinträchtigt.

Schlussendlich erhielt die Telekom aber aus Denkmalschutzgründen eine Absage für diesen Plan, obwohl Ansprechpartner Walch bis heute überzeugt ist: "Aus meiner Sicht wäre das Ganze so unauffällig gewesen, dass jemandem, der nicht speziell danach sucht, diese Antenne überhaupt nicht aufgefallen wäre."

Lösung 2: Small Cells für die Herreninsel

Nachdem sich die Antenne auf dem Dach des Schlosses nicht realisieren ließ, hat die Telekom einen Alternativvorschlag eingereicht. Dabei sollten so genannte Small Cells auf der Insel verteilt werden. Das sind unauffällige Mobilfunkantennen in der Größe eines Schuhkartons, die sich an Hauswänden oder Laternenmasten befestigen lassen. Sie sorgen auch an zentralen Plätzen in Städten dafür, dass die Menschen schnell und mit guter Qualität im Internet surfen können.

Infografik Small Cells.

Infografik Small Cells.

Mehrere dieser Small Cells auf der Herreninsel sollten für ein leistungsfähiges Mobilfunknetz sorgen. Geplant waren unter anderem zwei dezente und kaum sichtbare Small Cells an der Schlossfassade, die den Hofbereich gut abgedeckt hätten. Weitere Zellen unter anderem im Wartebereich des Schlossinneren, am Biergarten der Insel und an der Schiffsanlegestelle sollten die meistfrequentierten Hotspots der Herreninsel versorgen. Eine Richtfunkverbindung vom kleinen alten Schloss aus hätte die Daten dann zur Gegenstelle nach Traunstein und von dort aus ins schnelle Glasfasernetz der Telekom geschickt.

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Hier am alten Schloss wäre die Richtfunkanbindung zu Festland angebracht worden.

Aber: Hätte hätte Small-Cell-Kette… Denn auch diesen Vorschlag lehnte die Schlösserverwaltung ab, mit Hinweis auf die laufende Bewerbung von Schloss Herrenchiemsee als Weltkulturerbe der UNESCO. Hierfür darf auf der Insel so wenig wie möglich verändert werden. Ob aus der Herreninsel damit eine Art Freilichtmuseum werden muss, ohne den behutsamen Einsatz moderner Technik - daran scheiden sich jetzt die Geister.

Der Deutschen Telekom sind derzeit jedenfalls die Hände gebunden. Und Gäste auf der Insel, die im kommenden Sommer zu den 13.656 Beiträgen, die unter dem Hashtag #Herrenchiemsee bereits auf Instagram zu finden sind, weitere Bilder und Videos hinzufügen wollen, werden wieder Geduld brauchen. Das "Tischlein deck dich" von König Ludwig II. bleibt damit vorerst das technologische Highlight auf der Herreninsel.

Weitere Impressionen und Zitate im Video

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Lena Raschke

Lena Raschke

Pressesprecherin und Telekom Bloggerin

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