Grenzgenial: Schnelleres LTE für mehr als 760.000 deutsche Haushalte
Die Versorgung an der Grenze von Deutschland zu anderen Staaten, war bisher schwierig. Jetzt bekommen Tausende Haushalte auf einen Schlag LTE. Doch warum jetzt?
Grenzgenial - dieses Wort steht im allgemeinen Sprachgebrauch für "richtig clever" oder "in sich schlüssig". Es passt aber auch zu einer wichtigen Verbesserung, die die Telekom jetzt in ihrem Mobilfunknetz eingeführt hat: Mehr als 760.000 Haushalte, die an den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland zu ihren Nachbarländern liegen, bekommen dadurch erstmals mit maximaler Geschwindigkeit Zugang zum LTE-Netz.
"Bis dato stand dort nur LTE Light zur Verfügung", erklärt Walter Goldenits, Technik-Geschäftsführer der Deutschen Telekom. Nun konnte diese Leistungsbremse endlich gelöst werden.
Wir beantworten die fünf wichtigsten Fragen zur Umstellung an den deutschen Grenzen.
1. Warum war der Mobilfunk in Grenznähe bisher langsamer?
Das lag an Auflagen der Bundesnetzagentur. Bisher durften deutsche Provider in Grenznähe das Potenzial ihrer Mobilfunkantennen nicht komplett ausschöpfen. Dadurch sollte verhindert werden, dass zu starke Signale die Funknetze in den Nachbarländern stören. Diese Drosselung hat den Mobilfunk in den Grenzregionen verlangsamt und den Empfang verschlechtert.
Die Haftung, dass Netze zum Beispiel in Österreich, Belgien, Frankreich oder Dänemark nicht gestört werden, lag bisher bei der Bundesnetzagentur. Das hat sich jetzt geändert. Ab sofort haften die Netzbetreiber selbst für mögliche Probleme. Und deshalb, so Technikchef Goldenits, "sind wir nun in der Lage, unseren Kunden das beste LTE-Netz zur Verfügung zu stellen".
2. Gibt es nun womöglich Ärger mit unseren Nachbarn?
Nein, die Telekom geht zwar quasi "an die Grenzen". Aber sie achtet dabei sorgfältig darauf, dass sie den Funknetzen in unseren Nachbarländern auch weiterhin nicht ins Gehege kommt. Moderne Netzplanung und exakte Steuerung der Sendeanlagen ermöglichen das, obwohl die über 500 Anlagen in Grenznähe nun mit den gleichen Leistungsparametern funken wie an allen anderen deutschen Standorten.
"Wir werden die neue Regelung mit Augenmaß, aber offensiv nutzen", erklärt Walter Goldenits. Er weiß, was die Umstellung für die mehr als 760.000 Haushalte in den grenznahen Regionen bedeutet: "In den vergangenen Jahren war es in etwa so, als würde man mit angezogener Handbremse fahren. Das ist nun endlich vorbei."
3. Welche Bundesländer profitieren von der Neuerung?
Freuen können sich tatsächlich Telekom-Kunden in allen zehn Bundesländern mit Grenzen zu Nachbarstaaten. Konkret sind das:
- Baden-Württemberg: 90.000 Haushalte
- Bayern: 50.000 Haushalte
- Brandenburg: 39.000 Haushalte
- Mecklenburg-Vorpommern: 82.000 Haushalte
- Niedersachen: 88.000 Haushalte
- Nordrhein-Westfalen: 92.000 Haushalte
- Rheinland-Pfalz: 61.000 Haushalte
- Saarland: 33.000 Haushalte
- Sachsen: 69.000 Haushalte
- Schleswig-Holstein: 160.000 Haushalte
4. Muss nun jeder einzelne Funkmast neu konfiguriert werden?
Nein, solche Umstellungen erledigt die Telekom zentral in ihren Netzmanagement Centern in Bamberg, Bonn, Stuttgart und Frankfurt. In den so genannten NMC steuern und beaufsichtigen rund 500 Mitarbeiter rund um die Uhr im Drei-Schicht-Dienst die Telekom-Netze. "Hier überwachen wir das gesamte Netz, und aktivieren unsere Dienste", verrät Technikchef Goldenits zum Start dieser wichtigen Änderung im deutschen Mobilfunknetz.
5. Ansonsten bleibt an den Grenzen alles beim Alten?
Nein, über die Abschaffung der "LTE-Bremse" hinaus setzt die Telekom zusätzliche Maßnahmen um, die die Mobilfunkversorgung in Grenznähe weiter verbessern. Sie rüstet in den nächsten Monaten rund 260 Standorte entlang der deutschen Außengrenzen erstmals mit LTE aus. Und sie baut weitere Mobilfunkstandorte auf, um LTE-Lücken entlang der Grenzen zu schließen. "Das bringt für 285.000 Haushalte erstmalig Zugang zum LTE-Netz der Telekom", verrät Technik-Geschäftsführer Walter Goldenits.
Außerdem ermöglicht die Deutsche Telekom zusammen mit ihren Landesgesellschaften in Polen, Tschechien, Österreich und in den Niederlanden seit Sommer 2019 erstmals unterbrechungsfreie Telefonate bei der Grenzüberquerung. Zu diesem Thema laufen auch Gespräche mit Anbietern aus anderen angrenzenden Ländern. Wie gesagt: All diese Maßnahmen sind richtig clever, in sich schlüssig - und quasi grenzgenial.
Mehr zum Thema LTE in Grenznähe gibt's im Podcast.
Weitere Infos im Video:
Grenzfälle am Hochrhein - Mobilfunk zwischen Deutschland und Schweiz
Dort, wo der Rhein die Grenze zur Schweiz bildet, wird die Mobilfunk-Versorgung zur Herausforderung. Warum, und wie die Telekom das löst, steht hier.