„Was stimmt nicht mit unseren Daten?“ Women in AI auf der Startupnight
Maschinen lernen von Menschen und übernehmen deren Denk- und Handlungsweisen. Doch die Maschinen werden nur von einem Teil der Bevölkerung programmiert, da Frauen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI)-Entwicklung unterrepräsentiert sind. Auf dem Panel zum Thema „Women in AI“ auf der Startupnight 2018 wurde genau diese Problematik diskutiert.
„Was stimmt nicht mit unseren Daten?“ fragt Kenza Ait Si Abbou Lyadini, Senior Manager Robotics and Artificial Intelligence (AI) bei der Deutsche Telekom IT. Die Moderatorin des Panels ist im Vorstand des Dachverbands der Frauennetzwerke der Deutschen Telekom AG und bemerkt, dass obwohl sie objektiv sein müsste, die Ergebnisse von KI oftmals die Vorurteile der Menschen sogar verschärfen.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass mangelnde Diversität in der Entwicklung von KI-Systemen zu Diskriminierung, zum Beispiel im Recruiting oder Gesichtserkennungssoftware geführt hat. Suchmaschinen haben gut bezahlte Jobangebote nur Männern angezeigt.
„Unsere Technologie spiegelt die Gesellschaft wieder und daher ist künstliche Intelligenz genauso von Vorurteilen beeinflusst wie die Menschheit.“ erklärt Dr. Susann Wegner, Chief Data Officer der Deutschen Telekom. Sie will das Datengeschäft innerhalb der Deutschen Telekom weiter etablieren um es konzernweit zu skalieren. Frauenförderung in diesem Bereich liegt ihr persönlich sowie beruflich am Herzen.
Wer die künstliche Intelligenz programmiert, ist folglich ausschlaggebend für das Ergebnis. „Man kann das von Maschinen ja auch nicht erwarten, sie haben in diesem Sinne kein Bewusstsein. Machine Learning ist erstmal dafür da, dass Dinge schneller geschehen und unangenehme Dinge ersetzt werden können“, betont Claudia Pohlink, Head of AI bei den T-Labs. Deshalb ist für sie die neutrale Datenbereinigung und -aufbereitung essenziell für eine diversere Gestaltung von KI.
„Die meisten Data Scientists sind männlich und natürlich hat das Auswirkungen auf die Technologie.“ Um Frauen in diesem Bereich zu fördern, hat Karolina Attspondia die W-Lounge gegründet, eine Plattform die das Netzwerken von Technologie und Wirtschaft vor allem für Frauen ermöglicht.
Auch Elena Poughia, die Gründerin der Konferenz Data Natives, sieht Netzwerke und auch weibliche Vorbilder als einen wichtigen Treiber: „Man braucht mehr Frauen auf Konferenzen und auf der Bühne. Frauen müssen sehen, dass sie diese Dinge tun können und dass es viele unterschiedliche Wege gibt bei der Entwicklung der KI beizutragen.“
„Es ist ja auch traurig, dass die Programmierer es erst merken, dass etwas falsch läuft, wenn sie ein sexistisches oder rassistisches Monster geschaffen haben. Bis jetzt haben wir viele von den Männern in Kapuzenpullis, die diese Technologien programmieren und das wollen wir ändern.“ bemerkt Moderatorin Ait Si Abbou Lyadini. Auf dem Panel wurde daher auch der Frage nachgegangen, wie mehr Frauen für die Entwicklung von KI gewonnen werden können. Claudia Pohlink erklärte, dass vor allem Bildung von jungen Frauen und Mädchen wichtig ist. Jedoch solle man sie nicht in eine Richtung drängen, sondern der Freiraum zum Experimentieren sei essenziell für die Entwicklung, sodass sie aktiv an der Gestaltung teilnehmen und eine diverse, unserer Realität entsprechenden KI programmieren.
„Man kann alles beruflich machen und gleichzeitig in KI aktiv sein. Sie ist so vielfältig und wir brauchen auch Frauen mit Hintergründen in BWL, Kommunikation oder der Medizin, die zu den Entwicklungen beitragen“ erklärt Ait Si Abbou Lyadini. Auch Poughia fügt hinzu: „Ein geradliniger Lebenslauf wird immer unwichtiger. Wenn die Maschinen schneller und effektiver sind, wird Kreativität in Zukunft entscheidend sein.
Einen Freiraum zum Experimentieren wollen die „Women in AI“ nun schaffen. Am 15. und 16. November 2018 organisieren sie einen Hackathon, bei dem Frauen aus allen beruflichen Hintergründen eingeladen sind, gemeinsam zu experimentieren und KI-basierte Lösungen zu entwickeln. Das Event findet statt im Hubraum, Winterfeldtstraße 21, 10781 in Berlin, und wird gesponsert von der Deutschen Telekom.
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