Kugelmarker - was die bunten Bälle beim Breitbandausbau bedeuten
In manchen Baugruben wird ein bunter Ball versteckt. Das sind die sogenannten Kugelmarker. Wozu sie gut sind und was in ihnen steckt, zeigen wir hier.
Das wäre eine prima Frage für Günther Jauchs "Wer wird Millionär", Preislage um die 125.000 Euro: Was ist ein Kugelmarker? A) Ein neuartiger Mix aus Kugelschreiber und Textmarker, B) Ein Trainingsgerät beim Handball, um die Treffsicherheit zu verbessern oder C) Ein exotischer Kugelfisch, der nur vor der Küste Japans vorkommt und dort als Spezialität verspeist wird?
Leider sind diese drei Antworten alle falsch. Denn korrekt ist Antwort D: Der Kugelmarker ist ein kleines Gerät, das beim Breitbandausbau verwendet wird, um Kabel und bestimmte Stellen in Baugruben der Deutschen Telekom später wieder zu finden.
Wir verraten, was so ein Kugelmarker alles kann, und warum er eine richtig runde Sache ist.
Das ist ein Kugelmarker
Der Kugelmarker ist ein farbiger Plastikball, mal orange, mal blau oder grün, mit ein klein wenig Technik im Inneren. Auf den ersten Blick erinnert er an eine Bocciakugel, und ist mit knapp elf Zentimetern Durchmesser auch ähnlich groß - aber mit 350 Gramm deutlich leichter.
Sein natürliches Vorkommen ist nicht die japanische Tiefsee, sondern die deutsche Baugrube. Hier legen ihn die Bauarbeiter neben Kabel, neben Muffen, Hausabzweiger oder andere wichtige Stellen, die später beim Ausbau oder bei Reparaturen eventuell wiedergefunden werden müssen.
Wenn die Arbeiten beendet sind, bleiben die Kugelmarker im Erdreich, die Baugrube wird aufgefüllt und die Oberfläche wiederhergestellt. Die Marker gehen dann sozusagen in den Tiefschlaf - bis sie eines Tages gebraucht werden.
Das kann der Kugelmarker
Dafür, dass ein Kugelmarker nur rund zehn Euro kostet, ist er ein enorm hilfreiches Gerät. Wenn eine Baugrube wieder geöffnet werden muss, weil etwa eine Leitung beschädigt oder eine neue Hausabzweigung erforderlich ist, schickt von der Oberfläche aus ein EMS-Suchgerät (Electronic Marker System) ein Signal nach unten ins Erdreich. Dann erwacht der Kugelmarker, und schickt das Signal aus bis zu 1,50 Meter Tiefe zurück nach oben.
So lässt sich die gesuchte Stelle, neben der der Kugelmarker liegt, exakt lokalisieren - und die Bauarbeiter wissen dann genau, wo sie graben müssen.
So funktioniert der Kugelmarker
Selbst erfahrene Monteure und Breitbandspezialisten der Telekom wissen in aller Regel nicht, was genau sich im Inneren eines Kugelmarkers befindet. Denn ein Öffnen des geheimnisvollen Breitband-Balls ist nicht vorgesehen. Das funktioniert nur - wie in unserem Versuch - mit sanfter Gewalt, mit einem Bohrer, einem Seitenschneider und einer Säge.
Nach dem Aufbohren lässt sich zunächst die Flüssigkeit ausschütten, die sich (ähnlich wie bei billigen Bocciakugeln) im Inneren des Kugelmarkers befindet. Sie besteht aus einem unschädlichen und biologisch abbaubaren Mix aus Wasser und Propylenglycol, der bis zu minus 20 Grad frostsicher ist.
Im Wasserbad schwimmt die eigentliche Technik des Kugelmarkers - die durch das Wasser immer horizontal ausgerichtet ist, egal, wie der Ball im Erdreich liegt. Wer den nützlichen Ball komplett öffnet, findet darin, gut geschützt vor der Flüssigkeit, eine Art Puck mit einer Spule und einem Kondensator, die elektrische Schwingungen ausführen können.
Das bedeutet: Dieser Schwingkreis wird nur durch die bestimmte Frequenz des Suchgeräts aktiviert und sendet dann das Suchsignal zurück. Ansonsten ist der Marker inaktiv, verbraucht keinen Strom - und kann so jahrzehntelang in der Baugrube ausharren, bis er gebraucht wird. Experten sprechen deshalb auch vom "passiven Kugelmarker".
Hersteller 3M ist übrigens Spezialist für Markierungen aller Art. Die Post-its sind ebenfalls ein Produkt des US-Unternehmens. Aber nach den berühmten gelben Notizzetteln zu fragen, wäre selbst für 500 Euro bei "Wer wird Millionär?" viel zu einfach.