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Stephan Pesch

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Warum Investitionen in doppelte Glasfasernetze KEIN „volkswirtschaftlicher Unsinn“ sind!

Glasfaser für ganz Deutschland bis 2030 ist das politische Ziel. Viele Unternehmen sind beim Ausbau aktiv. Ein paralleler Ausbau durch zwei oder mehr Unternehmen, der sogenannte „Überbau“, kann dabei vereinzelt vorkommen, schadet Deutschland aber nicht. Im Gegenteil: ein solch doppelter Ausbau kann sogar volkswirtschaftlich sehr nützlich sein.

Glasfaserausbau

Warum Investitionen in doppelte Glasfasernetze KEIN „volkswirtschaftlicher Unsinn“ sind! © Deutsche Telekom

In der aktuellen Debatte zum Glasfaserausbau in Deutschland ist immer wieder zu hören, dass es „volkswirtschaftlich unsinnig“ und „Ressourcenverschwendung“ bzw. „nicht nachhaltig“ sei, wenn mehr als ein Unternehmen in einem Gebiet Glasfaserleitungen verlege. Niemand brauche zwei Glasfaseranschlüsse, wird von den Konkurrenten der Telekom argumentiert. Und: Wettbewerb „verunsichere“ den Verbraucher und könne dazu führen, dass man sich ganz gegen einen Glasfaseranschluss entscheide.

Infrastruktur-Wettbewerb ist ein erwünschter Zustand

Bemerkenswert dabei ist, dass es meist bei nicht belegten Behauptungen bleibt und eine ökonomische Begründung nicht mitgeliefert wird. Eine solche Begründung fällt auch schwer. Heute schon sind parallele Netze in der Telekommunikation Normalität und keiner käme auf die Idee, die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Breitbandanbietern wie Telekom, Kabelnetzbetreibern oder Stadtwerken als Unsinn oder schädlich zu bezeichnen. Breiter Konsens ist: Dieser Wettbewerb ist die Errungenschaft der Liberalisierung der Telekommunikation und der Abschaffung des Fernmeldemonopols vor 25 Jahren. Dieser epochale Schritt hat eine einzigartige Investitionsdynamik und Wettbewerbsbelebung ausgelöst. Durch Preissenkungen, innovative Dienste und massive Netzinvestitionen haben Kundinnen und Kunden in ganz Deutschland und Europa profitiert. 

Deshalb beschreibt der gesamte europäische und deutsche Rechtsrahmen, dass der Wettbewerb paralleler Infrastrukturen in der Telekommunikation das Idealbild ist. Der „Überbau“ und das Nebeneinander verschiedener Netze und Technologien ist damit ein erwünschter Zustand. 

Auswahl, Preise und Qualität profitieren dank Wettbewerb

Die Monopolkommission betont in ihrem 13. Sektorgutachten zum Telekommunikationsmarkt das Leitbild des Infrastrukturwettbewerbs. Dieser könne die wettbewerbliche Dynamik erhöhen und Auswahl, Preise sowie Qualität nachhaltig verbessern. Ein Verbot des „Überbaus“ von Glasfasernetzen könne deshalb nicht zielführend sein. Zugleich merkt die Monopolkommission an, dass jetzt die Weichen dafür gestellt werden, dass sich im Glasfaserbereich stärker wettbewerbliche Märkte entwickeln können als dies aus historischen Gründen im Kupferbereich möglich war. 
Wer es ehrlich meint, darf für eine volkswirtschaftliche Betrachtung nicht nur auf die Kosten schauen, sondern muss selbstverständlich auch den Nutzen einbeziehen. Sonst wäre jede Investition in wettbewerbliche Strukturen und in alternative Angebote ökonomisch und auch im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit „unsinnig“. Dies ist erwiesenermaßen nicht der Fall und gilt erst recht nicht für eine so elementare Infrastruktur wie moderne Glasfasernetze. Der schlichte Gedanke „ein Netz reicht“ reicht hier eben nicht (genauso wenig wie z. B. im Verkehrsbereich). Im Ergebnis würde ein solcher Ansatz zu enormen Risiken und zu einer massiven Schwächung einer Volkswirtschaft führen.

Volkswirtschaftlicher Nutzen ergibt sich nicht in der Kurzfristbetrachtung

Was ist also der volkswirtschaftliche Sinn und Nutzen, wenn es in einem Gebiet mehrere Anbieter von Glasfaseranschlüssen gibt? Volkswirtschaftliche Bewertungen erfordern sorgfältige Abwägung der Kosten und Nutzen sowie eine Berücksichtigung der langfristigen Auswirkungen. Im Allgemeinen sind volkswirtschaftlich sinnvolle Handlungen darauf ausgerichtet, das Wohlstandsniveau und die Wettbewerbsfähigkeit einer Region oder Nation zu steigern oder aufrechtzuerhalten und die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern.
Obwohl Aufbau und Betrieb doppelter Glasfasernetze kurzfristig zusätzlichen Aufwand verursachen können, sind mittel- und langfristigen eindeutig positive Effekte zu erwarten. Leistungsfähige parallele Glasfasernetze tragen zur besseren Versorgung, Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit einer Volkswirtschaft bei und sind daher eine wichtige Investition in die Zukunft:

