

Smart Metering und Datenschutz – wird der Verbraucher zum gläsernen Menschen?
Sie sollen durch die gezielte Steuerung des Energieverbrauchs das intelligente Energiemanagement der Zukunft einläuten und einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende beitragen: Smart Meter – die intelligenten Zähler.
Das können sie, indem sie dem Energieversorger entsprechende Informationen darüber liefern, wann, wo und wie viel Strom dezentral in die Netze fließt und wie viel Strom die Endverbraucher abnehmen. Und auch die profitieren. Die Kunden können nämlich endlich genau nachvollziehen, wie viel Strom sie verbrauchen und ihn genau dann nutzen, wenn er günstig ist. Dank der Smart Meter sehen die Energieversorger, wie viel Strom gerade verbraucht und erzeugt wird. Gibt es zu viel Strom, senden sie dann eine Tarifinformation mit einem günstigen Preis via Smart Connect an die Kunden und die Waschmaschine schaltet sich ein, wenn der Strompreis zum Beispiel unter 10 Cent pro kWh liegt.
Vorteile und Nutzen scheinen also auf der Hand zu liegen. Doch es gibt Datenschutz-Bedenken darüber, wie es mit der Privatsphäre aussieht, wenn der Stromverbrauch so detailliert festgehalten und an den Versorger übermittelt wird. Frank Rieger vom Chaos Computer Club forderte deshalb schon vergangenes Jahr, dass „Verbraucher selbst die Hoheit über die Daten haben". Werden Daten hingegen automatisch an die Stromkonzerne geliefert, entstünden große Datenbanken, die anhand des Stromverbrauchs genaue Auskunft über persönliche Verhaltensweisen geben.
Auch der Tagesspiegel berichtet darüber, „Was Smart Meter über uns verraten“ und bezieht sich auf Untersuchungen der FH Münster. Forscher hätten herausgefunden, dass die Verbrauchswerte eines Smart Meter Rückschlüsse darauf erlauben, wann „die Bewohner Kühlschrank, Herd, Wasserkocher, Durchlauferhitzer, Toaster, Lampen, Waschmaschine und Fernseher benutzt haben“. Dies will der Chaos Computer Club am 30.12. demonstrieren, indem er zeigt, wie er mit einem Stromzähler anhand von Stromdaten Fernsehprogramme erkennt und wie er die Daten auf dem Weg zum Rechenzentrum manipuliert.
Solche Ergebnisse lassen Forderungen nach neuen Datenschutzbestimmungen für Smart Metering lauter werden. Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, sieht darin aber kein Hindernis auf dem Weg zum intelligenten Energiemanagement. Für ihn müssen „Datenschutz, Datensicherheit und effiziente Energiesteuerung keine Gegensätze bilden“. Gesetzliche Weichen sind gestellt, die eine „enge Zweckbindung für sensible Verbrauchsdaten sowie verbindliche Standards für die Datensicherheit“ vorsehen.
Als Anbieter von Smart-Metering-Systemen setzt sich die Telekom mit der Datenschutzthematik intensiv auseinander. Die FH Münster und der Chaos Computer Club haben in ihren Untersuchungen die Schwachstellen einer Infrastruktur zum Stromzählen ausgelotet. Die Ergebnisse lassen sich allerdings nicht einfach auf alle Anbieter übertragen. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, wollen wir einen Einblick geben, wie das mit dem Auslesen intelligenter Stromzähler bei uns funktioniert.
Das Auslesen des Stromverbrauchs im Zweisekundentakt ist weder für die Abrechnung noch für ein künftiges, intelligentes Energienetz notwendig. Ein Auslesen der Daten in so einer hohen Häufigkeit ließe sich auch nicht mit der im Datenschutzgesetz geforderten Datensparsamkeit vereinbaren. Eine Rückverfolgung aufs Fernsehprogramm ist aber nur mit einer hohen Abfragerate möglich. Bei uns werden für die Rechnungslegung nur Monatswerte an die Energieversorger übermittelt und nur der Endkunde kann sich auf Knopfdruck einen Viertelstundenwert anzeigen lassen.
Einer Manipulation auf dem Übertragungsweg beugen wir wie folgt vor: Die übertragenen Werte sind verschlüsselt, mit einem Zertifikat versehen und bewegen sich in einem virtuellen privaten Netz. Wir sind quasi der Postbote für ein Einschreiben mit Energiedaten. Wir stellen sicher, dass die verschlüsselten Daten vom Absender ungeöffnet zum Empfänger gelangen und lassen uns beim Abholen sowie beim Abliefern den Personalausweis zeigen ;-)
Es ist richtig und wichtig, neue Techniken auf Herz und Nieren zu prüfen. Deshalb entwickelt die Bundesregierung ja wie schon erwähnt Vorgaben zur Datensicherheit für Stromzähler. Letztlich ist alles eine Frage des Vertrauens. Banken erhalten ja zum Beispiel über die Bewegungen auf dem Girokonto einen sehr detaillierten Einblick in Lebensgewohnheiten. Diese Daten sind in Computern gespeichert. Trotzdem machen sich die wenigsten von uns Gedanken über den Datenschutz bei Banken. Warum? Weil es ein Bankgeheimnis gibt, ebenso wie es ein Fernmeldegeheimnis gibt.