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Markus Jodl

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Der neue Telekom-Technik-Chef: So bauen wir Zukunft (1)

Er ist der neue „Mister Netz“ bei der Deutschen Telekom. Seit 1. Januar 2023 ist Dr. Abdurazak Mudesir, den im Unternehmen alle nur „Abdu“ nennen, als Technik-Chef verantwortlich für Betrieb und Ausbau von Festnetz und Mobilfunk bei der Telekom. Er hat Computerwissenschaft und Elektrotechnik an der International University Bremen studiert und dort 2010 promoviert.

Vor der Übernahme seiner neuen Aufgabe als Chief Technology Officer (CTO) war Abdurazak Mudesir bei der Telekom für den Bereich Group Technology verantwortlich, also für die Technik im weltweiten Konzern. Er hat als Technik-Chef die Nachfolge von Walter Goldenits angetreten, unter dessen Führung seit 2017 die Deutsche Telekom mit 5G den schnellsten Start eines Mobilfunkstandards hingelegt hat, den es in Deutschland je gab.

Ebenso wie sein Vorgänger beantwortet „Abdu“ Mudesir im Rahmen der Aktion „Das Netz fragt den Technik-Chef“ alle nur denkbaren Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer, der Kundinnen und Kunden, rund um die Technik der Deutschen Telekom. Los geht’s mit Teil 1 rund um Festnetz, Glasfaser und Internet. In Teil 2 steht dann der Mobilfunk im Mittelpunkt.

Wie sieht es bei der Deutschen Telekom mit XGS-PON aus? Dabei geht es um symmetrische Anschlüsse mit bis zu 10 Gigabit, bei denen Download und Upload praktisch gleich schnell sind.

Abdurazak Mudesir: „Heute setzen wir grundsätzlich auf G-PON. Das sind die Anschlüsse mit bis zu 2,5 Gigabit pro Sekunde. Teilweise setzen wir auch XGS-PON ein, vor allem in geförderten Gebieten. Für ein breiteres Ausrollen brauchen wir Zeit. Aber es ist auch ein Mischbetrieb möglich. Das heißt, wenn wir von G-PON auf XGS-PON gehen möchten, müssen wir teilweise nur ein ganz kleines Teil, ein sogenanntes SFP-Modul, austauschen.“

Die Abkürzung steht für Small Form-factor Pluggable, also für ein kleines, standardisiertes Modul für Netzwerkverbindungen. Ist dieser Mischbetrieb auch dann möglich, wenn sich unterschiedliche Geräte in einer Zelle befinden?

Abdurazak Mudesir: „Ja, auf jeden Fall, wenn wir den OLT, den optischen Linien-Abschluss, in der Betriebsstelle haben. Der große Unterschied ist dann dieser SFP-Connector, der nur ungefähr so groß ist wie ein USB-Stick. Den müssen wir austauschen. Das gibt uns die Möglichkeit, sowohl G-PON als auch XGS-PON in Mischgebieten zu betreiben.“

Wie sieht es mit dem Pilotprojekt „WTTH“ aus, also „Wireless to the Home“? Sprich: Drahtlose Verbindungen statt Glasfaser. Wie ist es mit dem Projekt weitergegangen?

Abdurazak Mudesir: „Das war ein sehr schönes Projekt. Ich glaube, das war 2019. WTTH war damals ein globales Phänomen, weil uns die Nutzung dieser hohen Frequenz von 60 GHz im Festnetz geholfen hat, richtig große Bandbreiten zu realisieren. Das war super. Allerdings erfordert das eine sogenannte ‚Line of Sight‘. Die Antennen müssen sich also direkt sehen können. Wenn ein Baum oder ein anderes Hindernis dazwischen steht, bekommt man keine Verbindung. Deswegen hat das damals nicht geklappt. Wir beobachten, wie sich das jetzt entwickelt. Es gibt in dieser Richtung einige Innovationen. Aber im Moment haben wir das eingestellt.“

Was passiert eigentlich mit dem Kupferkabel in der Erde oder in den Häusern, wenn ein Gebiet komplett mit Glasfaser ausgebaut wurde?

Abdurazak Mudesir: „Grundsätzlich wird dann das alte Kupferkabel geborgen und wiederverwertet – wenn es denn rentabel ist. Wenn es zu viel Aufwand ist, das Kabel auszugraben und zu entnehmen, lassen wir es liegen. Aber Priorität hat die Wiederverwertung.“

Unternehmenssprecher Markus Jodl (l.) und Georg von Wagner im Gespräch mit Technik-Chef Abdurazak Mudesir.