  • Wettbewerb, niedrigere Kosten und besserer Service: Das Vorhandensein von mehreren unabhängigen Glasfasernetzen führt zu niedrigeren Preisen und Entlastungen für private und gewerbliche Endverbraucher, da die Anbieter gezwungen sind, wettbewerbsfähige Tarife anzubieten. Auch beim Service und bei zusätzlichen Angeboten befinden sich die verschiedenen Netzbetreiber im Leistungswettstreit, der zu differenzierten und besseren Ergebnissen für Kundinnen und Kunden führt als im Fall nur eines einzigen Anbieters. Im Übrigen profitieren auch netzunabhängige Service Provider vom Infrastrukturwettbewerb, weil auch sie mehr Optionen für den Netzzugang und ihre Geschäftsmodelle haben. 
  • Investitionen: Der Wettbewerb ist Motor des Glasfaserausbaus und damit der wesentliche Treiber von Investitionen in eine zukunftssichere digitale Infrastruktur. Nach Angaben der Bundesnetzagentur in ihrem Tätigkeitsbericht 2022/2023 übertrafen die Investitionen in Sachanlagen auf dem Telekommunikationsmarkt im Jahr 2022 mit 13,4 Mrd. Euro den Wert des Vorjahres um 1,9 Mrd. Euro (+17 Prozent). Der Glasfaserausbau schreite in großen Schritten voran. Die Zahl der mit einem FTTH/B-Anschluss versorgten bzw. unmittelbar erreichbaren Endkunden konnte laut Bundesnetzagentur – ausgehend von 7,5 Mio. Mitte 2021 – innerhalb von zwei Jahren verdoppelt werden. Dieses hohe Tempo ist dem marktwirtschaftlichen Ausbauwettbewerb der investierenden Unternehmen zu verdanken.
  • Innovationsförderung: Konkurrenz und Vielfalt in der Infrastruktur fördern Innovationen. Unternehmen, die um Kunden konkurrieren, sind motiviert, in neue Technologien und Dienstleistungen zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies führt zu technologischem Fortschritt, zu einer breiteren Palette von Dienstleistungen und besserem Service.
  • Zukunftssicherheit: Parallele Glasfasernetze bieten mehr Flexibilität für absehbare aber auch noch nicht absehbare zukünftige Erweiterungen und Technologie-Upgrades. Neue Technologien und Anwendungen erfordern oft zusätzliche Bandbreite und Kapazität, die durch parallele Netzwerke leichter bereitgestellt werden können. 
  • Nachhaltigkeit: Energieverbrauch und CO2-Emissionen von parallelen Netzen mögen kurz-/mittelfristig aus ökologischer Sicht nachteilig bewertet werden gegenüber dem Betrieb eines einzigen Netzes. Zu bedenken ist jedoch, dass parallele Glasfasernetze die Ausnahme sind und bleiben werden. Das „Ressourceneinsparpotenzial“ durch etwaige „Überbauverbote“ wäre entsprechend gering. Langfristig gesehen jedoch ist der Infrastrukturwettbewerb der beste Garant für dynamische Effizienzgewinne, insbesondere auch im Bereich der Energieeffizienz, und die schnelle Marktdurchdringung entsprechender Innovationen. Infrastrukturwettbewerb und Nachhaltigkeit stehen somit gerade nicht in einem Zielkonflikt. 
  • Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Leistungsstarke, redundante Glasfasernetze sind ein wichtiger Faktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität eines Landes. Es erhöht die Attraktivität für Unternehmen, die auf zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur angewiesen sind, und trägt dazu bei, dass sich ein Land als attraktiver Standort für Investitionen etabliert.
  • Wirtschaftswachstum und Beschäftigung: Der Ausbau und der Betrieb von doppelten Glasfasernetzen erfordern Investitionen und schaffen Arbeitsplätze in der Telekommunikations- und Baubranche. Dies trägt zum Wirtschaftswachstum bei und hat positive Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation.
  • Erhöhte Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit: Die Existenz von zwei oder mehreren unabhängigen Glasfasernetzen ermöglicht eine erhöhte Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit. Im Falle von Störungen, Beschädigungen oder technischen Problemen in einem Netzwerk besteht die Option, den Datenverkehr auf ein anderes Netzwerk umzuleiten. Dies ist insbesondere wichtig für geschäftskritische Anwendungen, wie Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Energieversorgung und Notfalldienste.
  • Katastrophenvorsorge: Doppelte Glasfasernetze können in Katastrophensituationen von hohem Wert sein. Sie ermöglichen die Aufrechterhaltung der Kommunikation und die Koordination von Rettungsdiensten in Zeiten von Naturkatastrophen, Unfällen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen.

Also: Volkswirtschaftlich sind Investitionen in parallele Glasfasernetze alles andere als „Unsinn“. Sie sind notwendig, weitsichtig, politisch unterstützenswert und dienen letztlich auch dem Abbau von Regulierungsbürokratie. Es wäre nicht nachvollziehbar und äußerst fahrlässig, wenn man die Telekom als bundesweitem, flächendeckenden Anbieter daran hindern würde, ihr Netz zu modernisieren und Haushalte und Unternehmen mit der besten Technologie zu versorgen. Beim FTTH-Ausbau der Telekom decken sich betriebs- und volkswirtschaftliche Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit. 

Fest steht jedenfalls, dass der Volkswirtschaft nicht gedient ist, wenn Wettbewerber auf lokaler Ebene und aus rein betriebswirtschaftlichem Interesse den Markt abschotten, Wettbewerb verhindern und alleiniger Anbieter von Glasfaserinfrastruktur sein wollen. Das Abschöpfen von Monopolrenditen und fehlender Leistungs- und Innovationswettbewerb sollte nicht das Zukunftsmodell für die Telekommunikation in Deutschland sein. 

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