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Björn Burghard

#tbar: Wie bei einem Telekom BarCamp Mitarbeiter zu Managern werden

Seit fast zehn Jahren treffen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telekom zu BarCamps: Arbeits- und Vernetzungstreffen, die Kollegen für Kollegen organisieren und umsetzen. Anders als bei traditionellen Konferenzen gilt hier die Devise: Die Teilnehmer wissen selbst am besten, welche Themen für sie wichtig sind und genau die werden dann auch besprochen. Aber wie funktioniert das und warum nutzt die Deutsche Telekom dieses Format?

Wie funktioniert ein Business BarCamp? 

Bisher gab es schon ganz unterschiedliche BarCamps im Konzern. Mal haben sich 30 Personen getroffen, mal waren es 500. Der thematische Rahmen kann eher eng gefasst sein (Apps für Wearables) oder auch ganz offen (Digitalisierung der Arbeitswelt). Es gibt jedoch ein paar Dinge, die jedes Telekom BarCamp auszeichnen.

  • Transparente Planung: Alle Mitarbeiter können in der Planungsphase online – bei kleineren Events auch live vor Ort – die Themensammlung ergänzen. So bieten sie selbst eine Session (30-45 minutigen Workshop) mit ihrem Thema für das BarCamp an und werden zu „Session-Ownern“.
  • Sessions finden meist parallel statt: Jeder Teilnehmer trifft die für sich passende Entscheidung, welche der Angebote er wahrnimmt und welche nicht.
  • Große Eigenverantwortung: Nicht nur die Wahl der passenden Sessions trifft jeder für sich. Es gilt zusätzlich das „Gesetz der zwei Füße“: Wenn ich nichts mehr lernen und nichts mehr beitragen kann, dann verlasse ich die Session, in der ich gerade bin, und gehe in eine andere.
  • Raum zum Netzwerken: Als Face-to-Face-Veranstaltung bietet das BarCamp ideale Voraussetzungen, sich mit Kollegen zu vernetzen, auch wenn die in ganz anderen Unternehmensbereichen arbeiten. Alle, die sich für das gleiche Themenfeld interessieren, treffen sich automatisch mit ihrem jeweiligen Fachwissen in derselben Session.

Kontrollierter Kontrollverlust: Die Inhalte kommen von den Teilnehmern, nicht von den Organisatoren

BarCamp: Gesetz der zwei Füße #tbar

Auf dem Telekom BarCamp gilt das "Gesetz der zwei Füße": Wenn ich nichts Werthaltiges mehr beitragen kann und nichts mehr lernen kann, lasse ich die Gruppe alleine weiterarbeiten und gehe in eine andere Session.

Anders als bei einer klassischen Konferenz steht das Organisations-Team vor der kulturellen Herausforderung die Kontrolle für die Inhalte komplett abzugeben. Nur wenn hier ein echter Freiraum für die Session-Inhalte entsteht, motiviert das Mitarbeiter, ihre Session- Vorschläge einzubringen. So kommen auch Stimmen zu Wort, die quer zum oder entgegen dem Mainstream diskutieren und es entsteht eine Atmosphäre, in der neue Ideen Raum bekommen. Außerdem können sich direkt Gleichgesinnte finden, die ein Vorhaben auch nach dem BarCamp weiterverfolgen wollen. Für Verantwortliche, die in ganz klassischen Konferenz- und Meeting-Kulturen groß geworden sind, ist das die größte Herausforderung: Den Mitarbeitern vertrauen, dass sie mit dem Freiraum im Sinne der BarCamp-Teilnehmer umgehen. Gleichzeitig ist das Loslassen erfolgskritisch, wenn man wirklich eine Veranstaltung umsetzen will, die gewohnte Bahnen verlässt und dadurch auch eine andere Art der Zusammenarbeit ermöglicht. Die BarCamp-Teilnehmer spiegeln das in ihrem Feedback regelmäßig wieder: „Hier herrscht ein ganz besonderer Spirit!“

Das Unternehmens- BarCamp als Lernort für die Arbeitswelt der Zukunft 

Das Format BarCamp dient ganz automatisch auf verschiedenen Ebenen als Ort für Lernerfahrungen. Im Vordergrund steht natürlich die fachliche Auseinandersetzung mit den Inhalten der Sessions. Darüber hinaus können aber weitere Fähigkeiten eingeübt werden, die relevant für die Arbeitswelt der Zukunft sind. Wenn ich ein Unternehmen vor Augen habe, in dem Teams in flachen Hierarchien mit viel Eigenverantwortung agieren, fallen mir beispielsweise folgende hilfreiche Skills ein:

  • Ownership für das eigene Thema übernehmen: Wer als Session-Owner ein Thema vorstellt, weiß nicht, wie viele Teilnehmer in die Session kommen und auch bis zum Ende bleiben. Ich muss mich schon sehr mit meinem Thema identifizieren, um mich dieser Herausforderung zu stellen. Und mein Eigenantrieb muss groß genug sein,  um mein Thema auch selbst einzubringen und vorzubereiten. Es gibt ja niemanden im Orga-Team, der mich als Referenten oder Speaker anfragen würde.
  • Entscheidungen fällen: Jeder Teilnehmer muss permanent Entscheidungen fällen: Welche Session besuche ich? Wie bringe ich mich in Diskussionen ein? Wann entscheide ich, ob ich lieber schnell in einen anderen Session Raum wechsele? Hier erlebe ich oft, dass mir das Vertrauen in die Kollegen und in die eigene Intuition weiterhelfen.
  • Verantwortung tragen: Die meisten Angestellten haben im Alltag einen Chef, der größere Entscheidungen „absegnet“. Oder Verantwortung wird an Experten übertragen, die faktenbasiert entscheiden. Bei einem BarCamp gibt es aber keine Trainingsabteilung, die auf Basis meiner Skills entscheidet, welche Sessions ich für eine besonders effiziente Lernerfahrung zu besuchen habe. Es gibt nur eine Person, die die Verantwortung für diese Entscheidungen trägt: Mein individueller BarCamp-Manager – den sehe ich jeden Tag im Spiegel.

Aktuell

Am 26.9.2017 findet das 14. Telekom BarCamp mit voraussichtlich 600 Teilnehmern und 50 verschiedenen Sessions in Bonn statt. Das Motto lautet: „Teilen Verbindet! Wirklich? Über Chancen, Risiken und Nebenwirkungen einer Kultur des Teilens.“ Tipp für alle, die ein wenig Telekom BarCamp-Luft schnuppern wollen: Erfahrungsgemäß teilen viele Teilnehmer ihre Eindrücke und Erkenntnisse direkt auf Twitter und Instagram.

Der Hashtag ist #tbar.

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