Unternehmenssprecher Markus Jodl (l.) und Georg von Wagner (m.) im Gespräch mit Technik-Chef Abdurazak Mudesir (r.).

Ziel der Bundesregierung ist, dass 2030 jeder Haushalt in Deutschland einen Glasfaseranschluss bekommen kann, wenn er das möchte. Gibt es bei der Deutschen Telekom einen Zeitplan für die Abschaltung des Kupfernetzes?

Abdurazak Mudesir: „Im Moment haben wir keinen konkreten Zeitplan, wann wir das Kupfernetz abschalten. Und dafür gibt es auch gute Gründe. Denn hier müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein, auch regulatorischer Art von der Bundesnetzagentur. Aber wichtig ist uns vor allem, dass wir unsere Kunden dabei mitnehmen. Glasfaser ist die Zukunft, und wir bauen Zukunft. Aber wir wollen auch sicherstellen, dass wir überall Glasfaser haben, bevor wir das Kupfernetz abschalten.“

Wird es irgendwann einen einzigen Stichtag für die Abschaltung des Kupfernetzes geben?

Abdurazak Mudesir: „Nein, diese Abschaltung wird nicht als Big Bang von heute auf morgen passieren. Wir machen das Stück für Stück. Und wie machen wir das? Wir fangen jetzt schon damit an. Wenn wir ein Gebiet haben, in dem sehr viel Glasfaser gebaut ist, dann nehmen wir Linekarten, also quasi Netzwerkkarten für die Kupferanschlüsse, außer Betrieb. So sparen wir auch Strom. Das ist gut und nachhaltig. Erst, wenn das Gebiet komplett mit Glasfaser ausgebaut ist, schalten wir Kupfer dort ab.“

Können Kunden oder Interessenten eigentlich irgendwo sehen, wann die Telekom bei ihnen zu Hause ausbauen wird? Denn momentan bekommt man im Netz, wenn man unter https://glasfaser.telekom.de seine Adresse eingibt, maximal eine Vorschau für rund drei Monate.

Abdurazak Mudesir: „Das ist richtig, dort gibt es die Planungen für drei Monate zu sehen. Das hat auch einen guten Grund, weil wir so zuverlässig wie möglich sein wollen. Natürlich haben wir einen Plan für die nächsten fünf Jahre, wie wir ausbauen wollen. Aber wenn wir das jetzt ins Internet stellen und der Kunde sieht, dass er nächstes Jahr drankommt – dann ist er enttäuscht, wenn sich die Planungen ändern.“

Können Kunden oder Interessenten die Telekom ein Stück weit „anstupsen“, damit es am eigenen Ort schneller geht?

Abdurazak Mudesir: „Zunächst einmal sollten Kunden uns ihr Interesse melden. Das hilft uns bei den Planungen, wenn wir wissen, dass ein Gebiet wirtschaftlich sinnvoll versorgt werden kann. Wenn wir viele Interessenten in einem Gebiet haben, kann das auch dabei helfen, dass wir öffentliche Förderungen für den Ausbau erhalten. Wir bauen im Moment viel mehr als alle Wettbewerber zusammen, wir kommen fast in jedes Gebiet. Und das Beste, was Kunden und Interessenten dabei tun können, ist es, sich bei uns im Internet zu melden und zu registrieren.“

Dabei kann man auch die Nachbarn gleich mit ins Boot nehmen, die sich dann ebenfalls registrieren sollten.

Abdurazak Mudesir: „Genau, dann erreicht man die kritische Masse schneller.“

Gibt es denn in Sachen Festnetz in den nächsten Jahren Innovationen, auf die sich die Kunden der Deutschen Telekom freuen können?

Abdurazak Mudesir: „Wir sind gerade am Anfang, wir sind am Bauen. Wir bauen das ganze Festnetz. Und da sage ich mal, haben wir eine große Möglichkeit, in allen Bereichen Innovationen voranzutreiben. Da geht es zum Beispiel um die Frage, wie wir bauen. Dabei hilft uns Künstliche Intelligenz, noch schneller zu planen und den Ausbau dann auch schneller zu realisieren. Ein anderer Schritt ist XGS-PON, das wir schon angesprochen haben. Da sind wir am Anfang. Hier wird mehr und mehr kommen. Aber es geht nicht nur darum, noch höhere Bandbreiten anzubieten. Auch in der Frage, wie wir bauen, wird es viel Innovation geben.“

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Georg von Wagner

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